nur schwer identifizieren konnte.
Ein Gospelchor begann zu singen und das Publikum stimmte in ein Lied ein.
Joshua Freed sang mit großer Inbrunst.
Die Veranstaltung dauerte gerade mal eine Dreiviertelstunde und ich fragte mich, ob manche aus dem Publikum vielleicht nur deswegen hier waren, weil irgendein Fernsehsender ihnen ein paar Dollars zugesteckt hatte.
Wir postierten uns rechtzeitig in der Nähe des Ausgangs, um die Zuschauer beim Hinausgehen beobachten zu können.
Mir fiel eine junge Frau auf, die ich sofort erkannte.
Donna McNolan!
Ich grüßte sie. Sie wandte den Kopf in meine Richtung und sah mich vollkommen verständnislos an.
Wenig später war sie in der Menge verschwunden.
„Sie scheint einen guten Riecher zu haben, diese Donna McNolan“, meinte Milo.
„Du glaubst, sie hatte denselben Gedanken wie wir?“
„Warum sollte sie sonst hier sein, Jesse?“
Ich sah sie kurze Zeit später noch einmal aus der Menge auftauchen. Sie blickte in meine Richtung und ging dann weiter.
Ich hatte keine Zeit mehr, mich gedanklich mit der Reporterin zu befassen, denn in diesem Augenblick stieß mir Milo in die Rippen.
„Da ist er, Jesse! Randall Jakes!“
37
Wir drängelten uns durch die Menschen und erreichten nach wenigen Augenblicken den Mann, den Milo als Randall Jakes identifiziert hatte.
„Mister Randall Jakes?“, fragte Milo.
„Was wollen Sie?“, fragte Jakes.
„Ihnen Ihre Rechte vorlesen. Sie sind nämlich vorläufig verhaftet und haben das Recht zu schweigen. Falls Sie darauf verzichten sollten, kann alles, was Sie von nun an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet...“
„Sind Sie noch bei Trost?“, fragte Jakes.
Einige der anderen Besucher der Veranstaltung drehten sich zu Milo und mir um. Sie beobachteten misstrauisch die Szene.
Ich hielt Jakes den Ausweis unter die Nase. Milo legte ihm Handschellen an.
„Steckt meine Frau dahinter oder was ist jetzt los?“, fragte Randall Jakes völlig konsterniert. Er leistete keinerlei Widerstand.
„Mit Ihrer Frau hat das nichts zu tun - auch wenn Sie sich vielleicht nicht ganz so sehr darüber freut, Sie bald wieder zu sehen, weil Sie ihr ziemlich wehgetan haben!“
„Pah“, machte Jakes. „Sie mag es so.“
„Ja sicher“, erwiderte ich. „Irgendeine Ausrede hat jeder!“
Wir führten ihn ab. Über Funk sagten wir Josy und Fred Bescheid, die sich am Hinterausgang postiert hatten.
„Ich weiß wirklich nicht, was Sie wollen!“, rief Randall Jakes. „Nicht zu fassen, jetzt schicken Sie das FBI schon wegen einer harmlosen Auseinandersetzung mit meiner Frau, die außerdem auch noch anderthalb Wochen zurück liegt!“
Immerhin lieferten uns die blauen Flecken seiner Frau einen Grund, ihn länger festzuhalten, als die üblichen 48 Stunden, um der Staatsanwaltschaft ausreichende Beweismittel für eine erfolgreiche Anklage vorlegen zu können.
38
Wir brachten Randall Jakes zum Bundesgebäude an der Federal Plaza, wo er in einer der Gewahrsamszellen auch die Nacht verbringen würde.
In einem Verhörraum wurde er unter Leitung unseres Verhörspezialisten Dirk Baker befragt. Milo und ich waren auch dabei. Wir hatten zwar längst Feierabend, aber wir wollten auf der anderen Seite einfach wissen, wie sich Jakes zu den Anschuldigungen äußerte.
Dr. Gary Schmitt traf ebenfalls ein.
„Wie ich Ihren Kollegen schon hundertmal gesagt habe, ich würde nie jemanden umbringen“, stieß Jakes hervor.
Dirk fragte ihn nach seinem Alibi zu den für die Morde an Eileen Genardo und Susan Michaels relevanten Zeiträumen.
„Ich war im Riverside Hotel am Verdi Square!“, verteidigte er sich. „Fragen Sie die Bedienung! Überprüfen Sie die Bänder der Überwachungskameras oder finden Sie heraus, wann ich mit meinem Wagen die Tiefgarage verlassen habe!“
„Das werden wir“, versprach Dirk. „Aber zunächst einmal möchten wir von Ihnen einen nachvollziehbaren Ablauf der Ereignisse an den betreffenden Abenden geschildert haben.“
„Ich werde mich erst wieder äußern, wenn mein Anwalt da ist“, erklärte er schließlich, nachdem er sich zunächst bereit erklärt hatte, ohne Anwalt auszusagen.
„Mister Jakes, wir wissen, dass Sie Prostituierte aufsuchen und Sie dafür bezahlen, dass Sie ihnen die Haare abschneiden dürfen“, stellte Gary Schmitt fest.
„Was wollen Sie jetzt von mir? Dass ich zugebe, zu Prostituierten zu gehen, sodass Sie eine Handhabe gegen mich haben und mich erst einmal einbuchten können! Ich lebe zurzeit im Hotel, weil ich meine Ehe zu retten versuche, aber daraus werden Ihre Rechtsverdreher doch gleich Verdunkelungsgefahr schließen