und Bewirtschaftungskonzepte in der Praxis
Der Weg ist das Ziel! Es gibt unterschiedliche Methoden und Ansätze, die Verkehrsräume attraktiv aufzuwerten und nachhaltig zu bewirtschaften. Die Stadt Konstanz hat ein Grünpflegekonzept für das Stadtgrün und individuelle Staudenpflanzungen für das straßenbegleitende Grün entwickelt. Die Stadt Bad Saulgau hat für ihr ökologisches Modell bundes- und europaweite Auszeichnungen erhalten.
Die Begrünung in der Stadt Konstanz basiert auf einem Qualitätsmanagement-System
In Konstanz ist der kommunale Eigenbetrieb, die Technischen Betriebe Konstanz (TBK), für die Pflege und Instandhaltung der städtischen Verkehrsflächen, Grünanlagen und Friedhöfe verantwortlich. Sicherheit, Sauberkeit und ein guter Pflegezustand sind Basis der Grünqualität in der Stadt, die wesentlich zur Freizeit- und Aufenthaltsqualität beitragen. Um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, hat die TBK seit 2008 ein Grünpflegekonzept erarbeitet, in dem Zielsetzungen für ein Qualitätsmanagement für den öffentlichen Freiraum festgehalten wurden. Zu den wesentlichen Aufgabenschwerpunkten des kommunalen Grünflächenpflegemanagements zählen:
Um die geforderte differenzierte Pflege sowie die größtmögliche wirtschaftliche Transparenz zu schaffen, spiegeln fünf Pflegekategorien in Text und Bild den zu erstrebenden Qualitätszustand wider. Als Beurteilungskriterien gelten hierfür die Lage, die Bedeutung und Akzeptanz für Touristen und Bürger der Stadt, die gestalterische Struktur, die Pflegeintensität sowie der vegetations- und bautechnische Zustand. Anhand von eigens entwickelten Bewertungsbroschüren führen Mitarbeiter der TBK zuverlässige und nachvollziehbare Beurteilungen durch, wonach entschieden wird, welche Pflegestandards auf den einzelnen Flächen angewandt werden, und wo Anpassungsmaßnahmen wie Wiederherstellungspflege oder gar Sanierungen durchgeführt werden müssen. Auch heute noch konzentrieren sich die Kontrolleure, bewusst keine Gärtner, sondern fachlich neutralere Straßenbau- und Baumfachleute, auf Wohlfühlfaktoren, wie Sauberkeit und Sicherheit. Nachweislich fühlen sich die Nutzer wohl, wenn sie feststellen, dass Anlagen betreut werden. Die fachliche Qualität muss dabei nicht auf höchste Anforderungen in der Grünpflege ausgerichtet sein.
Bild 6: Differenzierung der Grünflächenpflege anhand von Pflegekategorien im Stadtgebiet Konstanz. (Quelle: Stadt Konstanz, Technische Betriebe)
Mit der Einführung der Pflegekategorien (PK) ist ein wichtiges Steuerungsinstrument des Grünflächenunterhalts sowie der Kostenkontrolle entstanden. Das Straßenbegleitgrün der Innenstadt sowie die Verkehrskreisel sind der Kategorie III, das übrige Verkehrsbegleitgrün und die Baumscheiben in Wohngebieten sind samt Unterpflanzungen der Kategorie IV zugeordnet.
Neben der Einführung des Qualitätsmanagements für die städtischen Freiräume ist die TBK permanent auf der Suche nach Methoden zur kontinuierlichen Verbesserung des Grünflächenunterhalts. So wurden im Straßenbegleitgrün mit Erfolg alternativ zu herkömmlichen Bepflanzungen mit Bodendeckern und Rosen pflegeleichte Bepflanzungskonzepte entwickelt, die den extremen standörtlichen und klimatischen Bedingungen, wie Wanneneffekt, Hitze, Streusalzbelastung und Trockenheit, standhalten. Die Pflanzenzusammenstellungen wurden im Laufe der Jahre auf ihre optische Wirkung und Standorttauglichkeit evaluiert und bei Bedarf angepasst. Neben den wirtschaftlichen Gründen soll auch, gerade bei Neubauvorhaben, forciert werden, dass die Mitteltrenn- und Seitentrennstreifen nicht der „Einfachheit“ wegen gepflastert, sondern weiterhin begrünt werden.
Für jeden Standort der passende Vegetationstyp
Für das Verkehrsgrün haben sich in Konstanz drei neue Vegetationstypen bewährt.
Tabelle 1: Die Einteilung des öffentlichen Freiraums in Pflegekategorien I bis V, Quelle: Stadt Konstanz, Technische Betriebe
Trockenstaudenstandorte
Bild 7: Auf diesem Trockenstandort konkurrieren Fenchel und Nachtkerze um die Gunst der Betrachter. (Quelle: Monika Böhm)
Das trockenheitsliebende Staudensortiment wird je nach Standort in unterschiedlichen Kombinationen in ein 40 bis 50 cm starkes Substrat aus ungewaschenem Kies der Körnung, 0/120 mm, gepflanzt und bekommt eine organische Startdüngung. Die Herstellkosten liegen bei circa 20,00 Euro pro Quadratmeter. Folgende Arten und Sorten haben sich beispielsweise bewährt und kommen, je nach Standort, in unterschiedlicher Zusammensetzung zum Einsatz.
Tabelle 2: Beispiel einer Pflanzliste für Trockenstauden, Quelle: Stadt Konstanz, Technische Betriebe
Mittlerweile werden sechs unterschiedliche, im Laufe der Jahre von den Technischen Betrieben für tauglich befundene Trockenstaudenmischungen, verwendet. Lang andauernde trockene Wetterlagen begünstigen diesen Vegetationstyp, konkurrierende Arten vertrocknen automatisch und reduzieren somit den Pflegeaufwand.
Staudengesellschaften
Auf anderen straßenbegleitenden Standorten wurde nach vollständigem Bodenaustausch ein 30 cm starkes, rindenfreies, wasserdurchlässiges Staudensubstrat mit einer Abdeckung aus gebrochenem Moräne-Splitt, Körnung 11/16 cm, als Basis für einen weiteren Bepflanzungstyp, die Staudengesellschaften, geschaffen. Die abhängig vom Standort unterschiedlich arrangierten, blütenreichen Bepflanzungen mit Prachtkerze, Ehrenpreis, Aster, Duftnessel, Spornblume und Gräsern haben sich von Anfang an gut entwickelt, insbesondere die Bestände an Bergminze werden von Bienen ausgezeichnet angenommen.
Bild 8: Attraktive pflegeleichte Staudenbepflanzung mit vollständiger Bodenbedeckung in der Innenstadt. (Quelle: Monika Böhm)
Tabelle 3: Eine der zwei bewährten Staudengesellschaften, Quelle: Stadt Konstanz, Technische Betriebe
Wiesen- und Kräuterflure
Kräuteransaaten sowie Magerwiesenmischungen kommen in Konstanz bei neu hergestellten Baumquartieren und Straßenbanketten zum Einsatz.