mir doch egal.«
»Was soll denn jetzt kommen?« Der kleine Kerl kicherte. »Was willst du uns jetzt für einen Bären aufbinden?«
»Wir gehören zu dieser Ranch. Ich bin dort Vormann.«
Der Marshal grinste, und die beiden anderen brachen in lautes Gelächter aus.
»Damit rückst du jetzt heraus?« Cobb rollte die Zigarre in den anderen Mundwinkel.
»Es sind nur vierzig Meilen«, sagte Jay noch einmal mit Nachdruck. »Schicken Sie einen Reiter nach Rancho Bravo. Er kann in drei Tagen wieder zurück sein!«
»Wen dem wirklich so wäre, sagt es über den Raubmord absolut nichts aus«, erklärte der kleine Kerl, der noch mit dem schweren Revolver herumfuchtelte.
»Eben«, stimmte der Stadtmarshal zu. »Aber wir sind keine Narren, Durango, oder wie du sonst heißen magst. Außerdem bringt es euch nichts, wenn wir euch drei Tage Luft verschaffen.«
»Sie müssen das nachprüfen!« Rio rüttelte an den Gitterstäben. »Das ist Ihre Pflicht!«
»Meine Pflichten kenne ich besser als du!«, brüllte der Stadtmarshal den hünenhaften Mann in der Zelle an. »Darüber müsst ihr Galgenvögel mich nicht aufklären. Ihr kriegt etwas zu essen, wie es sich gehört. Und bis morgen fällt mir etwas ein, wie wir weiterkommen!«
»Verdammte Bande!«, stieß Rio unbeherrscht hervor. »Vielleicht habt ihr ihn selbst umgebracht und sucht nur ein paar Dumme, auf die ihr es schieben könnt!«
Cobb nahm die Zigarre aus dem Mund. Der kleine Kerl zielte mit dem Revolver auf Shayne. Der dritte Mann zog die schon weggesteckte Waffe wieder.
»Hör auf, Rio«, murmelte Jay.
»Hol ihn heraus, Marshal!«, verlangte der Kleine. »Das lassen wir uns nicht bieten!«
Rio trat zurück.
»Hol ihn heraus!«, schimpfte der kleine Kerl. »Der kriegt von mir die passende Antwort.«
»Morgen reden wir weiter. Über alles wird morgen gesprochen.« Cobb paffte heftig an der Zigarre und kämpfte damit die Versuchung nieder, wie die anderen Rache nehmen zu wollen für die Anschuldigung, die ihn tief traf.
Und Jay wusste, dass Rios hitzige Art sie immer tiefer in den Schlamassel trieb, in dem sie bereits steckten.
»Gehen wir!«, befahl der Marsahl. »Ich verständige den Keeper, dass er für die beiden eine Suppe kochen soll.«
Widerstrebend verließen die Männer das Office. Der Stadtmarshal blieb noch zurück und blickte in die Zelle.
»Und, haben sie ausgepackt?«, fragte draußen jemand.
»Denen wachsen doch Haare auf den Zähnen!«, maulte der eine.
»Verdächtigt haben sie uns!«, rief der Kleine keifend. »Wir hätten das alte Schlitzohr umgebracht, sagt der eine.«
Cobb schüttelte den Kopf. »Komische Typen seid ihr schon.« Dann folgte er den anderen. Die Tür klappte zu.
*
»Dummkopf«, sagte Jay.
Rio setzte sich auf eine Pritsche. »Könnte doch ganz gut möglich sein, oder?«
»Ausgeschlossen.«
»Warum?«
»Weil das zu viele sind, als dass sie sich auf die Dauer trauen könnten. Der Marshal ist doch kein Schwachkopf. Außerdem bleibt nicht viel, wenn sie es teilen. Ein paar hundert Dollar für jeden.«
»Da sind noch die beiden Farmer, Jay!«
Durango blickte auf. »Ja, die standen gestern vor dem Saloon.«
»Und die wissen unter Garantie, dass es sich lohnen würde, diesen komischen Halsabschneider zu fleddern!«
Jay stand auf. »Die könnten ihm gefolgt sein. Oder sie lauerten an dem Weg, den er nehmen würde. Sicher kannten sie diesen Weg.«
»Und warfen uns dann die Tasche ins Gestrüpp«, setzte Rio hinzu. »Wer weiß, wie lange die schon auf eine Gelegenheit warteten, zu Geld zu kommen und anderen was in die Schuhe zu schieben.«
Jay lief in der Zelle hin und her.
