Pete Hackett

Colt-Helden: Super Western Sammelband 7 Romane


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und nichts herausfinden muss, der kann ja auch keinen Fehler machen. Dieser Narr!«

      Die Reiter verließen bereits den Farmhof in einer lang auseinandergezogenen Kette.

      »Seid vorsichtig«, sagte der Stadtmarshal. »Und haltet die Augen offen.« Er schnalzte mit der Zunge und ritt den anderen nach.

      *

      Jewy nahm den Zylinder ab und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Boris sank auf die Bank vor der Hütte und bekreuzigte sich.

      Jewy stülpte die speckige Kopfbedeckung auf das lange Silberhaar.

      »Der Marshal ist so blöd wie ein Ofen.«

      »Hast du ihn deswegen so hofiert?«

      »Nein, Boris. Dann wäre ich ja genauso vernagelt wie er. Ich wollte, dass er so bleibt. Wenn man einem Zucker um den Mund schmiert, bekommt er den faden Beigeschmack nicht mit.«

      Wie Teufel grinsten die beiden sich an.

      »Aber dass diese Kerle frei sind, gefällt mir gar nicht.« Jewy Zattig wurde ernst.

      »Denkst du, die riechen den Brei vielleicht?«

      »Woher soll ich das wissen, Boris? Ausgesprochen dämlich sahen sie allerdings nicht aus. Aber ich hatte eine solche Panne nicht einkalkuliert.«

      »Das Mädchen, Jewy! Das hat in Montrose keinen müden Dollar mehr verdienen können.«

      »Und die beiden schlauen Halunken müssen ihr vorgegaukelt haben, da wäre ein Vermögen zu verdienen!« Jewy fluchte und spuckte in den Sand.

      »Wir sollten den Zaster ausgraben und verschwinden!«, schlug Boris vor.

      »Keine Panik! Wenn wir jetzt abhauen, merkt der Stadt-Marshal doch noch was. Wir müssen monatelang jammern, am besten noch das Maisfeld anzünden und die Sonne dafür verantwortlich machen. Dann schlucken die Leute, dass wir hier aufgeben mussten. Dann merkt keiner was. Nur nicht zu plötzlich.«

      »Dann wollen wir es wenigstens ausbuddeln.«

      »Warum?«

      »Wenn die Kerle etwas riechen und hier herumschnüffeln, könnten sie die Stelle finden, an der frisch gegraben wurde.«

      Jewy sah nachdenklich aus, zog den Zylinder erneut vom Kopf und musste sich wiederum den Schweiß vom Galgenvogelgesicht wischen.

      »Wir können es im Haus verstecken. Das ist sicherer. Unter den Dielen. Der Herd lässt sich zur Seite bewegen. Darunter würde niemand das Holz aufhacken!«

      »Gut.« Jewy setzte den Zylinder auf. »Das ist vielleicht in der Tat besser, Boris. Hol den Spaten!«

      Der jüngere Zattig wandte sich dem Schuppen zu.

      Jay Durango blickte zu Rio hinüber und flüsterte: »Wir sind genau im richtigen Moment gekommen.«

      Rio nickte. »Wenn wir nur Waffen hätten, um die beiden angreifen zu können!«

      »Nein, das ist doch nicht unsere Sache. Da winden die sich doch noch heraus und erzählen dem Marshal, wir hätten die Beute mitgebracht. Das überlassen wir Cobb.«

      Jewy wandte sich um und blickte aus zusammengekniffenen Augen zum Maisfeld herüber.

      Jay kam der Verdacht, er könnte zu laut gesprochen haben. Er hielt den Atem an und versuchte, sich noch tiefer an den Boden zu ducken.

      Da kehrte Boris aus dem Schuppen zurück. Er brachte einen kurzstieligen Spaten mit und kicherte, als er seinen Bruder erreichte.

      »Was hast du denn, setzt dir die Sonne zu sehr zu?«, schimpfte Jewy.

      »Ich sehe immer noch die doofen Gesichter der Stadtfräcke, Jewy. Die beiden standen beinahe auf dem Zaster! « Boris kicherte wieder.

      Jewy nahm ihm fluchend den Spaten ab und umging die Hütte.

