Jan Hübler

Lieblingsplätze Erzgebirge


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am besten dieser ausgedehnten Region an? Es gibt auf sächsischer Seite im Wesentlichen vier Teilgebiete, in deren Mitte sich jeweils ein Basislager zu wählen anbieten würde: Osterzgebirge, Mittleres Erzgebirge, Oberes Erzgebirge und Westerzgebirge. Im Übrigen tangiert das sogenannte Silberne Erzgebirge alle vier Teilgebiete längs der Alten Silberstraße von Zwickau bis Dresden, wo das gewonnene Silber verprasst wurde.

      Heute hat es das Erzgebirge geschafft, als Montan- und Kulturlandschaft ins UNESCO-Welterbe aufgenommen zu werden. Es ist ein jahrelanger Weg gewesen, bis die Kommission im Sommer 2019 mit dem geschärften Profil zufrieden war. Letztendlich enthält die montane Kulturlandschaft mit Welterbestatus 17 Bestandteile auf sächsischer Seite und fünf auf der böhmischen. Jeder Bestandteil ist aufgegliedert in dutzende Einzelobjekte wie sakrale Gebäude oder Zeugen des Bergbaus. Das grenzüberschreitende Projekt soll der gemeinsamen Geschichtswahrung dienen, die Region fördern und Landschaften, wertvolle Städte und Kunstschätze für künftige Generationen erhalten. Neben dem identitätsstiftenden Imagegewinn wie der Slogan »Hurra, wir sind Welterbe!« verspricht die Einstufung als Weltkulturerbe einen Anstieg der Touristenzahlen, was die Montanregion Erzgebirge gut verkraften könnte.

      Blick vom Turm des Geisingberges

Vor den Toren der Stadt

      Osterzgebirge: Naherholung für die Dresdner

      Die vertrauteste Gebirgsregion ist mir seit fernen Kindertagen das Osterzgebirge, deswegen hat es Anspruch auf eine Extra-Einleitung. Es beginnt unmittelbar am Südrand von Dresden, über 40 Kilometer flach ansteigend bis zum 800 Meter hohen Hauptkamm. Auffällig am Horizont sind alte Vulkane, deren Kegel zu allerlei Fantasie beim Gedanken an ihre Entstehung anregen: der Wilisch bei Kreischa, der Geisingberg oder der Luchberg bei Oberfrauendorf. Vulkankegel bildeten im Tertiär vor mehr als zwei Millionen Jahren die letzte formgebende Phase des Erzgebirges.

      Vor allem die Flüsse verbinden Dresden mit dem Erzgebirge, die hier und in der Umgebung in die Elbe münden: der Lockwitzbach bei Laubegast, die Müglitz in Heidenau und der heftigste und ungestümste: die Wilde Weißeritz in Cotta.

      Das Osterzgebirge ist für Dresdner ein hervorragendes Naherholungsgebiet. Auf der Flucht aus dem hektischen Gedärm der Großstadt hält das Gebirge hinsichtlich sauberer Luft und Stille Balsam für Körper und Seele bereit.

      Zentrum und beliebtester Höhenkurort des Osterzgebirges ist zweifelsohne Altenberg, von Dresden bequem mit der Müglitztalbahn zu erreichen. Ich weiß nicht, wie oft wir als Kinder mit unseren Eltern und vier Fahrrädern diese Wochenendausflüge unternahmen. Spannend war immer die letzte Etappe zwischen Geising und der Endstation in Altenberg, da wand sich die Eisenbahntrasse wie ein Linksgewinde um den Geisingberg herum und schraubte sich 200 Höhenmeter hinauf. Die Diesellok V180 röhrte vor Anstrengung wie ein Sechzehnender und schaffte es kaum schneller als im Läufertempo, die wenigen Waggons bergan zu ziehen. In Altenberg angekommen, gab es mit dem Fahrrad verschiedene Varianten, die allesamt eine Gemeinsamkeit hatten: egal in welche Richtung, es ging immer bergab!

      Altenberg, eine Bergstadt mit über 550 Jahre alter Bergbautradition, trumpft heute insbesondere als Wintersport-Hochburg auf. Es gibt ein sehr gut gepflegtes Loipennetz für Skilanglauf, einen Abfahrtslauf- und Rodelhang, im Kohlgrund heißt Sie eine moderne Bobbahn willkommen.

      Ein Netz von Wanderwegen lädt Sie im Sommer zu Touren in dichte Fichtenwälder ein, über naturgeschützte Bergwiesen, entlang alter Entwässerungsgräben und über freie Stoppelfelder im Schatten langer Alleen von Wildapfelbäumen, sogenannter »Holzäppel«.

