heftige „Vorfälle“, die ich angezeigt habe, da es für mich keine Möglichkeit des Ignorierens bzw. Wegschauens mehr gab (aus Sicht mancher Kollegen „gepetzt“ habe), zeige ich hier nicht auf, zum Schutz der total korrekt arbeitenden Kollegen. Die Meldung haben personelle Konsequenzen für die Täter nach sich gezogen und sie arbeiten meines Wissens nicht mehr in der Pflege.
Auch dient dieses Buch absolut nicht dazu, ketzerisch über Pflegeberufe oder die dort arbeitenden Menschen herzuziehen, nein auf gar keinen Fall, auch wenn es an manchen Stellen so wirken mag.
Vielmehr möchte ich aufmerksam machen auf die Missstände und zwar nicht auf die schon bekannten, wie z.B. evtl. schlechtes Essen in Einrichtungen, oder fehlendes Pflegematerial usw.
Ich möchte den in Pflegeberufen beteiligten Menschen ihre Verantwortung an ihrem eigenen Verhalten aufzeigen und glaube fest daran, dass jeder Mensch sich verändern kann, um in Folge glücklicher und zufriedener durchs Leben zu gehen.
Für mich ist die Altenpflege immer noch einer der wundervollsten Berufe, in denen ich bislang gearbeitet habe. Und alle an der Betreuung und Pflege beteiligten Berufsgruppen haben einen so großen Anteil an dem letzten zu gestaltenden Lebensabschnitt der Senioren/innen, dessen müssen sie sich immer bewusst sein. Und .... sollten Sie es richtig machen, dann ist dieser Beruf ein großes Geschenk für alle teilhabenden Menschen.
Mit diesem Glauben habe ich mich 2016 entschieden, von der Rezeption eines Altenheimes in die Altenpflege zu wechseln, obwohl mir die Arbeit an der Rezeption auch sehr viel Spaß gemacht hatte.
Doch auch damals habe ich schon gemerkt, dass viele Dinge sich innerbetrieblich und interpersonell nicht richtig anfühlten und ich wollte dem auf den Grund gehen.
Also machte ich an einem freien Wochenende eine Art Schnupper-Praktikum in der Pflege, um herauszufinden, warum die Abteilungen sich untereinander nicht verstanden und woher diese Problematik kommt.
Ich stellte fest, wie wohl ich mich am „Menschen“ fühlte und dass ich dort auf der Station sehr viel mehr geben konnte als an der Rezeption. Dank der Unterstützung der Heimleiterin war dieser Wechsel ein Leichtes.
Zeitgleich erkrankte meine Mutter an Demenz und wieder gab es das Problem der Versorgung aus der Ferne.
Natürlich sollte sie so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, also in ihrer schönen Wohnung und dem ihr vertrauten Ort.
Wir Kinder suchten einen Pflegedienst, der sie nach unseren Vorstellungen betreuen sollte, liebevoll, fachgerecht und das Wichtigste für uns war, dass unsere Mutter mit ihrer dementiellen Erkrankung ernst genommen wurde.
Sie sollte nicht als Kind, sondern als erwachsene alte Dame behandelt und betreut werden.
Wir 3 Geschwister waren abhängig von Menschen, die wir nicht kannten und nach dem beurteilen mussten, was wir während unserer kurzen Aufenthalte bei unserer Mutter erlebten. Diese Abhängigkeit aus der Ferne von einem ambulanten Dienst, mit allen Vor- und Nachteilen, lastete schwer auf uns.
Wir waren gezwungen „Vertrauen“ zu haben zu fremden Menschen, zu einer fremden Firma, und das war wirklich zu Beginn nicht einfach.
Nicht einfach für uns und durch unser ab und an doch argwöhnisches Verhalten mit Sicherheit auch nicht für den ambulanten Pflegedienst.
Zu unserem Glück waren zu der Zeit die Wartezeiten noch recht kurz und so konnte unsere Mutter von einem ortsansässigen Pflegedienst betreut werden.
Viele der Pflegenden kannten meine Mutter noch von früher und so eben auch eine Frau, die sich für unsere Mutter und auch für uns Kinder später als regelrechter Gutmensch herausstellen sollte.
Unsere Mutter erkannte die Dame nicht mehr, aber sie spürte instinktiv, dass diese (Geschäfts-) Beziehung sich richtig anfühlte.
