Clemens von Alexandria

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den Herrn an, und der Herr ließ Donner und Regen kommen zur Zeit der Ernte.“3930

      2. Siehst du, daß es ein einziger Gott ist, der durch die ihm untergeordneten Mächte „auf Gerechte und Ungerechte regnen läßt“?3931

      3. Unsere ganze Schrift ist aber voll von Berichten, wie Gott die Gebete der Gerechten erhört und jede einzelne Bitte erfüllt.

      4. Wiederum berichten die Griechen, daß Aristaios auf Keos dem Zeus Ikmaios3932 opferte, als einmal die Passatwinde ausblieben. Denn es herrschte eine große Not, da alles von der Sonnenglut verbrannt wurde und vor allem die Winde, die dem Getreide Kühlung zu bringen pflegen, nicht wehten. Er aber bewirkte durch sein Gebet leicht, daß sie wieder kamen.3933

      5. Und als Xerxes gegen Griechenland zu Felde zog, da gab die Pythia den Delphiern das Orakel: „Männer von Delphi, fleht zu den Winden, und Hilfe wird kommen.“3934 Als dann die Einwohner von Delphi den Winden einen Altar errichtet und Opfer dargebracht hatten, da gewannen sie die Winde zu Bundesgenossen. Indem sich nämlich am Vorgebirge Sepias gewaltige Stürme erhoben, zerschlugen sie die ganze Kampfrüstung der persischen Flotte.3935

      30.

      1. Und Empedokles von Akragas erhielt den Beinamen „Windabwehrer“. Als sich nämlich einmal von dem Berge Akragas her ein Wind erhob,3936 dessen Wehen für die Bewohner lästig und ungesund war, aber auch bei ihren Frauen Unfruchtbarkeit verursachte, soll er den Wind zum Aufhören gebracht haben.3937

      2. Deshalb sagt er auch selbst in seinem Gedicht: „Auch die Gewalt des rastlosen Sturms wirst du stillen, der hinfegt Über die Erde, zum Schaden der Menschen die Fluren verwüstend. Umgekehrt, wenn’s dir beliebt, wirst du Winde bestellen.“3938

      3. Und er sagte, daß viele ihm nachfolgen, von denen „Sehersprüche die einen verlangen, die andern schon lange Bohrende Schmerzen erleiden gefährlicher Krankheit.“3939

      4. Offenbar sind sie auf Grund unserer Schriften zu dem Glauben gekommen, daß die Gerechten Heilungen und Zeichen und Wunder vollbringen. Denn wenn auch gewisse Gewalten die Winde erregten und die Regengüsse verteilen, so sollen sie doch den Psalmdichter hören: „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr der Gewalten!“3940

      5. Er ist der Herr der Gewalten und der Mächte und der Herrschaften,3941 von dem Moses in der Absicht, daß wir mit ihm zusammensein sollen, sagt: „Und beschneidet eure Herzenshärtigkeit und seid nicht länger halsstarrig! Denn der Herr, euer Gott, er ist der Herr der Herren und der Gott der Götter, der große und gewaltige Gott“,3942 und was auf diese Worte folgt.

      6. Und Jesaias sagt: „Hebet eure Augen in die Höhe und schaut: Wer hat all dies geschaffen?“3943

      31.

      1. Nun sagen manche, daß Seuchen und Hagelschläge und Stürme und Ähnliches nicht allein infolge von Störungen in der Natur, sondern auch infolge einer Art von Wutanfällen der Dämonen und der bösen Engel zu entstehen pflegen.

      2. So erzählt man, daß die Magier in Kleonai die Wolken am Himmel beobachten, die ein Hagelwetter zu bringen drohen, und durch Zauberlieder und Opfer das drohende Unwetter weglenken. 3. Und wenn sie einmal kein Opfertier haben, dann ritzen sie einen eigenen Finger, so daß er blutet, und begnügen sich mit diesem Opfer.3944

      4. Und Diotima von Mantinea erwirkte den Athenern, als sie vor dem Ausbruch der Pest opferten, einen zehnjährigen Aufschub der Krankheit,3945 so wie ihnen auch die Opfer des Kreters Epimenides den Perserkrieg um eine ebenso lange Zeit hinausschoben.3946 Man meint aber, es mache keinen Unterschied, ob wir nun diese Geister Götter oder auch Engel nennen wollen.

