Walter G. Pfaus

Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis


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zur Beifahrerseite. Sie streckte Jennifer ein paar Geldscheine entgegen.

      Jennifer trat ans Fenster.

      „Eigentlich mache ich so etwas nicht“, sagte sie.

      „Was denn?“

      „Na ja, verraten, wer meine Kunden sind. So etwas in der Art haben Sie sich gedacht, oder? Kommt immer wieder mal vor, dass irgendwelche eifersüchtigen Ehefrauen so etwas wissen wollen. Aber ich will nicht für das tragische Drama verantwortlich sein, das sich dann im Anschluss abspielt. Außerdem wär’s auch schlecht für’s Geschäft.“

      „Steigen Sie ein. Ich will etwas ganz anders von Ihnen.“

      „Einen flotten Dreier? Oder lesbisch?“

      „Ich erkläre es Ihnen gleich. Nehmen Sie das Geld und steigen Sie ein!“

      Jennifer zögerte zunächst.

      „Haben Sie Vorurteile oder Hemmungen?“, fragte die Fahrerin des Ford. „Wundert mich, ehrlich gesagt.“

      „Nein, das nicht.“

      Jennifer nahm das Geld und stieg ein. Die Frau am Steuer fuhr los.

      „Wir fahren zu mir nach Hause. Hinterher ist für Sie noch mal dasselbe drin.“

      „Da sage ich nicht nein.“ Jennifer atmete tief durch. „Wissen Sie, seit dieser irre Killer wieder aktiv geworden ist, der den Frauen die Haare abrasiert, bin ich sehr vorsichtig geworden und bediene eigentlich nur noch Stammkunden, die ich seit Jahren kenne.“

      „Nett, dass Sie bei mir eine Ausnahme machen.“

      „Sie sind eine Frau. Ihnen traue ich.“ Sie zuckte mit den Schultern und kramte in ihrer Handtasche herum. Neben einem Elektroschocker befand sich dort auch ein Pillendöschen. Jennifer nahm ein paar Dragees und schluckte sie herunter.

      „Ich will ja wach bleiben“, erklärte sie, als der Wagen an einer Ampel kurz anhielt und die Fahrerin sie erstaunt musterte.

      „Ich verstehe. Aber es gibt Besseres dafür, als Pillen.“

      „Was?“

      „Kaffee.“

      „Der wirkt schon lange nicht mehr bei mir.“

      „Sie haben meinen Kaffee noch nicht probiert, Lady. Aber dazu haben wir sicher gleich Gelegenheit.“

      41

      Am nächsten Morgen fanden wir uns in Mr Highs Büro zu einer Besprechung ein.

      In einer Nachtschicht hatten die Kollegen des Innendienstes die Videoaufzeichnungen aus den Überwachungskameras des Carlisle Buildings ausgewertet und nach Personen gesucht, die aus dem Umfeld von Jaden Nichols stammten.

      „Glücklicherweise sind die Kollegen fündig geworden“, erklärte Mr McKee. „Am Tag des Attentats auf Sonny Ricone war Nichols’ rechte Hand Tom McMurdo zur passenden Zeit im Carlisle Building.“

      „Wir können seine Anwesenheit im obersten Stock etwa eine Viertelstunde vor dem tödlichen Schuss nachweisen“, berichtete Max Carter. „Danach muss er den Aufstieg zum Dach benutzt und sich in Position gelegt haben. Die Waffe wurde übrigens schon bei anderen Schießereien verwendet, die sich im Dunstfeld von Jaden Nichols’ Geschäften abgespielt haben.“

      „Worauf warten wir dann noch?“, fragte Clive.

      „Nehmen Sie genug Agenten mit, Clive, der Mann ist gefährlich“, warnte Mr McKee.

      Und Max ergänzte: „Seine letzte Bewährung läuft noch. Er wohnt in einem Penthouse am Ascenzi Square in Brooklyn. Wenn ihr ihn dort nicht antrefft, müsst ihr es später in einem der Clubs versuchen, die unter der Kontrolle von Jaden Nichols stehen.“

      Mr McKee wandte sich anschließend an Milo und mich. „Für Sie beide habe ich eine andere Aufgabe. Überprüfen Sie das Alibi von Randall Jakes. Dr. Schmitt hat mir bereits signalisiert, dass er vom psychologischen Profil her Zweifel daran hegt, dass Jakes wirklich der richtige Mann ist.“

      „In Ordnung, Sir“, bestätigte ich.

      42

      Wir fuhren zum Riverside Hotel am Verdi Square. Den Sportwagen stellte ich im dazugehörenden Parkdeck ab.

      Zunächst durchsuchten wir Randall Jakes’ Zimmer. Aber er hatte nur einen Koffer mit Kleidung von zu Hause mitgenommen.

      Wir fanden keinerlei relevante Spuren oder irgendwelche Anhaltspunkte, die uns Ausschluss darüber geben konnte, wo er gewesen war, als Eileen Genardo und Susan Michaels umgebracht worden waren.

      Die Hotelleitung war sehr kooperativ. Man bat uns nur um ein möglichst weitgehendes Stillschweigen.

      Wir befragten Hotelangestellte, die zu den fraglichen Zeiten Dienst gehabt hatten und sahen uns die Aufzeichnungen der Videoüberwachung an. Das Ergebnis war nicht eindeutig. Entgegen seiner Darstellung während des Verhörs hatte Randall Jakes an den fraglichen Abenden das Hotel gegen 21 Uhr verlassen und war jeweils etwa zwei Stunden später zurückgekehrt.

      „Die Zeit ist sehr knapp“, rechnete Milo mir vor. „Das würde höchstens funktionieren, wenn er noch irgendwo eine Wohnung in Brooklyn angemietet hätte, in der er die Taten begehen konnte.“

      „Vielleicht