Sie konnte unsere Mutter duschen (dies war sehr problematisch, es durfte auf gar keinen Fall ein männlicher Pfleger sein und auch keine Pflegerin, die sie nicht mochte).
Sie aß mit ihr zusammen Mittagessen und Abendbrot (die Mahlzeiten hätte meine Mutter vergessen) und sorgte dafür, dass das soziale Umfeld in Form von arrangierten Besuchen und Spieleabenden mit alten Freundinnen noch relativ lange bestehen blieb.
Arztbesuche, die meine Mutter Zeit ihres Lebens umgangen hat, wurden von ihr begleitet und abends, nach ihrer Schicht, verbrachte sie die Zeit mit ihr, bis unsere Mutter ins Bett ging.
Es schien als wurden beide durch dieses Arrangement beschenkt und sie waren sich sehr vertraut, auch wenn dies auf dem Papier natürlich eine Geschäftsbeziehung war.
Meine Mutter fühlte sich bei ihr bzw. dem Gutmensch geborgen und geliebt wie ein Kind und die Folge war, dass sie diese Frau unter ihrer Demenz „Mama“ nannte. (Dies war umso schöner, da meine Mutter ihre eigene sehr, sehr früh verloren hatte.)
An der Seite dieser Frau durfte sie mit ihren dementiellen Veränderungen leben und somit eine sehr liebevolle Lebens-Restzeit haben. Wir Geschwister sind heute noch in Kontakt mit dieser tollen Frau und so unendlich dankbar für ihre Liebe und Hingabe unserer Mutter gegenüber, die wir aus unterschiedlichen Gründen nie hätten leisten können.
(Warum nenne ich diese Frau nicht Pflegeengel? Seit Corona hört man sehr oft diese Bezeichnung für Menschen in Pflegeberufen. Engel sind jedoch eine Gattungsbezeichnung für himmlische Wesen und nicht für Menschen, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen!)
Und Engel treten leise
aus den blauen Augen der Liebenden,
die sanfter leiden.
Georg Trak
Alle Geschichten die ich hier erzähle, entsprechen allein „meiner“ eigenen Wahrnehmung.
Mein Empfinden resultiert natürlich aus meiner Lebenserfahrung und eigenen Lebensgeschichte aber ich schildere sie genau so, wie ich sie erlebt und empfunden habe.
Personen, Orte und Betriebe sind aus Datenschutzgründen unbenannt.
Sollte sich hier eine Person, sprich ein Leser, wiederfinden oder eine Institution vergleichbare Situationen erlebt haben, so darf gerne geschmunzelt, darüber nachgedacht oder vielleicht sogar eine Veränderung herbeigeführt werden.
Für ein beim Leser evtl. auslösendes, subjektives Gefühl betrachte ich mich in keiner Weise für verantwortlich.
In meinen Erzählungen springe ich zwischen den Geschlechtern hin und her, ich meine natürlich immer alle drei Geschlechter, wie m/w/d.
Auch vermische ich die Geschichten der 3 Wohnheime und der 2 Fachseminare in denen ich gearbeitet habe, aus Respekt vor den Einrichtungen und damit sich niemand auf den „Schlips“ getreten fühlt!
Und sehr, sehr wichtig ist mir, dass ich natürlich unheimlich viele, wundervolle Erfahrungen gemacht habe, speziell an meinem ersten Arbeitsplatz.
Auf allen Ebenen gab es dort Menschen, die sehr sozial, korrekt, engagiert und einfach super lieb waren, dass ich unendlich dankbar bin, diese Menschen kennengelernt zu haben und ein Stück des Weges mit Ihnen gehen durfte.
Aus diesem Grund möchte ich mich im Vorfeld unbedingt für die ganzen zauberhaften, rührenden und beeindruckenden Begegnungen mit eben diesen bedanken.
Ich durfte auf dieser Reise in der Altenpflege so wahnsinnig tolle Menschen kennenlernen, ob es in der Pflege selbst – zweifellos sehr gut ausgebildete Fachkräfte mit enormem Fachwissen – , tolle, höchst emphatische Pflegehelferinnen, Reinigungskräfte mit einem Herz aus Gold und auch Küchenpersonal, welches extrem bemüht war, die Bewohner zufrieden zu stellen.