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Integrative Medizin und Gesundheit


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Komplementärmedizin wie auch die nach wie vor geringe Zurverfügungstellung von Forschungsmitteln zur wissenschaftlichen Untersuchung und Etablierung von Integrativer und Komplementärmedizin seien in diesem Kontext genannt. Und nicht zuletzt sei auch auf die leidenschaftlich geführten fachinternen Diskussionen zu Definitionen, Begriffen, Zielgruppen, Platzierungen im Gesundheitswesen und Indikationen einer Integrativen Medizin verwiesen – sowie auf die noch genauer auszuhandelnden Beziehungen der verschiedenen beteiligten Disziplinen und „Health Professionals“ untereinander. Diese Entwicklungen weisen darauf hin, wie wichtig und zeitgemäß es ist, die Diskussionen um eine Integrative Medizin der Zukunft auf eine größere, sichtbare und für alle Interessierten leicht zugängliche Bühne zu heben.

      Die Frage, ob und warum es den Begriff – oder das Fachgebiet – der Integrativen Medizin gibt/geben müsste und wie sie definiert werden kann, wird kontrovers diskutiert. Eine eindeutige Definition dieses Begriffs ist jedoch von essenzieller Bedeutung für die Weiterentwicklung des gesamten Gebietes, insbesondere, aber nicht nur, im akademischen Kontext. Dabei sind Fragen der Abrechnung und Vergütung im Gesundheitssystem, der konkreten Versorgungsstrukturen bzw. -leistungen sowie der Legitimation der verschiedenen Gesundheitsberufe, die an der erfolgreichen Umsetzung der Integrativen Medizin beteiligt sind, ebenfalls zu berücksichtigen. All diese Aspekte adressiert das vorliegende Buch.

      Dem kenntnisreichen Experten sowie dem interessierten Laien wird sich schnell offenbaren: Die Integrative Medizin bietet ein ungemein spannendes, inspirierendes und innovatives Feld, in dem mittlerweile weit mehr erreicht wurde, als vielerorts bekannt ist. Die Patienten, so könnte man meinen, haben es immer gewusst und diese Therapieangebote, die häufig in Kombinationen miteinander angeboten werden, mit überwältigendem und zunehmendem Interesse in Anspruch genommen, parallel zu Verfahren der konventionellen Medizin. Jedoch wird es nun zwingend, die Erkenntnisse, Angebote, Nachfrage(n) und die divergierenden – oder auch synchronen – Strömungen im Bereich der Integrativen Medizin zu sammeln und gebündelt aufbereitet aufzuzeigen.

      Dabei soll dieses Buch den aktuellen Wissens- und Erfahrungsstand wiedergeben, möglichst keine Vorfestlegungen vornehmen und der Pluralität der aktuellen Diskussion entsprechen. Wichtig ist außerdem die Feststellung, dass neben einer historischen Einbettung des Themas, auch in die verschiedenen Kulturräume hinein, ebenso Platz eingeräumt wird für aktuelle Entwicklungen und anschlussfähige Bereiche aus anderen Fachbereichen und Disziplinen:

      Interprofessionalität und Kooperation einerseits sowie klare Identifikation des Disziplinbezugs andererseits müssen sich nicht ausschließen. Verschiedene medizinische und therapeutische Fachgebiete haben heute einen engen Bezug zur Integrativen Medizin, aber auch übergeordnete Kontexte wie künstlerische Therapieverfahren, Pflege- und andere Medizinsysteme finden exemplarisch Berücksichtigung. Es geht um den Ist-Stand der Integrativen Medizin – fachlich, in der Versorgung, im System, in den Strukturen, aber auch in der Theoriebildung, im Menschenbild und in der Wissenschaft; und es geht um die Zukunft einer empathischen, kommunikativen und hoch effektiven Medizin im digitalen Zeitalter.

      Dazu möchten wir Sie mit diesem Buch herzlich einladen!

      Wir, das sind Benno Brinkhaus und Tobias Esch, Ärzte mit einer langjährigen klinischen und fachärztlichen Erfahrung, die auch wichtige Aspekte der Naturheilkunde und Integrativen Medizin einschließt. Dabei sind in unterschiedlicher Weise auch internationale Einflüsse entstanden, sei es etwa durch Fachgesellschaften oder eine tatsächliche mehrjährige Tätigkeit im Ausland. Uns beide eint, trotz unterschiedlicher Schwerpunkte in der Tätigkeit in Patientenversorgung, Lehre und Wissenschaft, ein ausgeprägtes Interesse an pluralistischen und zugleich wissenschaftsbasierten Strömungen innerhalb der Medizin, mit einem besonderen Bezug zur Integrativen Medizin und einem Verständnis von Medizin auch als Heilkunst.

