John Farndon

Big Ideas. Das Film-Buch


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href="#fb3_img_img_df23535a-7816-58b4-97a3-d20bafd7e9b3.jpg" alt="image"/> Der große Bluff (1939) image Cabaret (1972)

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      AN DEINER STELLE WÜRDE ICH EIN BISSCHEN EINE SZENE MACHEN

      MENSCHEN AM SONNTAG / 1930

       IM KONTEXT

      GENRE

       Stummfilmdrama

      REGIE

       Robert Siodmak, Curt Siodmak

      DREHBUCH

       Curt Siodmak, Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer, Billy Wilder

      STARS

       Erwin Splettstößer, Annie Schreyer, Wolfgang von Waltershausen, Christl Ehlers, Brigitte Borchert

      FRÜHER

      1927 Walther Ruttmanns experimenteller Dokumentarfilm Berlin: Die Sinfonie der Großstadt zeigt, zu Orchestermusik, einen Tag in Berlin.

      SPÄTER

      1948 Vittorio De Sicas neorealistischer Film Fahrraddiebe erzählt eine alltägliche Geschichte, die vollständig an Originalschauplätzen entstand.

      Das deutsche Kino der 1920er- und 1930er-Jahre stach durch Stil und technische Könnerschaft hervor. Menschen am Sonntag allerdings war in ganz anderer Hinsicht wegweisend: Er ist ein fließender, unbekümmerter Film, der Realismus anstrebt.

      Die Filmemacher Robert Siodmak und Edgar G. Ulmer, beide damals Neulinge, wurden später mit straffen Thrillern in Hollywood erfolgreich, doch Menschen am Sonntag stellt das Gegenteil dar. Er ist auch anders als die späteren Werke seines Drehbuchautors Billy Wilder, der sich mit dem Dokumentarstil an den Reportagen von Siodmaks Bruder Curt orienterte. Dieser wiederum schrieb später viele Vorlagen für die Horrorfilme der Universal Studios.

       Ein Filmexperiment

      Der Untertitel des Films lautete »Film ohne Schauspieler«. Er zeigt 24 Stunden im Leben von fünf Berlinern, gespielt von Laien in Rollen, die ihrem wahren Leben entsprachen. Weinhändler Wolfgang flirtet mit Komparsin Christl. Sie verabreden einen Sonntagsausflug nach Nikolassee. Dann besucht Wolfgang den Taxifahrer Erwin und dessen Freundin Annie, ein Mannequin, die er ebenfalls einlädt mitzukommen. Nach einem Streit lässt Erwin sie zugunsten von Wolfgang, Christl und der Schallplattenverkäuferin Brigitte allein.

      Im Rückblick ist dieses ungekünstelte Geschehen sehr berührend, denn alle Beteiligten mussten vor Ende des Jahrzehnts ins Exil. Doch es ist kein Zynismus spürbar, nur der optimistische Glaube an »morgen«. image

      »Wir saßen an einem Tisch in der Nähe, während sie entschieden, was wir an jenem Tag tun würden. Es war vollkommen improvisiert.«

       Brigitte Borchert

      Ebenfalls sehenswert: Fahrraddiebe (1948) image Außer Atem (1960) image Samstagnacht bis Sonntagmorgen (1960)

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      MORGEN WERDEN DIE VÖGEL WIEDER SINGEN

      LICHTER DER GROSSSTADT / 1931

       IM KONTEXT

      GENRE

       Stummfilmkomödie

      REGIE

       Charlie Chaplin

      DREHBUCH

       Charlie Chaplin

      STARS

       Charlie Chaplin, Virginia Cherrill, Harry Myers

      FRÜHER

      1921 Chaplin dreht seinen ersten Spielfilm Der Vagabund und das Kind mit der 13-jährigen Lita Grey, die er drei Jahre später heiratet.

      1925 Chaplins Goldrausch wird der erste Kinohit, in dem ein Vagabund auftritt.

      1927 Der Jazzsänger, erster vollständig vertonter Spielfilm, beendet die Stummfilmära.

      SPÄTER

      1936 Chaplins letzter Stummfilm Moderne Zeiten klagt die Arbeitsbedingungen während der Großen Depression an.

      Charlie Chaplins Lichter der Großstadt – für den er das Drehbuch schrieb, Regie führte und als Darsteller wirkte – war einer der letzten großen Filme der Stummfilmzeit. Für viele ist er eine der besten Komödien aller Zeiten. Obwohl er 1931 herauskam, vier Jahre nach dem ersten echten Tonfilm Der Jazzsänger, produzierte Chaplin Lichter der Großstadt trotzig als Stummfilm, nur mit einigen wenigen verzerrten Toneffekten und eigener Filmmusik.

       Tramp und Blumenmädchen

      Die Geschichte beginnt in einer Großstadt, wo Chaplins Vagabund vor einem Polizisten flieht, der ihn wegen Landstreicherei festnehmen will. Auf der Flucht klettert er durch ein Auto und begegnet dem blinden Blumenmädchen (Virginia Cherrill). Mit seiner letzten Münze kauft er ihr eine Blume ab und nachdem das Mädchen die Autotür hört, hält es ihn für einen reichen Mann.

      Nicht als Vagabund erkannt, verliebt er sich in das Mädchen und will der reiche und schöne Wohltäter sein, für den sie ihn hält. Er beschließt, sie aus der Armut zu retten, und als er hört, dass eine Operation ihr das Augenlicht zurückgeben könne, sucht er nach Wegen und Mitteln, um das Geld dafür aufzutreiben: er fegt u. a. die Straßen und lässt sich in einem Preisboxkampf zusammenschlagen – Gelegenheiten für Chaplin, seine Markenzeichen Slapstick, Doppeldeutigkeit und Melodram zu entfalten.

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      Das Plakat für die Erstaufführung des Films im Kino von 1931 baut ganz und gar auf den Wiedererkennungseffekt von Chaplin in der Rolle des Vagabunden.

      Nachdem der Vagabund einen Millionär, der von seiner Frau verlassen wurde, vom Selbstmord abhält, erhält er von diesem zum Dank 1000 Dollar für das Mädchen. Leider schätzt der reiche Mann den Vagabunden nur als Freund, solange er betrunken ist. Wieder nüchtern, beschuldigt er ihn des Diebstahls. Der Vagabund flieht und kann dem Mädchen nur noch das Geld für die Operation geben, bevor er ergriffen und ins Gefängnis geworfen wird.

       Berührende Begegnung

      Nach seiner Entlassung steht er plötzlich vor einem Blumengeschäft, in dessen Fenster das Mädchen Blumen arrangiert. Sie hat sich die Augen operieren lassen und kann sehen. Voller Sympathie für den Vagabunden hebt sie die Blume auf, die Straßenkinder ihm aus der Hand geschlagen haben. Als sich ihre Hände berühren, erkennt sie ihn – alles andere als der charmante Prinz, den sie sich vorgestellt hat. Der Vagabund