Wiebke Groth

¡PARAGUAY, MI AMOR!


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folge verdattert und peinlich berührt. Was denkt mein Stiefbruder nun von mir?

      Ich habe immer noch rote Wangen, als ich das Haus betrete.

      Jost kommt mir entgegen. „Valeska, Liebes! Wir haben uns schon Sorgen gemacht! Komm rein!“

      „Jost entschuldige bitte! Ich habe mich wie ein schmollender Teenager benommen!“

      „Nein, hast du nicht, Valeska. Es tut mir leid, es scheint, das alles hier ist ein bisschen viel für den ersten Tag.“

      „Ja, aber morgen gehen wir ja shoppen!“

      „Ja, das wird dir Spaß machen. Schau, Valeska, nur eine kleine Sache. Pass ein bisschen auf Juanita auf, ja? Es wäre mir lieb, wenn du das Geld nimmst und bezahlst.“

      Er reicht mir einen Umschlag. „Damit könnt ihr euch einen schönen Tag machen“, sagt er fröhlich.

      Ich umarme ihn und er erwidert gerührt meine Umarmung, ehe wir uns zufrieden plaudernd ins Wohnzimmer zum Rest der Familie begeben.

      RAMÓN

      Ich sprinte schon fast zum Haus und gelange unbeobachtet ins Badezimmer.

      ¡Chale! Das war verflucht heftig!

      Irgendwie gefiel mir meine kleine Stiefschwester schon, als ich sie versehentlich nackt im Bad gesehen habe. Das war erst gestern!

      Aber ich hätte nie gedacht, dass mein Körper so heftig reagiert, als ich sie bei meinem spontanen Tanz dichter an mich heranzog.

      Ich glaube, sie hat meine Latte gespürt, warum sonst wäre sie nach einem scharfen Atemzug sofort zurückgesprungen?

      Seit Esma sich vor sechs Monaten von mir getrennt hat, habe ich nicht mehr mit dieser Heftigkeit auf eine Frau reagiert, auch wenn ich zuerst jede Frau, die mitkam, mit zu mir in mein Bett genommen habe. Seit drei Monaten pausiere ich allerdings und das aus gutem Grund.

      Mierda, ich muss mich von ihr fernhalten!

      Etwas Ernsthaftes passt im Moment sowieso nicht in mein Leben. Ein Urlaubsflirt wäre allerdings nicht zu verachten, da die Kleine nach sechs Wochen eh ins 10000 km entfernte Deutschland zurückkehrt.

      Es wäre sogar recht unterhaltsam und exotisch, es mal mit einer Europäerin zu tun …

      Außerdem würde es kaum mit meinen anderen Plänen kollidieren. Ich springe bei diesem anregenden Gedanken unter die Dusche, meine Klamotten liegen auf dem Boden verstreut.

      Zuerst kümmere ich mich um mein dringlichstes Bedürfnis.

      Ich komme sehr heftig, als ich mir vorstelle, wie ihr kleiner hübscher Mund an meinem Schwanz saugt. Dann genieße ich die heiße Dusche.

      In meinem Zimmer entspanne ich etwas auf meinem Bett und lasse meine Gedanken schweifen. Es hat mir gefallen, wie sie sich so vertrauensvoll von mir trösten ließ. In dem Moment tat sie mir einfach nur leid, wie sie da im Heu saß, so verloren.

      Obwohl wir uns erst seit gestern kennen, ist es erstaunlich, welch tiefschürfende und interessante Gespräche ich mit ihr führen kann.

      Später muss ich zugeben, habe ich den Flirt absichtlich herbeigeführt, und es schien ihr zu gefallen. Die Luft zwischen uns knisterte, und wäre Black Lightning nicht gewesen, hätte ich versucht, sie zu küssen.

      Beeindruckt hat mich, wie selbstverständlich sie sich um Black Lightning gekümmert hat, und mein Angebot mit dem Ausritt war zwar sehr eigennützig, aber ich wollte ihr etwas Schönes geben, damit sie sich wohler fühlt.

      Beim spontanen Tanz hätte ich sie zu gerne geküsst, als ich sie dichter an mich zog, doch mein Ständer und ihr gleichzeitiges Zurückweichen machten mir einen Strich durch die Rechnung.

      Wahrscheinlich hätte ich mir damit sowieso nur Ärger bei José und Mama eingehandelt.

      Unwillkürlich runzele ich meine Brauen, als mir aufgeht, dass es Riesenärger gibt, wenn ich Valeska das Herz breche. Sie ist so zusagen Familie, wenn auch nicht mit mir verwandt.