      5. So haben die der Lehre Kundigen bei vielen, ja fast allen Tempeln bei der Grundlegung die Gräber der Verstorbenen mit in die Grundmauer hereingenommen, wobei sie ihre Seelen Dämonen nannten und lehrten, daß sie von den Menschen verehrt werden müßten, da sie wegen ihres reinen Lebens durch die göttliche Vorsehung die Befugnis erlangt hätten, zum Dienst an den Menschen auf der Erde umherzuwandeln. Denn sie wußten, daß einige Seelen von Natur an die Körper gefesselt seien.

      32.

      1. Doch darüber werden wir seinerzeit in dem Abschnitt über die Engel sprechen, wenn unsere Schrift so weit fortgeschritten ist.

      2. Demokritos aber wurde “Weisheit” genannt, weil er auf Grund seiner Beobachtung der Vorgänge am Himmel vieles voraussagte. So sagte er z.B., als ihn sein Bruder Damasos gastfreundlich bei sich aufgenommen hatte, vorher, daß ein starker Regenguß kommen werde, was er aus Beobachtung gewisser Gestirne erschlossen hatte. Wer ihm nun glaubte, der brachte das Getreide in Sicherheit (dies war nämlich, wie zur Sommerszeit üblich, noch auf den Dreschplätzen im Freien), den anderen aber ging alles zugrunde, da unerwartet ein gewaltiger Gußregen herabströmte.3947

      3.3948 Wie können da die Griechen noch an der Erscheinung Gottes auf dem Berg Sinai zweifeln, bei der Feuer brannte, ohne irgend etwas von dem, was auf dem Berge wuchs, zu verzehren, und der Klang von Trompeten ertönte, ohne daß Instrumente geblasen wurden?3949

      4. Denn jenes Herabkommen Gottes auf den Berg, von dem hier erzählt wird, ist das Sichtbarwerden der göttlichen Macht, die die ganze Welt durchdringt und das “unnahbare Licht”3950 verkündet. Denn dies ist der Sinn der bildlichen Erzählung der Schrift.

      5. Übrigens wurde, wie Aristobulos sagt, "das Feuer gesehen, während die ganze Volksmenge, nicht weniger als eine Million Menschen, nicht eingerechnet die Kinder, rings im Kreise um den Berg versammelt war, wobei der Umkreis um den Berg nicht weniger als fünf Tagemärsche betrug.3951

      33.

      1. Sie konnten also alle ringsum im Kreise so, wie sie sich gelagert hatten, von jedem Platz, von dem aus sie hinblickten, das Feuer brennen sehen, so daß das Herabkommen Gottes nicht auf einen Ort beschränkt war; denn Gott ist überall."3952

      2.3953 Die Geschichtschreiber erzählen aber auch, daß sich auf der Insel Britannien eine Höhle am Fuß eines Berges befinde, auf dessen Gipfel aber ein Spalt sei. Wenn nun der Wind in die Höhle eindringe und sich an den gewölbten Wänden der Höhle breche, dann höre man einen Schall wie von Zimbeln, die in gleichmäßigem Takt geschlagen werden.3954

      3. Man hört aber oft auch im Wald, wenn die Blätter von einem plötzlichen Windstoß bewegt werden, ein Geräusch, das dem Gesang von Vögeln ähnlich ist.

      4. Aber auch die Verfasser der persischen Geschichte erzählen, daß sich im Lande der Magier in den höher gelegenen Gegenden drei Berge hintereinander auf einer großen Ebene befinden. Wer aber durch die Gegend reise, der höre, wenn er zum ersten Berg gekommen sei, ein Zusammenklingen von Stimmen, gerade wie wenn viele Tausende, in einer Schlachtordnung aufgestellt, zusammen schrieen; wenn man aber zum mittleren Berg komme, dann vernehme man einen noch größeren und zugleich noch deutlicheren Lärm; zuletzt aber glaube man, ein Siegeslied singen zu hören.

      5. Die Ursache aber allen Lärms ist, wie ich meine, daß die Gegend so eben und so reich an Höhlen ist. Wenn nämlich der eindringende Wind zurückgeworfen wird und dann wieder auf die gleiche Stelle trifft, verursacht er einen stärkeren Lärm.3955

      34.

      1. Soviel hiervon! Gott dem Allmächtigen ist es aber möglich, in dem Gehör den Eindruck einer Stimme und einer Erscheinung zu erzeugen, auch wenn nichts Wirkliches vorhanden ist;3956 er beweist damit seine Erhabenheit über die gewöhnlichen Naturvorgänge mit ihrer Folge von Ursache und Wirkung und bringt damit die noch nicht gläubige Seele zur Bekehrung und zur Annahme des von ihm gegebenen Gebotes.

      2. Da aber eine Wolke und ein hoher Berg da war, wie sollte es nicht möglich sein, daß ein mannigfacher Laut gehört