Jacqueline Hoffmann

Restons Amis - Wir bleiben Freunde


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sich aufklären.

      Doch da traf Mathis schon der nächste Schlag. Er blutete aus Nase und Mund. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Wahrscheinlich wäre er längst zusammengebrochen, wenn er nicht von den Männern rechts und links, festgehalten worden wäre. Mathis sagte ihnen immer wieder, sie sollen ihn gehen lassen und das sie sich irren, doch keiner von ihnen ließ von ihm ab. Und so traf Mathis ein weiterer Schlag, der ihn zum Sturz brachte.

      Er stürzte nach hinten und schlug mit dem Kopf und Nacken auf der Tischkante des Backtisches auf. Mathis fiel tot zu Boden. Aus seiner blutenden Kopfwunde floss das Blut und ließ ihn bald in einer größeren Blutlache liegen.

      Die Männer verließen still den Raum und ließen Mathis zurück …

      6

      Es roch metallisch und unangenehm, als Mathis sich in seiner Backstube umschaute. Überall lagen Töpfe, Schüsseln und Mehl verstreut. Er erinnerte sich nicht mehr daran, was passiert war. Vielleicht wusste Julie, was das Durcheinander in der Backstube zu bedeuten hatte. Er ging nach vorne ins Bistro. Julie war nicht da. Wo konnte sie bloß sein?

      Die Tür war nicht abgeschlossen. Merkwürdig, Julie würde nie gehen und die Türe auflassen, wenn er in der Backstube war. Schließlich wusste sie, dass wenn er mit Backen beschäftigt war, alles um sich herum vergaß und nicht bemerken würde, wenn jemand in den Laden kam. Mathis schaute sich im Verkaufsraum um.

      Die Stühle und Tische waren teilweise zerstört und lagen kaputt auf dem Boden. Die Blumenvasen lagen in Scherben ebenfalls auf dem weiß gefliesten Boden verstreut. Mathis bekam Angst. War etwas mit Julie passiert, während er in der Backstube war?

      Aber wie konnte er es nicht bemerkt haben? So wie es hier aussah, konnte er den Kampf oder was auch immer passiert war, unmöglich überhört haben. Er rief immer wieder ihren Namen, doch es antwortete ihm niemand. Da hörte er hinter sich Schritte. Begeistert fuhr er herum und rief: „Julie!“ Doch es war nicht Julie.

      Es war Karine, die gerade ins Bistro kam und die Türe hinter sich schloss. „Mathis? Julie? Seid ihr da? Ist alles okay bei euch? Ich wollte nach euch schauen, weil ihr heute nicht wie besprochen bei uns zum Mittagessen wart.“

      „Karine, schön, dich zu sehen. Weißt du, was mit Julie passiert ist?“, fragte er sie ganz euphorisch. Doch sie konnte ihn nicht hören und ging an ihm vorbei und schaute sich besorgt in dem Raum um. Mathis versuchte immer wieder, mit Karine zu reden, doch sie reagierte gar nicht. Mathis verstand nicht, was das sollte. Warum redete sie nicht mit ihm? Und was war mit dem Bistro passiert? Sein Kopf begann zu schmerzen. Er fühlte sich so hilflos.

      In diesem Moment erblickte Karine eine Blutpfütze auf dem Boden. Sie war von den umgestürzten Tischen verdeckt gewesen. Sofort spannte sich Mathis’ Körper an. Julie musste etwas zugestoßen sein. Er musste unbedingt wissen, wo seine Frau ist und ob es ihr gut ging. „Julie?“, rief Karine besorgt.

      Doch sie bekam keine Antwort. Mathis hatte es aufgegeben, mit Karine zu reden und folgte ihr in die Backstube. „Mathis, bist du hier?“, fragte Karine, als sie die Backstube betrat. Da entfuhr ihr ein schrecklicher Schrei. Sie sah Mathis in einer Blutlache liegen. Sie sackte zusammen und schrie noch einmal. Dann lief sie unter Schock zu dem toten Mathis und nahm ihn in die Arme.

      Karine schüttelte ihn und rief immer wieder seinen Namen, aber er war kalt. Sehr kalt. Karine verstand, dass er tot war. Mathis stand daneben. Auch er begann zu verstehen, was mit ihm passiert war. Er war tot. Der unangenehme und metallische Geruch, den er vorhin wahrnahm, war das Blut gewesen, das sich in der gesamten Backstube verteilte.

      Mathis wurde bewusst, dass etwas Schreckliches passiert sein musste, aber was? Und wo war Julie? Er hoffte inständig, dass seine Frau lebte und es ihr gut ging. Mathis blickte noch einmal auf die in der Blutlache kniende Karine hinunter. Er sah seinen kalten, blassen, toten Körper in ihren Armen und war sich sicher, egal was passiert war, er würde nicht eher ruhen eher er Julie gefunden hatte.

