A. F. Morland

Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis


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dick. Aber fast nichts davon war gerichtsverwertbar.

      Außerdem war King Ghost der Mann, der die Verbindung zwischen der Gang und den höheren Befehlsebenen jener Organisation darstellte, von uns noch nicht einmal die Umrisse bekannt waren.

      Die Gang-Mitglieder hörten damit auf, ihre Kös gegen die Billard-Kugeln zu stoßen, als King Ghost den Raum betrat.

      Der Gang-Chef hob lässig die Hand.

      Er ließ den Blick schweifen.

      Er streckte seine mit fingerlosen Nietenhandschuhen bestückte Rechte aus, richtete den Zeigefinger genau auf mich.

      "Jesse", murmelte er. Seine Stimme klang heiser, war kaum mehr als ein leises Wispern. "Ich muss mit dir sprechen. Unter vier Augen."

      Er winkte mich zu sich.

      Den anderen bedeutete er mit einer ausholenden Armbewegung, dass sie weiter Billard spielen sollten.

      Ich folgte King Ghost. Wir verließen den Hauptsaal des Clubs.

      Er führte mich in einen Nebenraum. In der Mitte befand sich ein Billard-Tisch mit silbernen Totenköpfen an den Ecken.

      King Ghost warf mir ein Kö zu.

      "Hast du Bock auf ein Spiel, Jesse?"

      "Warum nicht?"

      King Ghost setzte zu einem Stoß an. Die Kugeln flogen über den grünen Filz.

      Er musterte mich einige Augenblicke lang. "Ich habe von deiner Heldentat gehört, Jesse. Du hast einen G-man erschossen."

      "Ich hatte keine andere Wahl."

      "Wieso?"

      "Na, hätte ich vielleicht zulassen sollen, dass er uns hops nimmt?"

      "Ein einzelner G-man?" King Ghost hob die Augenbrauen. Er deutete auf die Kugeln. "Du bist dran."

      Ich führte meinen Stoß aus.

      Sämtliche Alarmglocken schrillten in mir.

      Ich fragte mich, was King Ghost von mir wollte. Der schneidende Unterton gefiel mir nicht.

      "Dieser Agent Tucker war plötzlich da. Wir hatten eine Kokslieferung an ein paar Kleindealer verteilt. Du kennst doch sicher das Gelände dieser ehemaligen Papierfabrik. Scheiße, wie hieß die noch..."

      "Hat er den Deal mitgekriegt?"

      "Keine Ahnung. Die Sache war längst über die Bühne, wir wollten abdampfen. Skull-Face hat das Geld gezählt und da taucht dieser irre FBI-Cop plötzlich auf."

      "Schon ungewöhnlich, dass sich einer dieser biederen Staatsdiener allein mit einer ganzen Meute anlegt."

      Jetzt war mir klar, worauf mein Gegenüber hinaus wollte.

      King Ghost hatte Zweifel an meiner Story. Und das, obwohl sie ihm doch von fast einem Dutzend Augenzeugen bestätigt worden war, von denen zumindest einer mich nicht leiden konnte. Skull-Face nämlich.

      "Vielleicht war dieser Tucker ein besonders abgebrühter Hund. Außerdem bin ich mir sicher, dass er Verstärkung herbeigerufen hätte..."

      "Aber dazu hast du ihm ja keine Gelegenheit mehr gelassen!" King Ghost klopfte mir auf die Schulter.

      "So ist es."

      "Was ist mit der Leiche?"

      "Die findet in hundert Jahren keiner mehr!"

      "Wäre auch besser für dich. Du weißt, dass man für Polizistenmord die Giftspritze kriegen kann."

      "Weiß ich."

      Plötzlich begann er in gedämpftem, fast vertraulichen Tonfall zu sprechen. "Da gibt's noch einen anderen Punkt, den ich gerne geklärt hätte."

      "So?"

      "Die Jungs erzählen merkwürdige Dinge über dich, Jesse!"

      "Ach!"

      "Du würdest kein Koks anrühren! Selbst die Eins-A-Qualität nicht, die wir von unseren Lieferanten bekommen!"

      "Hey Mann, es reicht, wenn unsere Kunden am Ende nur Matsch in der Birne haben! Ich persönlich möchte einen klaren Kopf behalten. In jeder Situation."

      King Ghost sah mich erstaunt an.

      Er brach in schallendes Gelächter aus, schlug mir dabei grob auf die Schulter.

      "Du bist cool, Mann!"

      "Na, klar!"

      Er warf seinen Kö auf den grünen Filz. Offenbar hatte King Ghost keine Lust mehr, das Spiel fortzusetzen. Für seine Launenhaftigkeit war der Gang-Boss auch unter den Devvilish Demons berüchtigt. "Hör zu, Jesse! Ich brauch ein paar coole, abgezockte Jungs für einen besonderen Job."

      "Worum geht es?"

      Er fuhr seinen Zeigefinger wie die Klinge eines Klappmessers aus und hielt ihn mir unter die Nase.

      "Es geht um einen sehr wichtigen Mann, der bei einem entscheidenden Date etwas Begleitschutz benötigt!"

      Bingo!, durchzuckte es mich. Endlich hielt mich King Ghost für würdig genug, um mich als Begleitschutz für die nächsthöhere Ebene der Organisation zu engagieren.

      Ich lächelte.

      "Claro, ich bin dabei!"

      "Von einem coolen Jungen wie dir habe ich auch nichts anderes erwartet, Jesse! Im Übrigen ist kaum ein Risiko dabei. Wir müssen eben nur etwas die Augen offen halten..."

      "Schon klar!"

      4

      Am nächsten Morgen saß ich im Besprechungszimmer von Mister Jonathan D. McKee, dem Chef des FBI Field Office New York im Rang eines Special Agent in Charge. Außer mir waren noch die Außendienst-Agenten Milo Tucker, Clive Caravaggio, Orry Medina und Fred LaRocca anwesend. Außerdem Max Carter, ein Innendienstler aus der Fahndungsabteilung.

      Mister McKee zog die Augenbrauen zusammen.

      "...und Sie haben keine Ahnung, um wen es sich bei dem Kerl handelt, den King Ghost mit seinen Devvilish Demons schützen soll?", fragte unser Chef.

      Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Und die anderen Gang-Brüder scheinen auch ziemlich uninformiert zu sein. King Ghost handelt wohl nach der Devise, dass man Wissen am besten nicht teilen sollte. Jedenfalls nicht, wenn es sich vermeiden lässt."

      Mandy, die Sekretärin unseres Chefs kam herein und servierte ihren vorzüglichen Kaffee, der im gesamten Bundesgebäude seinesgleichen suchte.

      Als sie mir den Becher mit dem dampfenden Gebräu hinstellte, musterte sie mich etwas verwundert.

      Ich konnte es ihr nicht verdenken.

      Schließlich trug ich die Lederkluft mit den Emblemen der Devvilish Demons.

      "Ich muss sagen, Jesse, Sie waren auch schon einmal geschmackvoller gekleidet", hielt sie mir lächelnd vor.

      Ich zuckte die Achseln.

      "Vielleicht solltest du dir ein Beispiel an Orry nehmen", stichelte Milo.

      Unser Kollege Orry Medina galt als