      Bleibt uns zum Abschluss, Dank und Wunsch auszusprechen: Danke an den Verlag, seiner Leitung und den Mitarbeitenden, für eine ausgesprochen professionelle, stets angenehme und unterstützende Funktion. Dank auch an unsere Kolleginnen und Kollegen, die uns auf dem Weg der Auseinandersetzung mit der Naturheilkunde und Integrativen Medizin begleitet haben, und natürlich auch an unsere Familien, die uns allzu oft wegen unserer Tätigkeit auch an diesem Buch vermissen mussten, so wie wir sie. Dieses Buch war eine Herausforderung für alle, die mit großer Weitsicht und Geduld und dem gemeinsamen Ziel vor Augen gemeistert wurde. Begleitet vom Wunsch, dass die Beiträge dieses Buches, einzelne Aspekte oder auch der rote Faden, der dahinter steht, dazu beitragen mögen, das Bild einer Heilkunde der Zukunft zu beschreiben, die Medizin insgesamt zu verbessern sowie Mut zu machen, die Medizin der Zukunft integrativ, ganzheitlich und patientenorientiert zu gestalten. Positiv – im Sinne unserer Patienten!

       Prof. Dr. med. Benno Brinkhaus und Prof. Dr. med. Tobias Esch

      Berlin und Witten im März 2021

       Foreword

      Integrative Medicine, which originally originated in the USA, has also now become firmly established in Europe over the last 20 years. It is a relatively new medical specialty and accompanying paradigm that has been adapted to the existing aspects of traditional medical systems from natural medicine and complementary medicine. It has been combined with the established procedures of conventional medicine and contains holistic, evidence-based, and patient-centered elements to its procedures. In the USA, Integrative Medicine, together with Mind Body Medicine, was the first specialization to give Complementary and Alternative Medicine (CAM) a considerable degree of visibility and a foothold, even at large and established academic medical institutions such as Harvard Medical School or Stanford University School of Medicine. This means that today, now that the term Integrative Medicine has been well established, it is referred to as Complementary and Integrative Medicine (CIM).

      Today in North America the scientific-academic process known as Integrative Medicine is administered at the so-called Academic Consortium (www.imconsortium.org). At the US National Institutes of Health, there is a highly visible department called the National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIM), which emerged from the National Center for Complementary and Integrative Medicine (NCCAM). Institutes, university chairs, educational and training facilities as well as clinics and outpatient clinics for the application of Integrative Medicine have been established in many locations across North America: Thanks to intensive research funding and performance, knowledge of Integrative Medicine is continuously growing.

      In Europe, especially in German-speaking countries, there is a long tradition of so-called “naturopathy”. The concepts of modern naturopathy date back to ancient medicine as well as scientific endeavors in theory, basic, and applied research. However, this field as it is known today has not experienced a comparable rate of growth in Central Europe as it has in North America over the last 30 years. The various therapeutic and theoretical directions in the field of naturopathy and complementary medicine have experienced difficulties in finding a common basis with Integrative Medicine including Mind Body Medicine.

      Be that as it may, several academic chairs and institutes have been founded in Europe in the last 10 years that have had either the term “naturopathy”, “Integrative Medicine”, “integrative health”, “integrative health promotion” or “integrative healthcare” in their names. One thing is clear: Integrative Medicine has not only been reaching patients and physicians, it has also had a considerable effect on the academic world. It is also being noticed with ever-increasing frequency by all those involved in working within the healthcare system.

      There is also resistance to this development of Integrative Medicine: Current discussions surrounding, for example, the abolition of additional names from the field of complementary medicine, as well as the still small amount of research funding for the scientific investigation and establishment of integrative and complementary medicine should also be mentioned in this context. We would like to point out the passionate internal discussions taking place within the medical profession regarding definitions, terms, target groups, placements in the healthcare system, and the indications for Integrative Medicine – as well as the relationships between the various disciplines involved and “health professionals” among one another. This complex situation still needs to be negotiated