Markgräflerland zu den wärmsten Regionen Deutschlands zählt. Schon der Frühling beginnt hier einige Wochen früher. Während Anfang April noch die Skifahrer auf den Schwarzwaldbergen wedeln, regen sich unten im Tal bereits die ersten Spargel unter der Folie. Im Sommer sprießt auf den Tabakfeldern sattes Grün, und auf den bunten Wochenmärkten kann man Gemüse erstehen, das sonst eher in mediterranen Gefilden zu finden ist. Tatsächlich wird das einmalig milde Klima von den warmen Südwestwinden geprägt. Die Mittelmeerluft, die durch die Burgundische Pforte einströmt, verbindet die Region spürbar mit dem Pulsschlag des Südens.
Essen und Trinken
Zugleich punktet das Markgräflerland mit einer hohen Dichte an Spitzengastronomen. Die regionale Küche hat ihren ganz eigenen Charakter. Auf der Speisekarte finden sich Spezialitäten wie Suuri Leberle mit Brägele (saure Leber mit Bratkartoffeln), Spargel mit Kratzede (Spargel mit zerrupftem Pfannkuchen), Bibeleskäs (Frischkäse, in der Regel mit Kräutern und/oder Zwiebeln angerichtet) oder Chriesichüchli (Markgräfler Kirschküchlein). Sollte die hochdeutsche Übersetzung fehlen, kann man getrost nach der Devise handeln: einfach probieren. Nicht umsonst zählt die Küche am Oberrhein zu den besten in Deutschland.
Mindestens genauso verlockend wie die Speisekarte der Region ist die Weinkarte. Für so manchen Liebhaber ist das nach dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden benannte Anbaugebiet ein Geheimtipp. Der Landesfürst stieg 1783 nicht nur wegen der Abschaffung der Leibeigenschaft auf der Beliebtheitsskala seiner Untertanen, sondern zeigte ihnen auch, wie man die Reben, die vermutlich seit der Römerzeit hier angebaut wurden, als lukrative Erwerbsgrundlage nutzte. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich die Weingüter und Winzergenossenschaften aneinander. Das Anbaugebiet umfasst neben dem regional typischen Gutedel Spätburgunder und die Sorten Weißer sowie Grauer Burgunder, Müller-Thurgau, Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Merlot.
Burgen, Schlösser, Abenteuer
Die uralte Kulturlandschaft im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und der Schweiz ist gezeichnet von Geschichte und Geschichten. Viele Epochen haben ihre Spuren hinterlassen, die zurück bis in die Steinzeit reichen. Lebendig wird die Vergangenheit anhand der vielen Burgruinen und Schlösser sowie der abenteuerlichen Sagen, die sich darum ranken. Auch sie gehören zur Identität dieser bezaubernden Region.
Tabakfeld vor dem Belchen-Massiv bei Staufen
1 Süffig wandern mit Aussicht
Freiburg: Das Wiiwegli, Wanderweg ab Freiburg
Als Wanderweg der Extraklasse führt das Wiiwegli mitten durch die Weinberge des Markgräflerlandes und offenbart en passant traumhafte Aussichten, die je nach Standort bis nach Basel, zu den Vogesen oder zum Schweizer Jura reichen. Eine Frühlings- oder Herbstwanderung auf dem Wiiwegli gehört mit zum Schönsten, was die Region zu bieten hat. Der liebevoll klingende Name ist alemannisch und bedeutet »Wein-Weglein«. Wobei der im Alemannischen gern benutzte Diminutiv etwas untertreibt, denn das »Weglein« ist rund 80 Kilometer lang und verbindet Freiburg mit Weil am Rhein. Wegweiser ist eine rote Raute mit gelber Weintraube.
