alt="image"/> Symptomatische Parkinson-Syndrome
Im Gegensatz zu den idiopathischen bzw. atypischen Parkinson-Syndromenkommt es bei den symptomatischen Parkinson-Syndromen nicht zu einem neurodegenerativen Prozess. Zu den symptomatischen Parkinson-Syndrome zählen u. a. das medikamenten-induzierte Parkinson-Syndrom, das vaskuläre Parkinson-Syndrom und der Normaldruckhydrozephalus, auf welche aufgrund ihrer hohen Relevanz im klinischen Alltag unten kurz genauer eingegangen wird. Außerdem können auch Schwermetalle (Mangan), Infektionen (HIV), Stoffwechselerkrankungen (Morbus Wilson) oder wiederholte Schädel-Hirn-Traumata (z. B. bei Boxern) ein symptomatisches Parkinson-Syndrom auslösen.
Durch Arteriosklerose des Gehirns (Veränderungen v. a. der kleinen Blutgefäße im Gehirn, die im Gegensatz zu einem »großen« Schlaganfall nicht eine bestimmte Region des Gehirns, sondern weit verstreute Areale der Hirnsubstanz betreffen) kommt es bei einem vaskulären Parkinson-Syndrom zu einer charakteristischen Gangstörung. Diese ist u. a. durch ein am Boden haftendes, schlurfendes, häufig breitbeiniges Gangbild (»magnetischer Gang« oder »Bügeleisengang«) oft in Kombinationen mit ausgeprägten Startblockaden (Schwierigkeiten beim Beginnen einer Bewegung) gekennzeichnet. Im Gegensatz zu den deutlich ausgeprägten und symmetrischen Symptomen im Bereich der Beine sind die Arme oft gar nicht oder deutlich geringer betroffen, ein Tremor ist untypisch. Demenzsymptome oder Störungen der Blasenentleerung (insbesondere Inkontinenz) treten im Verlauf der Erkrankung häufig auf. Die Ursache liegt meist in einer über Jahre schlecht eingestellten arteriellen Hypertonie, häufig verstärkt durch den negativen Einfluss anderer vaskulärer Risikofaktoren. Die Behandlung mit Parkinson-Medikamenten zeigt in der großen Mehrzahl der Fälle keinen Effekt, der Fokus liegt daher v. a. auf aktivierenden Therapien (insbesondere Gang- und Gleichgewichtstraining) sowie einer Behandlung der vaskulären Risikofaktoren.
Das klinische Bild eines Normaldruckhydrozephalus (NPH) kann dem des vaskulären Parkinson-Syndroms sehr ähnlich sein, eine Unterscheidung nur anhand der neurologischen Untersuchung ist häufig nicht sicher möglich.
Auch bei einem NPH stehen eine Gangstörung mit einem breitbasig-haftenden Gangbild sowie Demenz und Inkontinenz im Vordergrund der Symptome, während die Beweglichkeit der Arme vergleichsweise unbeeinträchtigt ist.
Zur Abgrenzung vom vaskulären Parkinson-Syndrom erfolgt eine Bildgebung des Gehirns, üblicherweise mittels MRT, welche beim NPH das typische Bild erweiterter Hirnventrikel (Hirnkammern) zeigt. Ein Ablass von Liquor (Nervenwasser) führt manchmal zu einer Besserung der Symptome, in solchen Fällen kann eine dauerhafte Besserung durch neurochirurgische Anlage einer Liquor-Drainage mittels eines Ventils erreicht werden.
Hierbei kann es durch Einnahme bestimmter Medikamente, insbesondere aus der Gruppe der Neuroleptika (Psychopharmaka zur Behandlung von Psychosen/Wahnvorstellungen), aber auch bei dem gegen Übelkeit eingesetzten Wirkstoff Metoclopramid (MCP), zur Entwicklung eines medikamenten-induzierten Parkinson-Syndroms kommen, welches insbesondere durch symmetrische Bradykinese und Rigor gekennzeichnet ist. Aufgrund der einfachen und effektiven Behandlungsmöglichkeit (die Symptome verschwinden immer nach Absetzen der Medikamente – manchmal aber erst nach mehreren Monaten) ist ein Wissen um diesen Zusammenhang im klinischen Alltag besonders wichtig.
