Jacqueline Hoffmann

Restons Amis - Wir bleiben Freunde


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daher vor, Filou in der warmen Stube zu lassen und ihn nicht nach draußen in seine Hütte zu bringen. So hätte er Ruhe und könnte sich erholen. Im Moment könnte man eh nichts für ihn tun. Außerdem wartete ein Bräutigam in der kleinen Kapelle auf sie. Auch wenn es Julie schwerfiel, ihren geliebten treuen Freund so alleine zu lassen, hatte ihr Vater recht.

      Filou brauchte jetzt Ruhe. Sie streichelte Filou noch einmal durchs Fell und stieg dann mit ihrer Mutter zusammen die Treppe ins elterliche Schlafzimmer nach oben.

      Catherine weinte, während sie ihrer Tochter beim Anziehen des Kleides half. „Mama, du brauchst nicht zu weinen. Das habe ich dir doch gestern schon gesagt. Mathis wird immer gut auf mich aufpassen.“

      „Ich weiß, Julie“, gab Catherine als Antwort, „aber du siehst so schön in deinem Kleid aus. Und es erinnert mich daran, wie ich deinen Vater einst geheiratet habe.“

      Julie gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Stirn. „Danke, Mama, für alles!“

      Catherine schenkte ihrer Tochter ein Lächeln.

      Da klopfte es an der Tür. „Sind die Damen soweit?“, fragte der nervöse Brautvater. „Ja Papa, wir kommen.“

      Das Haus der Bernards war nicht sehr weit von der Kapelle entfernt. Von Weitem konnten sie Mathis schon sehen, wie er nervös auf und ab lief.

      Baptiste und Karine standen bei ihm und versuchten, ihn zu beruhigen, aber es klappte nicht. Die Vorstellung, dass seine wunderschöne Julie gleich vor ihm stehen wird, und seine Frau werden würde, ließ den sonst so charmanten und fröhlichen Mathis plötzlich ganz klein und nervös werden. Die Glocke der Kapelle begann zu läuten. Julie war fast da.

      Mathis schwitze. Ihm war kalt und warm zur gleichen Zeit. Seine Gedanken und Gefühle fuhren Achterbahn. Baptiste und Karine gingen bereits in die Kapelle, und er stand alleine vor dem kleinen Gotteshaus und hoffte, dass er nicht umfallen würde.

      Olive und Catherine umarmten ihren Schwiegersohn bei der Ankunft. Olive übergab Mathis seine Tochter und sagte leise zu ihm: „Pass ja gut auf sie auf, mein Freund.“ Dann lächelte er ihn an und klopfte ihm auf die Schulter. Da war sie also endlich.

      Seine bildschöne Julie stand vor ihm. Ihr weißes, schlichtes Kleid war ein Traum und stand ihr perfekt. Das Brautkleid umschmiegte ihre Figur und hatte ein besticktes Oberteil. Dazu trug sie einen langen, weißen Schleier in den Haaren. In den Händen hielt sie einen kleinen Strauß aus Feldblumen und einer weißen Rose in der Mitte.

      Die Sonne umschmeichelte ihr Gesicht und Mathis fühlte sich wie in einem Traum. Vor 5 Jahren war ihm bewusst geworden, dass er dieses unglaubliche Mädchen liebte und ihr die Welt zu Füßen legen würde. Und heute stehen sie hier und werden gleich Mann und Frau sein.

      Julie hatte dieselben Gefühle wie Mathis. Ihre Hände waren verschwitzt. Sie spürte, wie ihr das Herz pochte und der Puls immer schneller schlug. Aber sie freute sich so sehr darauf, endlich die Frau dieses Mannes sein zu dürfen.

      Mathis zog Julie vorsichtig an sich und küsste sie zaghaft auf den Mund. Julie lächelte ihn an. Beide spürten, wie etwas von der Anspannung von ihnen abfiel. „Sollen wir rein gehen?“, fragte er sie und hielt ihr den Arm hin, damit sie sich einhängen konnte.

      Sie nickte und lächelte ihn dabei an. Glücklich schritten die beiden in die kleine Kapelle, ihrem Glück und einem Leben zu zweit entgegen.

      4

      Langsam und auch etwas nervös schritten die beiden nach vorne an den Altar. Die Kapelle war schlicht, aber doch prunkvoll verziert. Am Altar war ein Abbild der Heiligen Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm.

      Es gab auf jeder Seite 5 Holzbankreihen. Zum Gottesdienst, am Sonntag, saßen Julie und Mathis immer auf der dritten Bank auf der linken Seite. Heute saßen dort ihre besten Freunde Karine und Baptiste.