      Egal, ich lass es drauf ankommen. Die deutschen Mädchen sollen da locker sein und unverbindlichen Urlaubsflirts nicht abgeneigt...

      Nach drei sexlosen Monaten habe ich mir das verdient, auch wenn Pedro nicht begeistert sein wird. Als mein bester Freund Miguel und ich vor vier Monaten von ihm aufgenommen wurden, mussten wir so einiges schwören, auch, sich in nächster Zeit nicht auf eine feste Beziehung einzulassen.

      „Ich kenne euch Jungs“, meinte er zwinkernd, „ich war ja auch mal jung. Ich kann euch die Mädchen nicht ganz verbieten, sonst nützt ihr mir nichts!“

      Dann mussten wir mit unserem Blut schwören (an dieser Stelle mussten Mig und ich lachen, so absurd und pathetisch wirkte es), mit niemand Außenstehendem über LOPED zu sprechen. Die Abkürzung steht für „La Organización por un Paraguay Equitativo y Democrático“.

      „Niemals, wirklich niemals“, schärfte er uns ein, „dürft ihr uns verraten.

      Sollte es dazu kommen, dass ihr verhaftet werdet, dürft ihr keine Namen preisgeben. ¿Comprendéis?“ – Schwört es auf das Leben eurer Mütter!“

      Pedro hat schon allein deswegen Heldenstatus bei mir, weil er Papa sehr gut kannte. Er war einer seiner engsten Freunde und als Papa verhaftet wurde, hat er Mama unterstützt und ihr beigestanden. Er war bei der Beerdigung – ich erinnere mich noch vage an den schlanken und agilen Mann mit Bart, der heiße Tränen vergoss und eine Grabrede hielt, bei der Mama und beide abuelas grässlich zu weinen anfingen.

      Pedro ist also der Kopf von LOPED. Das war er auch schon vor fünf Jahren, aber damals wusste ich es noch nicht. In drei Wochen treffen wir uns wieder.

      Ich werde es so legen. dass es mit dem Wochenende zusammenfällt, wenn ich die Mädels mit nach Asunción nehme.

      Das ist unverfänglich und fällt niemandem auf. Aber es ist gut, dass ich keine feste Beziehung habe ...

      Schmerzlich fällt mir wieder Esma ein, die so brutal mit mir Schluss machte. Ich habe sie so geliebt, zweieinhalb Jahre waren wir zusammen.

      Auch wenn ich weiß, dass ich nicht gut darin bin, eine feste Beziehung zu pflegen, hätte ich mir gewünscht, mit Esma eine Familie zu gründen und alt zu werden.

      Es tut auch jetzt noch weh, wenn ich daran denke.

      Mig, mit dem ich mir eine Dreizimmerwohnung in der Hauptstadt teile, musste mit mir viel Geduld haben. Eine Woche weigerte ich mich zu essen und trank nur, weil Mig mir das Wasser ans Bett brachte. Ich schwänzte die Uni und stand den ganzen Tag nicht auf.

      Als ich immer noch keine Anstalten machte, das Bett zu verlassen, drohte er mir: „Ramón, amigo, es reicht! Meine Geduld als dein bester Freund ist zu Ende! Wenn du jetzt nicht zur Vernunft kommst, nehme ich mir deinen Blasenkatheter und die Magensonde, die du zu Übungszwecken hier hast, und probiere sie nicht an der Übungspuppe, sondern an dir aus!“

      Da Miguel Jura studiert und keine Ahnung von Anatomie hat, wusste ich, dass ich nachgeben musste, denn sein mangelndes Talent würde er mit dem ihm eigenen Ehrgeiz wettmachen, und das konnte nur schmerzlich für mich enden!

      Allmählich fand ich wieder zu einem Leben ohne Esma zurück. Auf die folgenden Wochen bis zu der denkwürdigen Aufnahme in die LOPED bin ich allerdings nicht stolz.

      Ich vögelte nahezu jedes Mädchen, das mir über den Weg lief und Interesse zeigte, und ich verletzte so einige.

      Miguel konnte aber ein paar „trösten.“

      Es war wie ein Spiel zwischen uns und wir beherrschten es perfekt.

      Vor sieben Wochen hatte ich einen grässlichen Albtraum: „¡Esma, no! ¡No lo hagas! ¡Noooo!“, brüllte ich so laut im Schlaf, dass Mig aus dem Nachbarzimmer angerannt kam. Sein dunkles, lockiges Haar stand wild vom Kopf ab und seine dunkelgrünen Augen blickten besorgt, als er mich weckte: „Rami, wach auf, du träumst!“