»Die sitzen jetzt vielleicht in ihrer Hütte, zählen die Bucks und lachen sich halbkrank über diese Spießer!«
»Gut möglich, Rio. Aber wenn wir dem Marshal jetzt damit kämen, meint der auch nur, wir würden etwas von uns abwälzen wollen. Außerdem würden die Reiter bemerkt, wenn die wirklich dahin ritten. Und da wäre nichts zu finden.«
»Das müssten wir selbst nachprüfen können.«
»Du sagst es.« Jay lehnte sich gegen das Gitter. »Aber wie?«
Rio blickte über die Wände, stand auf und klopfte sie ab. Er kletterte zum Lichtschacht hinauf und sah die im Westen über Wald und Hügeln stehende Sonne.
Da knarrten die Fußwegbretter vor dem Office, die Tür wurde geöffnet und ein Mädchen im verwaschenen Kattunkleid, mit aufgenähten Pappsternen daran, trat ein.
»Hallo, ich bin Fee!«, rief das Saloonmädchen mit rauer Stimme. Es versetzte der Tür einen Tritt, dass sie herumschwang und zuknallte. Die Fensterscheibe rasselte.
»Hallo«, sagte Jay lahm.
Fee schaute sich um, trat dann dicht ans Gitter und sagte: »Siebentausend, wenn nicht noch viel mehr, schätzen die Leute die Beute! Wieviel ist es wirklich?«
»Haben sie dich geschickt?«, fragte Jay zurück.
»Offiziell soll ich euch fragen, ob ihr Bohnensuppe oder Maisbrot und Käse haben wollt. Aber inoffiziell hoffen sie wirklich, dass ich eher was erfahre.« Das Mädchen mit dem Faltengesicht lachte krähend.
»Sag Ihnen, wir nehmen die Bohnensuppe.«
»Gut. Du heißt Jay?«
»Ja. Und er Rio.«
Fee nickte Shayne zu. »Warum seid ihr denn mit dem Zaster nicht auf und davon? Wegen des Verletzten in der Hütte?«
»Sag ihnen, wir wollen die Bohnensuppe!«, wiederholte Jay barsch.
»He, nun dreh doch nicht gleich durch! Lass uns in Ruhe darüber reden, Mann, Jay! Ich sitze hier ziemlich auf dem Trocknen. Meine Zeit ist um. Doug gibt mir sozusagen das Gnadenbrot. Weil er keine Frau hat und hofft, ich würde ihn nehmen. Aber soll ich bis an mein Lebensende in diesem Nest sitzenbleiben? «
»Was will sie eigentlich, Jay?« Rio näherte sich dem Gitter.
»Keine Ahnung.«
»Die Hälfte für mich Jay!«
»Und?«
»Ich hole euch heraus. Cobb ist doch nur im Nebenberuf Marshal. Weil er als Büchsenmacher sowieso kaum Arbeit hat. Und er wohnt nicht hier. Nachts ist kein Mensch im Office. Normalerweise jedenfalls nicht. Er wird einen Nacht-Marshal hierher setzen. Irgendeinen alten Mann, der am Tage nichts tut und sich die Nacht um die Ohren schlagen kann. Sie befürchten nicht, dass euch jemand helfen könnte.«
»Ich weiß immer noch nicht, was das werden soll«, sagte Rio.
»Sie will uns helfen. Für die Hälfte der Beute.«
Rio tippte sich an die Stirn. Jay stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen.
»Lass sie doch mal ausreden!«
»Na endlich!« Fee rollte gelangweilt mit den Augen. »Ihr dürft mich natürlich nicht aufs Kreuz legen wollen.«
»Nein, das tun wir nicht!« versprach Jay.
»Na also, jetzt kommen wir doch langsam auf den Grund der Sache. Was habe ich für Garantien?«
»Unser Wort«, erwiderte Jay Durango prompt.
»Das