Alfred Bekker

Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane


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kommen Sie nicht von hier und gehören auch nicht zur hiesigen Polizei?.”

      „Das ist korrekt”, sagte ich.

      „Dann kann ich mit Ihnen ja offen sprechen. Ich weiß, dass dieser Laden hier eine üble Vergangenheit hat. Aber damit haben wir heute nichts mehr zu tun. Hier laufen keine Drogengeschäfte, das Personal wurde nahezu vollständig ausgetauscht und es läuft auch im Hintergrund keine Geldwäsche mehr. Ich selber habe mit dieser alten Zeit nun wirklich gar nichts zu tun, denn als es hier hoch her gegangen sein soll, lebte ich noch in Amsterdam.”

      „Amsterdam?”

      „Ja.”

      „Dann ist ja alles gut und ich weiß ehrlich gesagt nicht, weshalb Sie sich so über das BKA beschweren. Sie dürften dann nichts zu befürchten haben.”

      „Ja, das wollte man eigentlich meinen. Aber was ich hier erlebt habe, seit ich das ‘Magic’ übernahm, grenzt wirklich an Schikane. Es wurden immer wieder alle möglichen Überprüfungen angeordnet. Und die Observation, die im Moment durchgeführt wird ist auch nur eine Maßnahme von vielen. Wissen Sie, ich bin nur ein Geschäftsmann, der in Amsterdam einige Discotheken und Clubs sehr erfolgreich nach oben gebracht hat und sich dachte: Das ‘Magic’ wäre eine super Investition! Aber hätte ich vorher gewusst, was mir das für einen Ärger einbringt, ich sage Ihnen, ich hätte wahrscheinlich die Finger davon gelassen.”

      „Herr Nöllemeyer, es gibt keinen Grund für Sie, uns gegenüber feindselig eingestellt zu sein. Wir versuchen nur unseren Job zu machen. Und der besteht im Moment darin, aufzuklären, was mit ein paar unserer Kollegen passiert ist, die früher einmal an Ermittlungen gegen eine Organisation namens Liga involviert waren, zu deren Einflussbereich auch das ‘Magic’ gehörte.”

      „Wenn ich Ihnen helfen kann, tue ich das. Aber wenn Ihre Kollegen hier in Hannover ihre Ermittlungen so durchführen würden, dass dadurch für mich kein geschäftlicher Schaden entsteht, dann wäre ich Ihnen sehr dankbar.”

      „Wir hätten ein paar Fragen an Hartmut Kreutzer.”

      „Hartmut hat gekündigt.”

      „Davon wusste der gleichnamige Kollege am Tresen offenbar noch nichts.”

      „Davon weiß noch niemand etwas - abgesehen von mir und Hartmut selbst. Und ganz ehrlich: Ich weiß auch noch nicht, wie ich das meinen Gästen beibringen soll.”

      „Wegen seiner besonderen Drinks?”

      „Er hat eine besondere, unterhaltende Art. Die Drinks sind natürlich auch ein Faktor. Jedenfalls hoffe ich, dass ich ihn noch überzeugen kann, seinen Entschluss wieder rückgängig zu machen. Aber er das dürfte schwierig werden.”

      „Hat er einen Grund für die Kündigung angegeben?”, mischte sich Rudi ein.

      „Nein. Aber ich habe ihm das Doppelte monatlich angeboten und er hat abgelehnt. Das hat mich schon sehr verwundert. Es geht das Gerücht um, dass er sich angeblich demnächst in der Karibik niederlassen will.”

      „Nicht zufällig auf den Cayman Islands, oder?”, fragte Rudi.

      Nöllemeyer grinste. „So viel verdient ein Barkeeper nicht, dass er davon durch einen Umzug in ein Steuerparadies profitieren könnte!”

      „Wo können wir Hartmut Kreutzer jetzt finden?”, fragte ich.

      „Er wohnt bei Myra Jörgensen. Die arbeitet hier als Go-go-Girl und will offenbar mit ihm zusammen in die Karibik. Und da Myra davon etwas herum erzählt hat, kann ich zwei und zwei zusammenzählen und denke mir, dass daher auch das Gerücht kommt, dass Hartmut solche Pläne hat. Allerdings dachte ich eigentlich immer, dass das so etwas wie ein langfristig gehegter Traum wäre - bis gestern Abend.”

      „Als Hartmut Kreutzer gekündigt hat?”, vergewisserte ich mich.

      „Richtig.”

      „Wie ist die Adresse dieser Myra?”

      „Sie kommen am schnellsten durch den Hintereingang des ‘Magic’ dort hin. Es geht durch einen Hinterhof. Das erste Gebäude rechts, dritter Stock. Ist keine zweihundert Meter entfernt.”

      30

      „Er könnte der Trittbrettfahrer gewesen sein”, sagte ich, während Rudi und ich zusammen mit Havixbeck und Gravenschmidt den Hinterhof durchquerten. „Ein Barmixer, der in die Karibik will und glaubt, dass er jetzt reich ist. So einen Zufall gibt es nicht! Zumal er Dieter Reims kannte.”

      Ein paar Minuten später standen Rudi und ich vor der Wohnungstür von Myra Jörgensen. Gravenschmidt und Havixbeck besetzten die Ausgänge des Hauses. Kreutzer hatte kein Namensschild hier. Ich klingelte.

      Ein Mann mit kurzgeschorenen grauen Haaren und athletischer Figur machte uns auf. Er stutzte. Offenbar hatte er jemand anderen erwartet. Vielleicht seine Lebensgefährtin Myra Jörgensen, die jetzt noch im ‘Magic’ ihrem Job nachging.

      Blitzschnell und ehe ich auch nur meinen Ausweis gezogen hatte, griff er unter das labberige Sweatshirt und riss eine Waffe hervor. Es war ein kleinkalibrige Revolver mit kurzem Lauf. Aber die Kugeln aus einer solchen Waffe sind auch tödlich - vor allem auf so kurzer Distanz.

      „Wer seid ihr? Wer schickt euch?”

      „Kubinke, BKA”, sagte ich. „Und wenn Sie mir versprechen, dass Sie nicht gleich abdrücken, zeige ich Ihnen sogar meinen Ausweis.”

      Keiner von uns rührte sich. Die Dienstwaffe herauszureißen und zu schießen wäre selbstmörderisch gewesen. Auf diese kurze Distanz konnte unser Gegenüber quasi nicht daneben schießen. Er wich einen Schritt zurück.

      „Das Spiel ist vorbei”, sagte ich nach einer Pause des Schweigens, in der Hartmut Kreutzer zu überlegen schien, wie es jetzt weitergehen konnte. „Wenn Sie zu fliehen versuchen, wartet man da bereits auf Sie. Und falls Sie einen Schuss abgeben, sind Sie wegen Angriffs auf einen BKA-Kommissar dran und das ist was ganz anderes als eine Entführung, die es nie gegeben hat. Also seien Sie vernünftig.”

      „Kommen Sie keinen Schritt näher.”

      „Wenn Sie einen von uns erschießen, wird der andere seine Waffe ziehen und Sie erschießen”, sagte ich ihm. „Davon abgesehen haben die kleinen Projektile Ihrer Waffe keine unmittelbar mannstoppende Wirkung. Sie töten mich vielleicht, aber vorher kann ich sehr wahrscheinlich noch Sie töten.”

      „Hören Sie auf und halten Sie den Mund!”

      „Ich würde vorschlagen, Sie geben mir einfach Ihre Waffe und wir bleiben alle unverletzt und am Leben.”

      Einen