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Bauphysik-Kalender 2021


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Brandfall.

      Kunststoffe sind brennbar, können aber dennoch im Bauwesen so verwendet werden, dass im Brandfall kein Risiko für die Bewohner entsteht. Bei einer Reihe von Anwendungen können sie sogar zur Verbesserung der Brandsicherheit eingesetzt werden.

      Das Brandverhalten von Kunststoffen für den Einsatz im Bauwesen wird nach verschiedenen Prüfmethoden beurteilt. Wie bisher in Deutschland, gibt es jetzt in Europa ein Prüf- und Klassifizierungssystem, mit dem brennbare Baustoffe in verschiedene Klassen eingeteilt werden.

      Die Beurteilung der werkstoffspezifischen Eigenschaften alleine hat jedoch oft wenig mit den Risiken beim tatsächlichen Anwendungsfall zu tun. Es ist und bleibt zwar sinnvoll (in Deutschland sogar vorgeschrieben), keine leichtentflammbaren Produkte zu verwenden, da diese ein besonderes Risiko für die Brandentstehung z. B. in der Bauphase darstellen, selbst wenn sie in der Endanwendung vor dem Angriff von Hitze und Flammen geschützt sind. Aber die Art und Nutzung des Gebäudes, die Verwendung und der Einbau der jeweiligen Produkte und die Eigenschaften von Verbundkonstruktionen sind entscheidende Faktoren, um für das Gebäude insgesamt ein sinnvolles brandschutztechnisches Konzept realisieren zu können. Die Bestrebungen der Gesetzgeber in vielen europäischen Ländern gehen dahin, ihre Vorschriften weiterzuentwickeln, sodass nicht mehr die bisher übliche isolierte Betrachtung von Werkstoffeigenschaften im Vordergrund steht, sondern eine brandschutztechnisch sinnvolle Gesamtkonzeption von Gebäuden. Im Rahmen von Brandschutzkonzepten können dann die jeweiligen Eigenschaften von Kunststoffen optimal genutzt und Risiken durch entsprechende konstruktive Maßnahmen minimiert werden.

      [1] Study to evaluate the need to regulate within the Framework of Regulation (EU) 305/2011 on the toxicity of smoke produced by construction products in fires, 17.01.2018.

      [2] Final Technical Report – SBI 2nd Round Robin, Januar 2005.

      [3] Fraunhofer ISE (2020) Aktuelle Fakten zur Photovol-taik in Deutschland, 26.03.2020.

      [4] Solar America Board for Codes and Standards (2010) Fire classification rating testing of stand-off mounted photovoltaic modules and systems [online] http://www.solarabcs.org/about/publications/reports/flammability-testing/pdfs/Solar%20ABCs-36-1-pager.pdf.

      [5] Steemann Kristensen, J.; Merci, B.; Jomaas, G. (2017) Fire-induced reradiation underneath photovoltaic arrays on flat roofs, Proceedings of the Fire and Materials.

      Edith Antonatus

      B 2

      Brandschutzbekleidungen und -beschichtungen

      Dipl.-Ing. Peter Proschek

      Riemeisterstr. 50, 14169 Berlin

      Studium des Bauingenieurwesens an der Ruhr-Universität Bochum. Tätigkeit in Ingenieurbüros (Statik, Baukonstruktion). Laufbahnausbildung für den höheren feuerwehrtechnischen Dienst. Leitungsaufgaben in verschiedenen Bereichen der Berliner Feuerwehr. Referatsleiter Brandverhalten von Baustoffen, Brandschutzbeschichtungen beim Deutschen Institut für Bautechnik in Berlin.

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        1 Brandschutztechnische Bekleidungen und Beschichtungen

        2 Bauprodukte zur Verbesserung des Brandverhaltens 2.1 Feuerschutzmittel und kesseldruckimprägniertes Holz 2.1.1 Verwendung 2.1.2 Baurechtliche Nachweise 2.2 Brandschutzgewebe zur Umhüllung von Leitungsanlagen 2.2.1 Verwendung 2.2.2 Baurechtliche Nachweise

        3 Bauprodukte, die zum Feuerwiderstand von Bauteilen beitragen 3.1 Plattenförmige Brandschutzbekleidungen 3.1.1 Verwendung 3.1.2 Baurechtliche Nachweise 3.2 Brandschutzputzbekleidungen 3.2.1 Verwendung 3.2.2 Baurechtliche Nachweise 3.3 Reaktive Brandschutzbeschichtungen auf Stahlbauteile 3.3.1 Verwendung 3.3.2 Baurechtliche Nachweise 3.4 Brandschutztechnisch wirksame Bekleidung 3.4.1 Verwendung 3.4.2 Baurechtliche Nachweise 3.5 Dämmschichtbildende Baustoffe 3.5.1 Verwendung 3.5.2 Baurechtliche Nachweise 3.6 Ablationsbeschichtungen 3.6.1 Verwendung 3.6.2 Baurechtliche Nachweise

        4 Literatur

       Der gleichnamige Beitrag aus dem Bauphysik-Kalender 2016 wurde aktualisiert und ergänzt.

      Brandschutzbeschichtungen und -bekleidungen sind Bauprodukte, die das Brandverhalten von Bauprodukten verbessern bzw. dazu beitragen, den Feuerwiderstand von Bauteilen zu gewährleisten. Die Verbesserung des Brandverhaltens von Holzwerkstoffen wird durch Kesseldruckimprägnierung oder durch Beschichten mit einer Brandschutzbeschichtung (Feuerschutzmittel) erzielt. Bei elektrischen Leitungen und Leitungsanlagen wird das Brandverhalten durch Umhüllen mit einem mit dämmschichtbildendem Baustoff beschichteten Brandschutzgewebe verbessert. Für den Feuerwiderstand von Bauteilen kommen plattenförmige Bauteile, Brandschutzputzbekleidungen, reaktive Brandschutzbeschichtungen und dämmschichtbildende Baustoffe zur Anwendung.

      Im Folgenden werden brandschutztechnische Bekleidungen und Beschichtungen sowie die bauordnungsrechtlich erforderlichen Nachweise erläutert.

      2.1 Feuerschutzmittel und kesseldruck imprägniertes Holz

      2.1.1 Verwendung

      Holz ist ein brennbarer Baustoff, der bei Temperaturen > 200 °C brennbare Gase freisetzt. Die Entzündung erfolgt durch direkte Flammeneinwirkung oder durch Hitzestrahlung. Es kann zu einer schlagartigen Entzündung großer Flächen (Flashover) kommen. Der Oberflächenbrand breitet sich in der Regel schnell aus. Er ist nach Wegnahme der Zündquelle nicht selbstverlöschend. Holz ist mit einer Dicke t > 2 mm mit einer Rohdichte von > 400 kg/m3 oder mit einer Dicke t > 5 mm mit einer Rohdichte von > 230 kg/m3 ein normalentflammbarer Baustoff der Baustoffklasse B 2 nach DIN 4102-4 [1]. Für die Anwendungsfälle, in