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Werden wir auf dem Mars leben?


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ist von einer Serienfertigung aber weit entfernt. Andere Entwicklungen haben jedoch großes Potenzial. So gibt es jetzt bereits Sensoren (für den Traktor oder auch für Drohnen), mit denen der Düngerbedarf für Pflanzen ermittelt werden kann. Bei der Überfahrt über das Feld wird der Düngerstreuer automatisch geregelt, sodass die Pflanze genau die Nährstoffe bekommt, die sie benötigt.

      Viele Innovationen, die heute noch belächelt werden, sind vielleicht morgen nicht mehr wegzudenken. Wagen wir daher einen Blick in die Zukunft. Wenn heute bereits ein Traktor vollautomatisch fahren kann (verschiedene Firmen haben Prototypen von Roboter-Traktoren ohne Fahrerkabine bereits vorgestellt), dann ist es eher eine Frage der Wirtschaftlichkeit und nicht der Technologie, ob, wann und für welche Anwendung die Feldarbeit automatisch erfolgen wird. So könnte z. B. das Ausbringen von Pflanzenschutzmittel im Wein- oder Obstgarten (die oft eingezäunt sind) schon bald durch einen Roboter erfolgen. In den USA werden in den nächsten zehn Jahren auch bereits Roboter am Feld fahren – in Österreich aus rechtlichen und vor allem aus Kostengründen wohl noch länger nicht.

      Tätigkeiten wie Düngung oder Pflanzenschutz werden präziser und bedarfsgerechter sein. So werden z. B. Krankheiten auf Pflanzen erkannt und präzise (und nicht mehr flächendeckend) behandelt. Kamerasysteme können zwischen Unkraut und Nutzpflanzen unterscheiden, sodass Pflanzenschutzmittel punktuell ausgebracht werden können. Auflösung und Funktionalität von Satellitenbildern werden weiter verbessert, wodurch eine Beobachtung der Pflanzenentwicklung bis hin zu Ertragsprognosen möglich ist. Das Maschinenmanagement wird in Zukunft wesentliche Fortschritte machen. Die Nutzung von exakten, lokalen Wettervorhersagen wird eine Optimierung der Ernteketten ermöglichen. Damit können schlagkräftige Maschinen betriebsübergreifend und gezielt eingesetzt werden.

      In der Tierhaltung wird sich die individuelle und bedarfsgerechte Behandlung weiter verbessern. Tiere werden mit Sensoren ausgestattet, die den Gesundheitszustand, aber auch das Bewegungsverhalten aufzeichnen. Krankheiten oder Verletzungen können dadurch frühzeitig erkannt und Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden. Routinetätigkeiten wie Fütterung, Melken oder Entmistung werden in der Tierhaltung weitestgehend automatisiert.

      Alle elektronischen Systeme in der Landwirtschaft – Sensoren auf Maschinen, an Tieren, bis hin zum Satellit – produzieren eine Unmenge an Daten. Diese Daten werden zukünftig auf zentralen webbasierten Plattformen abgelegt und fließen in ein Farmmanagement und -Informationssystem ein. Die Daten werden für Ressourcen- und Maschinenmanagement verwendet und ermöglichen zielgerichtete Auswertungen für informationsbasierte Entscheidungen. Durch Verknüpfung mit Wetter- und Bodeninformationen können z. B. individuelle Sortenempfehlungen abgeleitet werden. Das System tauscht aktuelle Informationen über offene Schnittstellen mit anderen Datenbanken aus. Dies erlaubt eine lückenlose Herkunfts- und Qualitätskontrolle, eine verbesserte Abwicklung von Servicedienstleistungen sowie die automatische Erfüllung von Dokumentationsverpflichtungen.

      Die Arbeit des Landwirts ist multidisziplinär und anspruchsvoll. Umfassendes Fachwissen ist für eine gute landwirtschaftliche Praxis notwendig. Werden nun Maschinen unsere Bauern ersetzen?

      Routinetätigkeiten, z. B. einzelne Feldarbeiten, werden zunehmend automatisiert. Elektronik, Computerprogramme oder Apps erleichtern die Arbeit des Landwirts und unterstützen ihn bei seinen Entscheidungen. Für die Überwachung der Systeme jedoch, für Service und Wartung oder für die zahlreichen Managementaufgaben ist eine umfangreiche Erfahrung notwendig. Das gesamte System Landwirtschaft ist zu komplex, dass es ohne Zutun des Menschen funktionieren würde. Die Landwirtin oder der Landwirt ist damit trotz allem unersetzbar!

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      Werden wir Mauern bauen oder niederreißen?

       // RITA GARSTENAUER

      Mauern zu bauen liegt im Trend. Wie jüngst ein Forscherteam der Universität Princeton erhoben hat, wurden seit 1800 weltweit 62 Maueranlagen zur Grenzsicherung errichtet. 28 davon, also beinahe die Hälfte, entstand erst seit dem Jahr 2000. Was steht dahinter?