      Der Pfarrer hielt eine kurze Rede, bevor er Julie und Mathis die wichtigsten Fragen stellte. „Mathis Dupont, ich frage Sie vor Gottes Angesicht, sind Sie hierhergekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit Ihrer Braut Julie Bernard den Bund der Ehe zu schließen?“

      „Ja“, antwortete Mathis und strahlte Julie für einen Moment an, ehe er sich wieder dem Pfarrer zuwandte. „Wollen Sie Ihre Frau lieben und achten und ihr die Treue halten alle Tage ihres Lebens?“

      Nachdem Mathis auch diese Frage mit Ja beantwortet hatte, wandte sich der Geistliche Julie zu, um ihr dieselben Fragen zu stellen. Überglücklich beantwortete auch Julie die ihr gestellten Fragen mit einem Ja.

      Kurz darauf waren sie Mann und Frau. Die beiden küssten sich und waren nun an dem Punkt angelangt, auf den sie fünf lange Jahre gewartet hatten. Sie waren endlich Julie und Mathis Dupont.

      14. Juli 1950. Julie und Mathis hatten sich den Traum von ihrem eigenen kleinen Bistro erfüllt. Das Haus, welches sie sich gekauft hatten, lag am Fuße eines Weinberges. Im Sommer konnte man von ihrem kleinen Garten hinter dem Haus die Sonne in den Weinbergen in Rot- und Orangetönen untergehen sehen. Julie hatte weiße Rosen gepflanzt, da diese für Mathis und sie eine ganz besondere Bedeutung haben.

      Im Obergeschoss hatten die beiden sich eine gemütliche kleine Wohnung eingerichtet. Ihr Herz lag aber immer mehr am Untergeschoss ihres Hauses. Hier befand sich ihr Bistro. Es war nicht das größte, aber die Leute liebten es und kamen gerne hierher. Mathis hatte sich eine kleine Backstube eingerichtet und tüftelte viel an neuen Rezepten.

      Julie dagegen sorgte dafür, dass es im Bistro einladend aussah. Auf den Tischen standen immer frische Blumen. Meistens war es Lavendel und Schlafmohn. Der Raum bot, dank der Botentiefenfenster, viel Tageslicht.

      Mathis und Julie waren hier mehr als glücklich. Nichts auf der Welt hätte ihr Glück zerstören können, bis auf das Ereignis, das ihnen am nächsten Tag widerfahren sollte …

      5

      15. Juli.1950. Mathis war in der Backstube und probierte gerade ein neues Rezept für eine Quiche aus, als er Julie rufen hörte. Er wusch sich das Gesicht und die Hände und ging zu seiner Geliebten nach vorne.

      Julie stand vor dem Verkaufstresen und schaute die Erdbeertorte an, die sie eben neben die in vielen Farben leuchtenden Marcarons gestellt hatte. „Schau mal Mathis“, sagte sie zu ihm, als er mit leicht strubbeligem Haar in den Raum kam. „Sieht sehr gut aus“, begann er freudig zu antworten. „Ich sag doch, so ein Tresen mit Glasfront ist perfekt für uns. Aber warte mal, ich habe eine Quiche gemacht, die musst du unbedingt versuchen.“

      Schnell lief Mathis zurück in die Backstube. Einen Augenblick später reichte er ihr ein Stück seiner Quiche Lorraine auf einem Teller. Julie probierte das Stück.

      „Himmlisch. Die schmeckt super. Wir müssen sie unbedingt mit in den Verkauf aufnehmen.“ Mathis nahm ihr den Teller ab und stellte ihn auf einen der Tische neben ihnen. Dann zog er Julie an sich und küsste sie. „Ich liebe dich Julie.“ Sie lächelte ihn an.

      „Ich dich auch Mathis.“ Doch bevor die beiden sich noch einmal küssen konnten, wurden sie von einem lauten Dröhnen, welches von vorbeifahrenden Lastern kam, gestört. Es hielten 2 Militärwagen vor ihrer Tür. Mathis zog Julie fester an sich.

      In diesem Moment ging bereits die Türe auf. Ein groß gewachsener Mann mit kaltem, finsterem Blick und breiten Schultern kam, gefolgt von vier weiteren, in den Raum gestürmt. Sie rissen Julie und Mathis brutal auseinander.

      Auf die Frage, was sie hier wollten, bekamen sie keine Antwort. Zwei Männer schlugen auf Mathis ein, während zwei andere Männer Julie nach draußen in den Laster zogen.

      Sie schrie nach Mathis, doch ihre Rufe erreichten ihn nicht. Unterdessen wurde Mathis nach hinten in die Backstube gezerrt. Er wurde von zwei kräftigen Männern festgehalten, während ihn ein dritter immer wieder anschrie „Wo habt ihr sie versteckt? Wo habt ihr die Deutschen versteckt, ihr Landesverräter!“

      Doch Mathis wusste nicht, was die Männer wollten. Sie mussten sich geirrt haben oder im falschen Haus sein. Er und Julie würden nie etwas tun,