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Eine schwarze Limousine fuhr vor. Es handelte sich um eine Sonderanfertigung mit Überlänge. Offenbar wurde in der Immobilienbranche ganz gut verdient. Die Türen öffnete sich.
Ein grauhaariger, untersetzter Mann mit hoher Stirn stieg aus.
Wir gingen ihm entgegen.
"Sanders von Parker & Sarrasco", stellte er sich vor.
Wir hielten ihm unsere Ausweise hin, die er mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.
Orry machte keine Umschweife. Er fragte sofort nach dem Verbleib der Lieferung aus Paterson.
"Tut mir leid, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen", erklärte Sanders mit unbewegtem Gesicht. "Wir kaufen und verkaufen Grundstücke und Gebäude, sonst nichts."
"Ich nehme an, dass über diese Lieferungen entsprechende Unterlagen bestehen", mischte ich mich ein. "Und die werden unsere Kollegen vermutlich sehr bald ans Tageslicht bringen."
Sanders atmete tief durch. "Glauben Sie, ich kenne jede Buchung unseres Unternehmens auswendig?"
"Bauteile eines ABC-Schutzraums sind keine sehr alltägliche Ware", erwiderte ich.
Orrys Handy klingelte.
Unser Kollege nahm den Apparat ans Ohr, sagte zweimal kurz hintereinander "Okay" und nickte dabei. Dann schaltete er das Gerät ab.
Anschließend wandte Orry sich an Sanders.
Das Gesicht unseres indianischen Kollegen war sehr ernst.
"Sie sollten mit uns zusammenarbeiten, Mr. Sanders. Es gibt Unterlagen, die die Lieferung beweisen. Fragt sich nur, wo das Zeug geblieben ist."
"Es handelt sich nicht um illegale Güter", war Sanders' kühle Erwiderung.
"Es geht um Entführung und Mord", sagte ich. "Und wenn Sie da hineingezogen werden wollen, dann behindern Sie ruhig weiter unsere Ermittlungen... Ihr Unternehmen befindet sich im Besitz einer Scheinfirma auf den Niederländischen Antillen, die wiederum die Tarnadresse einer obskuren Sekte darstellt. Und diese Sekte bringen wir mit den Verbrechen in Verbindung..."
"Damit habe ich nichts zu tun" sagte Sanders. "Ich habe keine Ahnung, wer die Geldgeber sind, die..."
"Schon gut", unterbrach ich ihn. "Wo sind die Sachen geblieben, verdammt noch mal?"
"Meine Güte, das ist Monate her! Ich weiß es nicht!"
Sanders schrie es beinahe. Er war sichtlich nervös. "Es kam ein Anruf" sagte er dann. "Es hieß einfach nur, dass alles abgeholt würde. Ich habe mich nicht weiter darum gekümmert."
"Warum nicht?"
"Wie Sie richtig sagten, gehört unser Unternehmen einem Konsortium auf den Niederländischen Antillen. Von dort kam die Anweisung. Es war ein Gefallen, um den man uns gebeten hat und warum sollten wir da groß fragen?"
41
Sally fühlte sich schwach und elend. Sie taumelte vorwärts.
Schweißperlen rannen ihr über das Gesicht.
Sie zitterte.
Ich muss es tun, dachte sie. Ich muss einfach...
Sie wankte die enge Seitenstraße entlang. Eine streunende Katze huschte hinter übervollen Mülleimern hervor und jagte quer über die Straße.
Sally zuckte zusammen.
Sie drehte sich um. Ihr Puls raste. Stundenlang war sie einfach nur gelaufen. Durch dunkle Straßen und enge, schmale Seitengassen. Bei jedem Geräusch war sie bis ins Mark erschrocken.
Und immer war ihr so, als würde sie beobachtet.
Sie werden mir folgen, ging es ihr durch Kopf. Es hat keine Sinn! Du bist zu schwach, Sally... Sie versuchte gegen diese lähmenden Gedanken anzukämpfen, so gut es ging.
Aber sie fühlte kaum noch Kraft in sich.
Sie lehnte gegen die Wand eines Brownstone-Hauses.
Ein Wagen bog um die Ecke. Sally drückte sich an die Wand.
Sie wartete ab. Es war schon ziemlich hell geworden.
Der Wagen jagte die schmale Straße in viel zu hohem Tempo entlang.
Sally hielt den Atem an. Sie duckte sich hinter einen rostigen Ford, den jemand halb auf dem Bürgersteig geparkt hatte.
Die Bremsen des Fords quietschten. Türen wurden geöffnet.
"Sie muss hier irgendwo sein!", rief eine heisere Männerstimme.
Sally zitterte. Sie hörte die Schritte näherkommen.
Nur Augenblicke blieben ihr.
Aber sobald sie sich erhob, würde sie ins Blickfeld der Verfolger geraten.
Sie legte sich flach auf den Boden und rollte sich unter den parkenden Wagen.
Dann verhielt sie sich still. Sie wagte kaum zu atmen.
Die Schritte hatten sie erreicht.
Sally sah nur die Füße von zwei Verfolgern.
Sie hörte ein ratschendes Geräusch, so als ob jemand eine Waffe durchlud.
"Verdammt, wo kann sie geblieben sein?"
"Jedenfalls kann sie sich nicht in Luft auflösen..."
"Hier ist sie jedenfalls nicht..."
Die Schritte entfernten sich. Sally rührte sich noch immer nicht. Eine ganze Weile noch blieb sie unter dem parkenden Wagen liegen. Auch noch, als sie hörte, wie die Verfolger in den Wagen stiegen und davonfuhren.
Tränen standen in ihren Augen.
Ich will leben, dachte sie und blanke Verzweiflung stieg in ihr auf. Für mich ist es zu spät, ging es ihr durch den Kopf.
Viel zu spät...
Es ist nicht richtig, Hunderttausende oder noch mehr Menschen umzubringen, dachte sie. Selbst im Namen des Kampfes gegen das Böse nicht... Unter der Oberfläche hatte diese Erkenntnis immer in ihr geschlummert. Aber sie war verschüttet gewesen. Verschüttet durch die mit sonorer Stimme vorgetragenen Worte des Propheten Josiah Morgan - jenem Mann, von dem Sally geglaubt hatte, er sei die Sense Gottes.
Das sind die Einflüsterungen