Pete Hackett

Colt-Helden: Super Western Sammelband 7 Romane


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weiter nach Westen verliefen, zügelte Stadt-Marshal Cobb seinen Grauen und wartete auf das Aufgebot.

      »Die können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben«, knurrte der Schmied.

      »Hier waren sie nicht«, gab Cobb zurück. »Wir hätten neue Spuren finden müssen.«

      »Dann sind sie offenbar direkt dahin, wo das Geld versteckt liegt«, vermutete Barbier Keach. »Die wollen keine Zeit verlieren, Marshal. Kann man sich ja auch denken.«

      Cobb ritt weiter. Im Morgengrauen verloren sich die Spuren bald auf dem Gestein der trockenen Rinne. Der Stadt-Marshal hielt sich nicht damit auf, alles in der Runde abzusuchen, weil er sicher war, damit nur die kostbare Zeit zu vergeuden.

      Im Galopp ließ er den Grauen durch das Bachbett laufen. Das Aufgebot galoppierte hinter ihm her.

      Noch vor dem ersten Hügel lenkte der Marshal den Grauhengst aus der Rinne und zügelte ihn.

      Nebelfetzen hingen zwischen den flachen Erhebungen und hüllten das Dickicht ein.

      »Ja, hier irgendwo müsste es sein«, murmelte der Barbier, der sich nachdenklich über das stopplige Kinn rieb. »Sie mussten schließlich nach Süden zurück, um schneller als wir bei der Hütte sein zu können.«

      »Wir sollten eine Kette bilden, nach Süden reiten und alles absuchen«, schlug der schrankbreite Schmied vor. »Mehr können wir ohnehin nicht mehr tun.«

      Cobb nickte, verteilte die Leute und ritt dann ungefähr in der Mitte zwischen ihnen südwärts. Alle zwanzig Yard suchte ein anderer Mann das Gestrüpp ab.

      Die Sonne ging auf und warf strahlenden Glanz über die Wildnis. Die Nebelschwaden lösten sich auf.

      Eine Stunde ritten die Männer suchend in breiter Kette nach Süden, dann gaben die ersten auf und kehrten zu dem Marshal zurück. Die anderen ließen sich nicht nötigen und folgten ihnen. Sie sahen lustlos aus.

      »Ich möchte wissen, für wen wir das alles tun«, maulte der Barbier, der die Stimmung übersah und schon immer gesagt hatte, was er wirklich dachte.

      »Das frage ich mich allerdings auch«, stimmte Hiram Savage, der Drugstorebesitzer zu. »Obwohl McClure mir eigentlich recht nützlich war. Er transportierte manches für mich von Pueblo heran, was meine Wagen nun selbst holen müssen, was allemal teurer wird.«

      Cobb blickte über das Gestrüpp hinweg. Dunst senkte sich über das Land. Ein Flimmern stand vor den Hügeln und den Waldgebieten im Westen vor dem Colorado River.

      »Von hier aus ist es nicht mehr weit zu den Zattigs«, wandte ein Mann ein. »Wir sollten sie fragen, ob sie was hörten.«

      Cobb nickte. Da er selbst keine bessere Idee hatte, ritt er weiter nach Süden hinunter.

      *

      Jay und Rio ließen ihre Pferde zwischen Sagebüschen und Cottonwoods zurück. Sie befanden sich noch rund eine halbe Meile von der Farm entfernt und konnten nur die Dächer der beiden Hütten in der flimmernden Luftspiegelung erkennen. Jay glaubte fest, dass sie unbemerkt bis hierher gelangten.

      Sie schlichen durch das Buschwerk, erreichten das reichlich lichte Maisfeld und gingen in die Hocke. Der Hof der Farm blieb ihnen noch verborgen, und so hatten sie auch die Zattig-Brüder bisher nicht gesehen und wussten nicht, wo sie sein mochten.

      Jay richtete sich vorsichtig auf, glitt zum Feld hinüber und zwischen die Stauden. Er musste geduckt gehen, so kümmerlich wuchs der Mais in diesem Sommer.

      Rio befand sich links von ihm und glitt wie eine Schlange durch die Reihen. Es dauerte nicht lange, dann vermochten sie den Hof und den Rest des Anwesens zu überschauen. Die Hüttentür stand weit offen. Im Korral steckten die Pferde und Maultiere mitten in der Umzäunung die Köpfe zusammen. Die Sättel hingen über der Fenz, der flache Ranchwagen stand ein Stück dahinter. Seine Deichsel war nach oben gestellt.