Das Wiiwegli besteht aus vier Abschnitten, die man beliebig abkürzen und nach eigenem Geschmack gestalten kann. Es bietet sich also auch für Quereinsteiger an. Eine Tour beginnt im Freiburger Stadtteil St. Georgen und führt über den legendären Ölberg bei Ehrenkirchen nach Staufen. Dazwischen liegen bezaubernde Landschaften, lauschige Picknickplätze, Sehenswürdigkeiten und immer wieder Orte zum Einkehren. Denn das Wiiwegli verläuft nicht nur durch Weinberge, sondern auch durch Winzerdörfer. Und in den Weingütern stehen die Türen zur Probierstube meist offen. Dann wird schnell klar, dass die Wanderung dem Genuss- und nicht dem Leistungsprinzip folgen sollten.
Damit wären wir bei einem Thema angelangt, an dem im Markgräflerland kein Weg vorbeiführt, schon gar nicht das Wiiwegli. Es geht um den Gutedel, die Spezialität der Region, die auf rund 40 Prozent der Rebflächen wächst. Er gilt als eine der ältesten Sorten Europas. Im großen Stil wird er aber nur noch im Markgräflerland kultiviert. Die leichten, süffigen Weine schmecken bestens zum Vesper. Jeder Winzer, der etwas auf sich hält, baut auch seinen Gutedel an, und jeder hat seine individuelle Geschmacksnuance.
Rund um den Gutedel veranstalten die Markgräfler Events, darunter alle zwei Jahre an Christi Himmelfahrt das Gutedelfest auf der Badischen Weinstraße (L 125). Termine unter www.markgraefler-wein-ev.de
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Blick vom Wiiwegli auf die Weinberge
Startpunkt:
Schneeburgstraße
79114 Freiburg
Schwarzwald Tourismus GmbH
Kompetenzzentrum Tourismus
Wiesentalstraße 5
79115 Freiburg
0761 896460
www.schwarzwald-tourismus.info
2 Whisky für Helene
Schallstadt: Böttchehof
Wer glaubt, im Markgräflerland wird nur Wein angebaut, der irrt. Etwas versteckt in einem malerischen Innenhof in Schallstadt entsteht ein Tropfen, den man sonst eher in Schottland verortet. Der Böttchehof – eine kleine, aber feine Edelbrennerei – produziert als Spezialität badischen Whisky, den Helene-Whisky, benannt nach der ehemaligen Chefin des Hauses, der Großmutter des Brenners. Aus Gerstenmalz, Wasser und Hefe wird er zweimal destilliert, dann geht es ab in den ehemaligen Kartoffelkeller, in dem heute die Schätze des Böttchehofs lagern. Zwei Jahre lang ruht der junge Whisky im Burgunder-Barrique-Eichenholzfass. Anschließend zieht er zur Nachreifung für weitere zwei Jahre um in ein Bourbon-Fass aus Kentucky. Hier erhält er seine dezente Vanille-Note. Das Finishing erfährt er danach im gebrauchten Oloroso-Sherry-Fass. Das Ergebnis ist ein hervorragender Whisky und eine Bereicherung für die im Markgräflerland ohnehin schon reichhaltige Spirituosenlandkarte.
Der Böttchehof ist ein Familienbetrieb mit altem Brennrecht. Jeden Samstag findet in der alten Scheune ein kleiner Bauernmarkt mit regionalen Produkten statt, und im ehemaligen Stall, der zu einer Bauernschänke umgebaut wurde, gibt es Deftiges auf den Teller: Kartoffelsuppe, Flammkuchen, Bauernwürste, Bibeleskäsbrot. Natürlich können auch Wein und die preisgekrönten Edelbrände, Liköre, Gin und Whisky probiert werden. Gleich nebenan glänzen die Kupferkessel der Brennerei und mit etwas Glück kann man beim Destillieren live dabei sein. Wer es weniger hochprozentig mag, genießt die frisch gepressten Säfte. Das Obst stammt aus eigenem Anbau. An warmen Tagen wird die Bauernschänke kurzerhand bis in den Innenhof erweitert.
Eine Spezialität wird im Oktober gegen Ende der Weinlese serviert: Dann lädt der Böttchehof jeden Freitag zum Tresterwurstessen ein.
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Böttchehof
Familie Küchlin
Basler Straße 76a
79227 Schallstadt
07664 7377