Rolf Käppeli

Vom Ende einer Rütlifahrt


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würde ich nicht erwähnen, die meisten kennen sie nicht, und für ein paar wenige ist sie ein rotes Tuch. Karl wird an deiner Rede sowieso zu beißen haben. Wir nehmen ihn beim Wort, oft lobt er uns Frauen, manchmal mehr, als mir lieb ist.«

      »Du bist eifersüchtig?«

      »Es kommt vor. Aber mehr stört mich, wenn er uns als Hausfrauen rühmt. Meine chemischen Kenntnisse sind bescheiden, einverstanden. Der Zugang zur Welt von Säuren, Soda und Sulfaten fällt mir nicht leicht. Ich kenne die Arbeit meines Vaters, den Umgang mit Seidenprodukten, und weiß, dass dieser ohne chemische Indus­trie nicht auskommt. Von zu Hause ist mir vertraut, wie in einem Unternehmen geführt und entschieden wird, oft schnell und ohne lange Absprachen. Doch Karl hat mich nicht als Mitarbeiterin im Betrieb ausgewählt, sondern als Ehefrau. Aber ich will, dass er mich am Geschehen im Betrieb teilhaben lässt, dort, wo ich mir eine Meinung bilden kann.«

      »Tut er das nicht?«

      Erika zieht das dunkle Braun der Lidschatten nach. »Zu wenig, finde ich. Das Geschehen in der Fabrik und im Dorf bleibt in unseren Gesprächen oft ausgeklammert. Zwar berichtet er, wenn’s hochkommt, von Schwierigkeiten mit der Büroabteilung, er schimpft über Unpünktlichkeiten und Alkoholkonsum von Arbeitern, deutet Probleme mit den Behörden in Bern an wegen der Kriegswirtschaft. Aber so richtig interessiert ihn meine Meinung dazu nicht. Es geht ihm mehr ums Dampfablassen.«

      »Apropos Dampf: Dass er den feudalen Raddampfer für eure Hochzeitsreise ausgewählt hat, ist kolossal.« Christa kneift die Augen zusammen, als gelte es, eine Zielscheibe aufs Korn zu nehmen. »Zahlt dein Karl die ungewöhnliche Spritzfahrt aus dem eigenen Sack oder übernimmt die Fabrik die Kosten? Immerhin ist es eine Extrafahrt, ausschließlich für uns, das wird kein Pappenstiel sein.«

      Erika kennt das spitze Mundwerk der Kollegin, nicht immer findet sie es passend. Ihr Gesicht rötet sich leicht.

      »Es ist ein Beispiel für Karls Umgang mit Finanzen. Er sagt, dass die Schiffsmiete günstig ist, weil in den Monaten Juni und Juli keine Fahrten der ›Schiller‹ auf dem Vierwaldstättersee gebucht wurden, weder als Kursschiff noch zu privaten Zwecken. Die Nachfrage für Schifffahrten muss in den vergangenen zwei, drei Kriegsjahren eingebrochen sein. Was die Fa­brik vom Ausflug übernimmt und was mein Gatte zahlt, weiß ich nicht. Immerhin ist es auch ein Betriebsausflug.«

      »Hast du ihn gefragt?«

      »Nicht wirklich. Ab und an wage ich es.«

      »Und?«

      Erika steckt die Schminkutensilien ins Handtäschchen.

      »Dann weicht er aus, er müsse zuerst den Buchhalter fragen, oder meint ohne Umschweife, um Geld und Finanzen müsse ich mich nicht kümmern. Zum Gefrierpunkt kommt es, wenn er fragt, ob ich denn mit dem Haushaltsgeld nicht zufrieden sei.«

      »Das kommt mir bekannt vor.«

      »Dein Mann verhält sich ähnlich?«

      »In Geldfragen …«

      Erika lächelt. »Vielleicht baust du in deine Rede ein paar Gedanken zum Thema Ehemänner und häusliche Finanzen ein.«

      Christa schwenkt den Kopf hin und her.

      »Warum nicht?«

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