Wiebke Wanning

„MENSCH BLEIBEN“ bis ans Lebensende


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respektable Kommunikation mit einer an Demenz erkrankten Person.

      In diesem Bereich fehlen spezifische Fortbildungen und Aufklärung in allen Abteilungen. Der Umgang mit Demenz erfordert Feingefühl, Empathie und Kenntnisse über die Krankheit, deren Verlauf und die Bedürfnisse der Betroffenen.

      Frau A. rennt!

      Das Heim war kein geschlossenes Heim und wenn ein Bewohner an Demenz erkrankt, wird der Umgang schwierig, vor allem wenn eine Hinlauftendenz vorliegt.

      Frau A. rannte den gesamten Tag durch das Haus, Tag- und Nachtrhythmus waren ebenfalls gestört, so dass es kaum möglich, bzw. sehr schwierig war ihren Aufenthalt zu kontrollieren. Natürlich wurde mit den Verwandten dieses Problem besprochen, aber diese wollten vorerst keine Verlegung für ihre Mutter.

      So kam eines Tages ein Passant von außerhalb zu mir an die Rezeption und meldete, dass draußen eine fast nackte, ältere Dame herum lief, ob diese eine Bewohnerin unseres Hauses war.

      Es war Frau A., die in Unterwäsche mit Hose und Schuhen in der Hand durchs Städtchen lief. Als ich sie ansprach, erklärte sie mir, dass sie zur Arbeit müsse und zu spät dran war, in ihren Augen ein ganz logischer Prozess. Ich konnte sie dazu bewegen mich zu begleiten, und während dieses Vorganges, der einige Minuten dauerte, empfand ich die Blicke der Menschen, denen Frau A. ausgesetzt war, als sehr würdelos. Sie starrten uns an, und wenn ich Blickkontakt zu ihnen aufgenommen habe, schauten sie peinlich berührt weg.

      Auch dieses Erlebnis zeigt auf, wie wenig die Bevölkerung aufgeklärt ist über psychische Erkrankungen im Alter und auch wie viel Angst die Menschen haben, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.

      Sehr wichtig fand ich schon während meiner Arbeit an der Rezeption, dass jeder Mitarbeiter, ob Reinigungskraft, Küchenhilfe oder Hausmeister und Verwaltung, regelmäßig eine Schulung im Umgang mit den psychischen Krankheiten wie Depression, Alzheimer oder Demenz erhalten sollte.

      Nach einiger Zeit weiterhin schlimmer Fehlverhalten von Mitarbeitern – vielleicht durch ihre Unkenntnis – setzte die Heimleitung 2 Termine für Schulungen fest.

      Aufklärung gerade in diesem Bereich ist sehr, sehr wichtig und kann allen Beteiligten das Miteinander sehr erleichtern.

      Ich würde mir in dieser Hinsicht auch Fortbildungen für ältere Pflegerinnen wünschen, da diese von „Validation“ (eine Methode und innere Haltung im Umgang mit Menschen mit Demenz) oft noch nie etwas gehört haben und sich auf dem Gebiet des Umganges mit psychisch Erkrankten sehr, sehr viel bewegt.

      Nicht das was einem passiert

      spielt eine Rolle,

      sondern wie man damit umgeht.

      Epiktel (ca. 55-135 n. Chr.)

      „Notfall“ und „Feueralarm“

      Die Einarbeitung an der Rezeption war kurz und knapp. Und da nicht jeder Mitarbeiter schon Verwaltungs- bzw. Rezeptions-Erfahrung hatte, bekamen wir einen Ablaufplan für jede Schicht, den wir abhaken und unterschreiben mussten. Dies war für ungelernte Kräfte eine gute Unterstützung.

      Wir befanden uns jedoch in einem Seniorenheim und dort kann sich so ein Ablaufplan auch mal verändern. Wir waren z.B. nicht auf Notfälle vorbereitet!

      Es kam wie es kommen musste... im Speisesaal ist ein Bewohner gestürzt und keiner der dort Anwesenden kannte den Notknopf. Durch aktivieren des Notknopfes wäre umgehend das nötige Fachpersonal benachrichtigt worden und es wäre keine Zeit verloren gegangen.

      So wurde natürlich erst einmal 1. Hilfe geleistet und dann erst jemand losgeschickt, der durch das Treppenhaus laufen musste um eine „Examinierte“ zu finden.

      Es ist derzeit noch mal gut gegangen, und die Heimleitung probte darauf hin zwischendurch ab und an den Notfall, dies hielt aber leider nur ca. ein halbes Jahr an und geriet wieder in Vergessenheit. Bei dem Personalwechsel in den Häusern wäre mein Vorschlag, dies mindestens zwei Mal im Monat zu üben.

      Das gleiche galt für den Feueralarm.

      Immer, wenn dieser anging, hieß es nur durch alle Abteilungen: „Nicht beachten, es ist eine Übung!“

      Ich fragte mich, was aber geschieht, wenn es mal zum Ernstfall kommen sollte? Wir stellten fest, dass die Bewohnerlisten für die Feuerwehr nicht aktuell waren. In den Listen wurden noch mittlerweile verstorbene Bewohner aufgeführt und auch aktuell bettlägerige Pflegebedürftige waren als mobil, also sich selbst rettend, eingetragen.

      Daraufhin wurde diese Liste aktualisiert, ob dem heute noch so ist? Ich würde es mir für alle Heime wünschen.

      Arbeitszeitenkontrolle

      Ein am Eingang hängender Apparat (Stechuhr), zeichnete per Chip Arbeitsbeginn und –ende eines jeden einzelnen Mitarbeiters auf. Dies bedeutete, ich an der Rezeption wusste immer wer sich während meiner Schicht im Haus aufhielt.

      Die Unterschiedlichkeit der Menschen war sehr interessant. Einige kamen abgehetzt in der letzten Sekunde zur Arbeit, was natürlich völlig legitim ist, einige kamen lange vor Dienstbeginn, damit sie noch gemütlich mit der Vorschicht plaudern konnten.

      Einige stempelten sich in ihrer Pause aus, was wenn man das Haus verließ, gefordert war. Einige taten dies jedoch einfach nicht!

      Zum Schichtende kamen manche exakt zeitig runter um auszustempeln, andere hielten sich noch minutenlang vor der Rezeption auf, weil es noch zu früh war, um zu gehen.

      Es gab auch Fälle, bei denen ein Kollege heimlich für einen anderen ein- oder ausgestempelt hat. Dies war nicht erlaubt, aber ich gehe davon aus, dass Gründe vorlagen, für die manche Vorgesetzten evtl. kein Verständnis aufgebracht hätten.

      Und wiederum „vergaßen“ manche sich ein- oder auszustempeln, wodurch eine zeitliche Kontrolle nicht mehr möglich war. (In einem mir bekannten Fall aus Angst vor zu viel Überstunden!)

      Der Fleißige

      Er hat keine Zeit innezuhalten,

      keine Zeit zurück zu schauen.

      Den Menschen, denen er begegnet,

      schenkt er keinen Blick.

      Viel hat er zu schaffen,

      er geht mit Eile ans Werk.

      Es gibt so vieles zu tun.

      Je mehr er schafft, desto größer der Berg.

      Dann neigen sich seine Tage dem Ende zu.

      Er steht dort, einen Stock zum Stützen fragt sich: Was hat das Leben mir gegeben,

      und was soll es mir heute noch nützen?

      So jagt er durchs Leben ohne es zu greifen.

      Freude lief hinter ihm her

      doch konnte ihn nie erreichen.

      Jan-Magnus Bruheim

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