      7

      70 Jahre später …

      Aurelie Schäfer lag in ihrem Bett. Neben ihr lag eingekuschelt ihr Freund Finn Meier und schlief tief und fest. Die beiden waren seit fast einem Jahr wieder ein Paar. Davor hatten sie sich 70 Jahre nicht gesehen, da sie tot waren. Einst waren sie Julie und Mathis Dupont. Doch durch eine Reinkarnation und viel Glück bekamen die beiden nun die Chance auf ein zweites Leben miteinander.

      Aurelie schlief unruhig. Sie spürte, wie sie sich im Schlaf hin und her wälzte und aufwachen wollte, aber es ging nicht. Dann schreckte sie plötzlich hoch. Aurelie schaute sich im Zimmer um. Alles war still und geräuschlos. Sie hörte nur das leise Atmen von Finn neben sich und vernahm auch Majas leises Schnurren aus deren Körbchen.

      Sie strich sich ihre langen, braunen Haare aus dem Gesicht und atmete tief ein und aus. Der Mond schien mit einem warmen Weiß durch die dünnen Vorhänge in ihr Zimmer. Plötzlich bemerkte sie die junge Frau, die im Lichtstrahl des Mondes stand und sie ansah.

      Es war Karine, die dort stand und ihr direkt in die Augen blickte. Aurelie schrie und weckte somit auch Finn auf. Er nahm sie sofort besorgt in die Arme. „Alles okay? Was hast du?“

      Aurelie schaute versteinert auf die Stelle neben ihrem Schreibtisch, wo eben noch die vermeintliche Karine stand und sie angesehen hatte. Es war nicht die Karine gewesen, die sie im vergangenen Jahr in Cernay getroffen hatte. Sondern Karine, so wie sie damals ausgesehen hatte, wo sie Julies beste Freundin gewesen war. „Ja, es ist alles gut. Ich scheine schlecht geträumt zu haben. Du kannst ruhig weiterschlafen.“ Finn schaltete die kleine Lampe auf seinem Nachtisch an und schaute Aurelie sorgenvoll ins Gesicht, denn so recht konnte er seiner Freundin nicht glauben, dass mit ihr alles in Ordnung war. Dafür kannte er sie zu lange und viel zu gut. „Ich hole dir mal ein Glas Wasser. Du siehst ziemlich fertig aus.“

      Doch noch bevor er den Raum verlassen konnte, hörten die zwei im Flur ein lautes Poltern. Schnell sprangen sie aus dem Bett und öffneten die Zimmertüre. Aurelie hatte Angst, im nächsten Moment in Karines tief dunkelbraune Augen zu schauen. Dies würde schließlich bedeuten, dass eben wäre kein Traum gewesen und sie hätte wirklich ihre alte Freundin gesehen.

      Doch so war es nicht. Im Flur stand Anna. Aurelies jüngere Schwester und Mitbewohnerin. Anna schien stark betrunken zu sein. Sie hielt sich an dem kleinen rostbraunen Schrank, der neben der Eingangstür stand, fest. „Oh ich habe euch wohl geweckt, das tut mir leid“, versuchte Anna mehr schlecht als recht zu sagen. Aurelie stützte ihre Schwester, bevor sie noch stürzte. „Sag mal, was ist denn mit dir passiert? Ich dachte, du bist mit Chris unterwegs.“

      „Pah der kann mir gestohlen bleiben, der Arsch.“ Anna kämpfte mit den Tränen. „Der hat mich einfach verlassen. Kannst du dir das vorstellen? Einfach so. Zack, weg war er.“ Aurelie schaute hilfesuchend zu Finn, der Anna daraufhin auf den Arm nahm und sie in ihr Zimmer trug. „Du bist ein toller Mann, Finn“, sagte Anna leicht lallend zu ihm. „Du trägst eine Frau auf Händen, selbst wenn sie leicht betrunken ist und du würdest einer Frau nie so wehtun. Sie erst zum Essen ausführen, ihr schöne Augen machen, nur um ihr dann zu sagen, dass sie toll ist, aber nicht die ist, die du suchst.“

      Finn legte Anna auf ihr Bett und Aurelie half ihrer Schwester dabei, die blaue Jeansjacke auszuziehen. „Wo warst du denn die ganze Zeit gewesen? Du bist um 20 Uhr los und jetzt ist es kurz vor 4 Uhr am Morgen.“ Anna schaute Aurelie an.

      „Noch so früh? Und warum haben die mich dann schon rausgeworfen?! Frechheit.“ Anna kuschelte sich in ihr Bett. „Deckst du mich bitte zu?“, fragte sie fast schon schlafend ihre Schwester. Aurelie deckte sie daraufhin zu und ließ das Rollo noch herunter.

      Wenn Anna morgen früh aufwachte, würde sie bestimmt kein großes Interesse an viel Sonnenlicht haben. Dann verließen Finn und sie das Zimmer. „Ich mag deine Schwester echt, wir haben ihr viel zu verdanken, aber ganz schlau werde ich nicht aus ihr“, sagte Finn etwas verwirrt zu seiner Freundin. „Sie dachte halt, dass Chris der Richtige ist. Seitdem wir uns wieder gefunden haben, träumt sie nun mal auch von der großen, ewigen Liebe.“

      Finn