      Im Normalfall ist eine Grenze intakt, wenn die Transfers von Menschen und Gütern über sie hinweg für die Staaten beiderseits akzeptabel sind – also erwünschte Waren und entweder legal oder toleriert einreisende Menschen. Zwischen den beiden Staaten sollte Übereinstimmung herrschen, dass sie genügend Aufwand betreiben, damit dies auch so bleibt. Im Fall der meisten Grenzen ist dies mit der Markierung der Grenze, Kontrollen der Grenzübergänge an Verkehrswegen und gelegentlichen Patrouillen getan. Eine Mauer wird dann gebaut, wenn zwischen den Nachbarstaaten dieses Einvernehmen über die Aufrechterhaltung der Grenze gestört ist.

      Dies ist so im Fall eines territorialen Konfliktes, wenn einer der Staaten Land jenseits der aktuellen Grenze als seines beansprucht. Häufiger standen aber ökonomische Gründe hinter der Errichtung von Grenzmauern – soweit der aktuelle Stand der Forschung. Wenn Nachbarstaaten wirtschaftlich ungleich stark sind und das Wohlstandsgefälle zwischen ihnen wächst, dann erhöht dies die Wahrscheinlichkeit, dass Mauern errichtet werden – viel eher als etwa militärische Konflikte, Flüchtlingsbewegungen oder ein Bürgerkrieg im Nachbarland. Für diese Einsicht wurden jüngst Daten zu Mauern oder ähnlichen Sperranlagen zwischen Staaten weltweit für den Zeitraum von 1950 bis 2011 verrechnet. Zusätzliche Daten und ergänzende Forschung werden uns in Zukunft genauer Auskunft geben. Was also Staaten fürchteten, die seit den 1950er Jahren Mauern erbauten, waren in den allermeisten Fällen Schmuggelwaren und undokumentierte Arbeitskräfte.

      Mauern haben einen hohen symbolischen Wert. Für die, die sie erbauen, versprechen sie Schutz. Der Aufwand solcher Maßnahmen vermittelt zusätzlich, dass es auch eine entsprechende Bedrohung geben müsse, die ihn rechtfertigt. Eine Mauer, die eine Grenze schützen soll, ist nicht nur ein Bauwerk. Um effektiv zu sein, bedarf es auch des Wachpersonals. Darüber hinaus wird zunehmend Fernerkundungs- und Überwachungstechnologie in die Grenzanlagen integriert. Als hochtechnologische Infrastrukturprojekte geben Grenzmauerbauten damit auch positive wirtschaftliche Impulse. Eine einschlägige Industrie für Überwachungstechnik macht zurzeit gute Geschäfte.

      Leider ziehen Grenzmauern aber nicht nur einen positiven ökonomischen Effekt nach sich. Keine Grenze lässt sich lückenlos kontrollieren. Es gibt immer ein gewisses Maß an illegalen Grenzübertritten und Warentransfers. Wenn es schwierig wird, eine Grenze unbemerkt zu überqueren, so entsteht ein lukrativer Markt für diese illegalen Dienstleistungen. Im Extrem lässt sich dies seit einigen Jahren in Nordafrika beobachten. Seit dem Syrienkrieg und der militärischen Aktivitäten des IS im Irak gibt es starke Flüchtlingsbewegungen nach Nordafrika darüber hinaus weiter nach Europa. Aber auch aus Somalia, Eritrea, dem Sudan und dem Südsudan suchen sich derzeit Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen. Dazu kommen Migrantinnen und Migranten aus westafrikanischen Regionen südlich der Sahara, die sich häufig aufgrund ihrer schlechten wirtschaftlich Lage zur Migration entschlossen haben, aber auf legalem Wege keine Chance haben, in die Zielländer in Europa oder Amerika zu gelangen.

      Durch die große Nachfrage ist das Schlepperwesen (und zunehmend auch der Menschenhandel) zum lukrativsten Zweig des organisierten Verbrechens in der Region geworden. Ein extremes Beispiel bietet der Menschenschmuggel auf der Sinaihalbinsel, einer Route über Jordanien und Israel nach Ägypten, die durch eine Hightech-Zaunanlage auf der israelischen Seite abgeriegelt ist. Die Global Initiative Against Transnational Organized Crime schätzt, dass mafiöse Gruppen am Sinai im Zeitraum zwischen 2009 und 2013 einen Gegenwert von 600 Millionen US-Dollar aus der Ausbeutung von Migrantinnen und Migranten lukrieren konnten. Die Forschung hierzu steht noch am Beginn; dass die Abschottung der Grenzen zu Europa hin eine negative Rückkoppelung erzeugt, ist aber inzwischen klar. Ein ähnliches Bild zeigen die Erfahrungen an der sogenannten „Tortilla Wall“, der Grenzzaunanlage zwischen den USA und Mexiko, mit deren Errichtung schon 2005 begonnen wurde.

      Werden wir nun Mauern bauen oder Mauern niederreißen? Das Bauen wird wohl noch eine Weile andauern. Aber Mauern können Migration nicht verhindern. Sie machen die Migrierenden ärmer und kriminelle Organisationen reicher. Um aus diesem Kreislauf wieder herauszukommen, müssten Schritte gegen die Ursachen von Flucht und armutsbedingter Migration gesetzt werden. Zugleich wird