Eine häufig Ursache für eine Tremor-Symptomatik ohne Zeichen einer neurodegenerativen oder symptomatischen Parkinson-Erkrankung ist der sog. essentielle Tremor. Die Störung kann in der Jugendzeit oder auch erst später im Alter beginnen (das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 40 Jahren). Bei etwa einem Drittel der Betroffenen ergeben sich Hinweise für eine Vererbung, wobei die zugrunde liegenden genetischen Ursachen noch nicht identifiziert werden konnten. Ein essentieller Tremor zeigt sich meist mit einem Zittern der Hände beim Halten von Gegenständen oder bei zielgerichteten Bewegungen, wodurch bei stärker ausgeprägter Symptomatik eine schwere Behinderung insbesondere bei Alltagstätigkeiten (z. B. Essen/Trinken) entstehen kann. Interessanterweise stellen mehr als die Hälfte der Betroffenen ein Nachlassen der Tremorstärke nach Alkoholgenuss fest.
Auch wenn beim essentiellen Tremor definitionsgemäß keine Bradykinese und damit kein Parkinson-Syndrom vorliegt, kann die Abgrenzung der Symptome von einer beginnenden idiopathischen Parkinson-Erkrankung gelegentlich schwer sein, zumal etwa 15 % der Betroffenen neben dem Halte- und Aktionstremor auch einen Ruhetremor aufweisen. In diesen Fällen muss auf Zusatzuntersuchungen zur genaueren Einordnung der Diagnose zurückgegriffen werden.
1.8 Zusatzuntersuchungen
Radiologische und nuklearmedizinische Untersuchungen werden hinzugezogen, wenn die Abgrenzung zwischen einer idiopathischen Parkinson-Erkrankung und atypischen bzw. symptomatischen Parkinson-Syndromen oder anderen Erkrankungen durch die klinische Untersuchung alleine nicht sicher möglich ist.
Kernspintomographie (auch: Magnetresonanztomographie oder MRT) und Computertomographie (CT) erlauben eine Beurteilung von Intaktheit und Struktur des Gehirngewebes, wobei das MRT in vielen Fällen die genaueren Aussagen liefert. Hilfreich sind beide Untersuchungen insbesondere in der Abgrenzung symptomatischer oder atypischer Parkinson-Syndromevon der idiopathischen Parkinson-Erkrankung.
Mit nuklearmedizinischen Methoden, zum Beispiel dem SPECT (Single-Photonen-Emissions-Computer-Tomographie) kann der Stoffwechsel von Botenstoffen im Gehirn untersucht werden. Bei der Abklärung einer Parkinson-Symptomatik ist besonders die Dichte der Dopamin-Transporter im Gehirn relevant, welche mit einer FP-CIT-SPECT-Untersuchung (Handelsname DaTSCAN®) sichtbar gemacht werden können. Hierzu werden radioaktive Markersubstanzen (vergleichbar einem Kontrastmittel) injiziert, die sich nach kurzer Zeit im Gehirn anreichern. Die Verteilung der Strahlung in den verschiedenen Hirnarealen erlaubt Rückschlüsse auf eine Verminderung der Dopamin-Transporterdichte und damit auf einen Untergang dopaminproduzierender Nervenzellen als Grundlage eines neurodegenerativen Parkinson-Syndroms.
Hieraus wird ersichtlich, dass ein DaTSCAN® v. a. zur Abgrenzung eines neurodegenerativen Parkinson-Syndroms von anderen Ursachen (z. B. einem essentiellen Tremor) dient, eine Unterscheidung zwischen idiopathischer Parkinson-Erkrankung und atypischen Parkinson-Syndromen ist nicht möglich. Darüber hinaus empfehlen Diagnose-Leitlinien die Durchführung eines DaTSCAN® insbesondere, wenn die Symptome sehr mild ausgeprägt sind, wenn motorische Kardinalsymptome ohne