      Die Farm erweckte den Eindruck tiefen Friedens.

      Jewy Zattig trat aus der Hütte, setzte sich davor auf die Bank und streckte die Beine aus. Er zog eine Maiskolbenpfeife aus der Tasche, stopfte sie, schob den speckigen Zylinder in den Nacken und klemmte die Pfeife zwischen die Zähne. Auf der Bank rieb er ein Schwefelholz an und setzte den Tabak in Brand.

      Sein etwas jüngerer Bruder tauchte auf und lehnte sich an die Wand.

      »Ist heute Sonntag?«, fragte Rio flüsternd.

      »Ich weiß nicht.«

      »Es sieht aus, als wäre Sonntag und die Zattigs gläubige Leute, denen ein solcher Tag heilig ist.«

      Jay sah, wie die beiden alten Männer sich zufrieden angrinsten. Jewy lachte glucksend.

      Da erschallten Geräusche. Zuerst klang es wie ein Raunen, das eine nahende Bö verursachte, dann wurden die Geräusche lauter und härter.

      Die beiden Männer bei der Hütte hörten es. Jewy sprang auf und hastete zur Hüttenecke.

      »Wer ist es?«, rief Boris erschrocken.

      Dahin war der geruhsame Farmfrieden.

      »Der Marshal mit seinem Haufen.«

      »Verdammt, was wollen die denn?«

      »Das gefällt mir gar nicht!«, schimpfte Jewy, klopfte die Pfeife an der Wand aus und zog sich den speckigen Zylinder in die Stirn.

      Jay sah die Reiter von Norden kommend auftauchen. Marshal Cobb besaß mehrere Längen Vorsprung und zügelte sein Pferd vor dem Farmer.

      Jewy Zattig trat zurück. »Was ist denn passiert, Marshal, dass ihr so früh am Morgen schon von Norden kommt? «

      »Die Halunken sind uns durchgebrannt.«

      »Was?« Zattig trat noch weiter zurück. »Machen Sie keine Witze, Cobb. Das kann brandgefährlich für uns werden.«

      Der Stadt-Marshal stieg ab und trat vor das Pferd. Den Zügel behielt er kurz in der Hand.

      Die anderen stiegen ebenfalls ab und bildeten einen Halbkreis vor den abgerissenen Brüdern.

      »Ihr habt nichts Verdächtiges gehört?«, erkundigte sich der Stadtmarshal, der die beiden scharf nacheinander anschaute.

      »Absolut nichts.« Jewy rückte nervös an seinem alten Zylinder herum. »Die nehmen Rache an uns.«

      »Wieso an euch?«

      »Na ja, weil ich doch dazukam, als sie verhaftet wurden.«

      »Die beiden holen ihr Geld und kratzen die Kurve.«, sagte der Barbier. »Damit sind die genug beschäftigt.«

      »Und der dritte?«

      »Der hat solche Sorgen nicht mehr«, sagte der Marshal barsch. Er ging an den Zattigs vorbei und schaute in die Hütte.

      Jewy wandte sich um. »Suchen Sie was? Hier haben die beiden den Zaster bestimmt nicht versteckt!«

      Cobb kehrte zu den anderen zurück.. »Wir können nichts weiter tun, als den US Marshal zu verständigen. Reiten wir zur Stadt zurück.«

      Die Männer stiegen sofort auf.

      »Wenn wir noch was von den Kerlen bemerken, verständigen wir Sie sofort», versprach Boris. »Oder wir nehmen sie selbst fest, wenn es sich einrichten lässt.«

      »Wieso konnten die beiden denn entwischen?«, wollte Jewy noch wissen.

      »Fee«, erwiderte der Marshal nur.

      Aber Keach setzte hinzu: »Die sollte für dich bei den beiden spionieren und hat dir was gehustet, Cobb.«

      Verstohlen grinsten die Männer.

      »Vergiss das nicht, dem US Marshal mit zu melden.« Barbier Keach trieb sein Pferd an, galoppierte über den Hof und entfernte sich nach Südosten.

      Boris Zattig kicherte. »Das ist wirklich ziemlich komisch, Marshal, wenn man so ’reingelegt wird.«

      »Halt’s