      Jay konnte den Kerl nicht mehr sehen. Auch der andere verschwand aus seinem Blickfeld. Er hörte Büsche rascheln. Der Spaten fuhr in den Sand. Dann wiederholte sich das Rascheln.

      »Nimm du den Spaten!«, kommandierte Jewy.

      Zwei Minuten später tauchten die beiden wieder auf. Boris trug den kurzen Spaten. Jewy hielt einen Leinensack, zweimal so groß wie eine Hand, in den Fingern. Als er ihn spielerisch wog und dabei schüttelte, ließ sich das Klimpern der Silbermünzen bis ins Maisfeld vernehmen.

      Die beiden tauchten in der Hütte unter.

      »Zurück, Rio!«, flüsterte Jay.

      Geduckt schoben sie sich rückwärts durch die Staudenreihen und erreichten das Feldende. Doch erst jenseits der Büsche durften sie es wagen, zu ihrer vollen Größe emporzuwachsen.

      Die Pferde fanden sie noch dort vor, wo sie beide zurückließen.

      Jay nahm den Braunen am Zügel und führte ihn weiter von der Farm weg. Rio kam ihm mit dem anderen Tier nach.

      »Und nun?«

      »Wir brauchten ein Gewehr. Wenigstens einen Revolver.«

      »Um den Marshal bedrohen zu können?«

      »Genau. Für andere Argumente ist er ja leider bisher noch nicht zugänglich. «

      »Der wird Augen machen, wie eine Kuh wenn es donnert!«, versicherte Rio. »Ich meine, wenn er die Silberdollars unter dem Herd sieht.«

      Jay stieg auf und ritt durch das Dickicht weiter von der Farm weg.

      Rio holte ihn ein. »Aber der Marshal soll eine Frau haben. Der wohnt nicht allein in seinem Haus.«

      Durango dachte bereits daran.

      »Die schlägt in der Stadt Krach, Jay. Und dann haben wir wieder die ganze Horde auf dem Hals.«

      »Die kämen aber zu spät. Wenn Cobb das Geld gesehen hat, ist die Sache für uns ausgestanden, Rio. Die Frau muss uns also nicht unbedingt behindern, wenn wir mit dem Marshal nur genügend Vorsprung gewinnen.«

      »Du meinst, wir müssen sie binden wie den Nachtwächter?«

      »Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«

      »Und Waffen?«

      »Nachts soll niemand im Office sein.«

      Rio zügelte sein Pferd. »Du spinnst doch!«

      »Angst?« Jay lächelte scharf.

      »Es wäre einfacher, zur Ranch zu reiten und mit Verstärkung zurückzukehren.«

      »Das dauert mit jetzt zu lange. Niemand weiß, was den Zattig-Brüdem morgen einfällt. Ob sie so gelassen bleiben, wie sie jetzt noch sind. Nein, das müssen wir schnell klären. In der nächsten Nacht!«

      *

      Jay schob sich an der Wand entlang. Sein Ärmel kratzte über die rohen Wandbretter. Er sah den aus dem Saloon fallenden Lichtschein und mehrere Männer drinnen am Tresen. Als er einen Blick um die Ecke werfen konnte, atmete er auf.

      Im Office brannte kein Licht. Wie erwartet hielt sich der Stadt-Marshal nicht darin auf.

      Jay schob sich zurück, glitt hinten um die Ecke und erreichte die schmale Hintertür. Er schaute sich um und meinte Rio und die Pferde bei den Büschen im Mondschein schemenhaft zu sehen. Bestimmt war der hünenhafte Partner noch aufgeregter als er selbst. Jay lächelte darüber.

      Die Tür besaß innen einen Riegel, der sich jedoch von außen nicht betätigen ließ. Dafür saß er nicht sehr fest, so dass die Tür zwei Fingerbreit bewegt werden konnte.

      Jay griff in den Falz, stemmte einen Stiefel gegen die Wand und zog an der Tür. Das aufgesetzte Fugenbrett brach ab. Durango strauchelte, vermochte sich jedoch zu fangen. Er klemmte das Brett quer in die Fuge und benutze es als Hebel. Der Riegel platzte von der Tür und schlug drinnen dumpf auf den Boden. Die Tür sprang auf. Im Mondschein erkannte Jay eine kleine Kammer, gerade groß genug