      Als Abiturienten beschlossen ein Freund und ich 1978, eine Radtour in die Slowakei zu starten. Wir beide kurbelten mit Zelt und Schlafsack von Pirna das Bahratal empor, passierten nach 40 Kilometern hinter Petrovice in 700 Metern Meereshöhe den Erzgebirgskamm. Wir waren knülle, hatten uns mit der berguntauglichen tschechischen Favorit-Gangschaltung beinahe unsere Kniescheiben »rausgedreht« und standen nun vor einem Straßenschild: zwölf Prozent Gefälle!

      Schlagartig hellte sich unsere Laune auf: Flach auf den Lenker geschmiegt und mit vollem Karacho den Berg hinab. Was wir nicht ahnten und wussten: Die Abfahrt war fünf Kilometer lang! Der Wind pfiff uns ungeheuerlich um die Ohren. Ich linste auf meinen Tachometer und glaubte meinen vertränten Augen nicht zu trauen: Die Nadel pendelte weit jenseits der 60 am Anschlag! Es ergab sich auch ganz natürlich, so nebenbei noch zwei Trabis zu überholen. Unten in Telnice zitterten wir am gesamten Körper vom Adrenalinschub.

      Diese verrückte Abfahrt an der Steilflanke des südlichen Erzgebirges, damals mit 17 Jahren, werde ich mein Leben immer in Erinnerung behalten. Ohne es bewusst zu erfassen, haben wir mit dieser Radtour die so typische Erzgebirgscharakteristik als Bruch- oder Pultscholle hautnah erlebt: der lange flache Anstieg von Norden her und der phänomenale Steilabfall des Gebirges an seiner Südflanke.

1 Ihr Vorname deutet Gefahr an

      Dresden: Wilde Weißeritz im Plauenschen Grund

      Mehr als vier Jahre bin ich beinahe täglich über diese alte Steinbrücke zu meinem Büro im Eiswurmlager geradelt, und automatisch drehte sich mein Kopf stets zum Fluss hin, was er denn heute so für einen Anblick bietet. Denn das ist das Verrückte: Er war nie derselbe, zeigte sich jedes Mal anders. Ein Teil des Wassers wird am Wehr abgezweigt und muss im kleinen Turbinenhäuschen Schwerstarbeit verrichten.

      Im Sommer schwächelt die Wilde Weißeritz zumeist, plätschert harmlos über Kieselsteine. Eisvögel schießen wie Pfeile flach über das kleine Wellengekräusel, ein Fischreiher stelzt bedächtig am Ufer. Die Turbine steht still, der Fluss ist zu schwach. Temperamentvoller wird die Weißeritz, wenn es im Osterzgebirge regnet. Je übermütiger sie dahinschäumt, umso mehr bekommen die Anwohner Sorgenfalten. Der Flusspegel steigt, die Wasserfarbe wird schlammig braun, das Rauschen und der Widerhall vom Felsen erreichen rasch eine eindrucksvolle Lautstärke. Irgendwann muss die Turbine abgeschaltet werden, ein weißer Wasservorhang tost die Schräge am Kleinkraftwerk hinunter und donnert ins ursprüngliche Bachbett hinein. Das ist noch nicht das Maximum. Die Wilde Weißeritz kann noch eins draufsetzen wie im August 2002, als ihren ungeheuerlichen Fluten weder die 500 Jahre alte Brücke noch das Turbinenhäuschen standhielt. Millionenschäden entstanden damals auch in Dresden, als in Löbtau der Fluss in einer Kurve sein Bett verließ und seine ursprüngliche Rinne quer durch den Dresdner Hauptbahnhof und die Semperoper zur Elbe suchte und wiederfand.

      In aufwendigen Baggerarbeiten wurde seitdem das Bachbett um zwei Meter tiefer gelegt, was sich als außerordentlich sinnvoll erwies, als im Juni 2013 ähnlich gewaltige Wassermassen zu Tal schossen, ohne größeren Schaden anzurichten.

      Vom Bienertgarten führt ein Spaziergang durch die Alte Felsenkellerbrauerei hinauf zum Hohen Stein mit mehreren Aussichtspunkten.

      1

      Plauenscher Grund

      Hegereiterbrücke am Eiswurmlager

      01189 Dresden

2 Prachtexemplar am Steilhang

      Glashütte: 1.000-jährige Eibe bei Schlottwitz

      Schlottwitz im Müglitztal genießt im Schatten von Glashütte ein eher unauffälliges Dasein. Eine schnurgerade Straße führt durch den Ort. Die lose Bebauung macht es schwer, überhaupt einen Dorfkern zu erkennen. Doch ungefähr dort ist linker Hand talaufwärts gesehen ein kleiner einladender Parkplatz mit den Schautafeln des Wandergebiets Lederberg.