auf einen Rollstuhl angewiesen ist. In diesem Zusammenhang spricht man von einem sich verkleinernden therapeutischen Fenster, d. h., die Medikamente wirken nicht mehr gleichmäßig und langandauernd wie zuvor – bzw. der Bereich des L-Dopa-Wirkstoffspiegels, der zu einer ausreichend guten Beweglichkeit nötig ist (=therapeutisches Fenster) wird immer kleiner und ist immer schwieriger langfristig aufrecht zu erhalten (
Weitere Langzeitkomplikation treten in Form von Symptomen auf, die meist erst nach einem Zeitraum von etwa 10–15 Jahren beobachtet werden und die oft nur gering oder gar nicht auf die Parkinson-Medikamente ansprechen, wie z. B. Haltungs- und Gleichgewichtsstörungen, Stürze oder Schluckstörungen. Auch psychiatrische Komplikationen wie eine dementielle Entwicklung und Halluzinationen treten häufig im späteren Krankheitsverlauf auf.
Abb. 5: Veränderung des therapeutischen Fensters im Krankheitsverlauf. Dargestellt ist jeweils der L-Dopa-Serumspiegel nach Einnahme einer Einzeldosis im frühen (links), mittleren (Mitte) und späten Krankheitsstadium (rechts).
Zur schnellen Erfassung und Einordnung der Erkrankungsschwere wird im klinischen Alltag die sog. Hoehn-und-Yahr-Skala verwendet, welche die Krankheit in fünf Schweregrade von 1–5 unterteilt (
Tab. 1: Hoehn-und-Yahr-Skala
GradBeschreibung
Als Arzt aber auch als Pflegekraft von Menschen mit Parkinson wird man häufig mit der Frage nach der Prognose der Erkrankung konfrontiert. Meistens ist hiermit nicht wie z. B. bei Krebserkrankungen die Frage nach der verbleibenden Lebenszeit gemeint, sondern die Zeit bis zu einer dauerhaften Pflegebedürftigkeit oder der Abhängigkeit von einem Rollstuhl.
Naturgemäß sind bei dieser Frage erhebliche individuelle Unterschiede möglich, aber prinzipiell sollte den Betroffenen vermittelt werden, dass es sich bei der Parkinson-Krankheit um eine langsam fortschreitende Erkrankung handelt. Auch wenn zum aktuellen Zeitpunkt keine Heilung möglich ist, kann ein Großteil der Betroffenen viele Jahre oder sogar Jahrzehnte vollständig oder weitgehend selbständig und unabhängig leben und auch normal einer Berufstätigkeit nachgehen.
Im Gegensatz zu anderen chronischen neurologischen Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose sind schubförmigen Verschlechterungen bei einer Parkinson-Erkrankung ungewöhnlich – äußere Faktoren (z. B. schwere Infekte oder Operationen) können jedoch v. a. im späteren Erkrankungsstadium auch zu abrupten Verschlechterungen der Symptome führen.
Die Mortalität (Sterblichkeit) von Parkinson-Betroffenen ist im Vergleich zu einer gleichaltrigen, gesunden Vergleichsgruppe erhöht – Parkinson-Betroffene versterben im Mittel etwa drei Jahre früher als Gesunde. Viele Faktoren spielen hierbei eine Rolle, insbesondere die Schwere der motorischen Einschränkungen sowie das Auftreten von Schluckstörungen und Demenz. Eine häufige parkinson-assoziierte Todesursache ist die Aspirationspneumonie.
1.10 Grundlagen: Das Wichtigste auf einen Blick
Ursache
• Verlust von Nervenzellen in der Substantia nigra
• Zellen der Substantia nigra produzieren den Botenstoff Dopamin
• Dopamin ist zentraler Botenstoff in der Übertragung der Bewegungsimpulse, ein Dopamin-Mangel führt v. a zu einer Verschlechterung der Beweglichkeit aber auch zu einer Vielzahl nicht-motorischer Symptome
Parkinson = Parkinson?
• »Klassische« Parkinson-Krankheit = Morbus Parkinson = idiopathisches Parkinson-Syndrom
• davon abzugrenzen sind andere »Parkinson-Syndrome«
Diagnose
• vier zentrale Symptome der Motorik (»Kardinalsymptome«):
– Bradykinese (Bewegungsverlangsamung)
– Ruhetremor (Zittern in Ruhe)
– Rigor (Muskelsteifigkeit)
– Posturale Instabilität = Gleichgewichtsstörung
• das gleichzeitige Vorliegen von Bradykinese und mindestens einem weiteren Kardinalsymptom definiert ein Parkinson-Syndrom
• Nicht-motorische Symptome (Auswahl):
– vermindertes Riechvermögen
– Obstipation
– Depression/Apathie
– Demenz
Verlauf
• Erkrankung verläuft prinzipiell langsam fortschreitend
• Tempo individuell unterschiedlich, aber bei atypischen Parkinson-Syndromen meist deutlich schneller als bei idiopathischer Parkinson-Erkrankung
• mit Fortschreiten der Erkrankung Entwicklung von Langzeit-Problemen:
– »Wirkschwankungen«
– Wearing-OFF-Phänomen (Verschlechterung der Symptomatik vor der nächsten Medikamenteneinnahme)
– ON/OFF-Schwankungen (abrupt einsetzende, häufig unvorhersehbare Wechsel von guter Beweglichkeit (ON-Zustand) und schlechter Beweglichkeit (OFF-Zustand))
– Dyskinesien/Hyperkinesien (unwillkürliche, ruckartige, drehende/tänzelnde Über-/Unruhebewegungen)
• Spätsymptome, die durch Parkinson-Medikamente kaum zu verbessern sind
– Stürze
– Fehlhaltung
– Schluckstörung
– psychiatrische Komplikationen (Halluzinationen, Demenz)
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