Michael Müller

Porto MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag


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musste dem Umbau wei­chen. Die hohe spätbarocke Säule ist ein Pelourinho, ein historischer Pran­ger, an dem Verurteilte zur Schau ge­stellt wurden.

      Das im Inneren etwas kahl wirkende Got­teshaus stammt aus dem Jahr 1120 und zeigt noch seine ro­ma­ni­sche Grund­struktur. Der Hauptaltar wurde im 17. Jh. im Stil der Renaissance mo­der­nisiert. Besonders sehenswert ist der Sil­beraltar in der Sakramentskapelle im Querschiff links vom Chor, an dem ge­nau hundert Jahre lang (1632-1732) ge­arbeitet wurde. Eine Legende erzählt, dass die Franzosen bei ihren Plün­de­rung­en im Jahr 1808 den Altar un­be­hel­ligt ließen, nachdem der Küster die aus 800 kg Silber geschmiedete Kost­bar­keit unter einer Gipsschicht ver­steckt hatte.

      An einem Seitenaltar ebenfalls links vom Chor steht die bemerkenswerte Figur des heiligen Pantaleon von Niko­me­dia. Nach der Eroberung von Kon­s­tan­tinopel überbrachten armenische Flücht­linge, die den Osmanen en­t­kom­men waren, dem Bischof von Porto eine Re­li­quie des Heiligen zum Dank für ihre Aufnahme.

      Am Seitenaltar rechts steht die Mutter­got­tes­figur der verehrten Stadt­hei­ligen, Vando­ma ge­nannt. Un­ge­wöhn­lich ist, dass sie aus Kalk­stein geformt und an­schließend far­big be­malt wurde. Eine Ge­sandtschaft aus dem franzö­si­schen Städt­chens Ven­dôme lan­dete 1025 in Porto, mit da­bei waren der Bischof No­ne­go und die Figur der Heiligen. No­ne­go wurde anschließend der drei­zehn­te Bischof von Porto.

      Kreuzgang: Gegen eine Eintrittsgebühr kann man die Capela de São Vicente und der Kreuzgang aus dem 14. Jh. be­sich­tigen. Unterhalb der Kapelle liegt die Krypta mit den Ruhestätten aller Bi­schöfe der Stadt, bis heute be­klei­de­ten einhundert dieses hohe Amt. Der klar gestaltete Kreuz­gang zeigt im 1. Obergeschoss Azulejogemälde mit Sze­nen aus dem Hohelied und den Meta­morphosen des Ovid.

      Rechts vom Haupteingang ist in der Dom­fassade eine längere Einkerbung zu erkennen, diese stand als „geeichte“, amt­liche Maßeinheit für eine Elle. Auf dem Vorplatz des Doms fanden früher Märk­te statt, und Tuchkäufer konnten sich so sichergehen, nicht durch ein fal­sches Maßnehmen übervorteilt zu wer­den.

      An der Nordseite des Doms hat sich Por­tos Barockarchitekt Niccoló Nasoni mit einer üppigen Loggia verewigt; auf einem hohen Sockel davor thront das erst 1998 aufgestellte Reiterstandbild von Vima­ra Peres, einem galizischen Ade­ligen, der im Jahre 868 die Stadt für die Recon­quista zurückerobern konnte.

      Neben der Kathedrale steht der groß­zü­gi­ge Paço Episcopal (Bi­schofs­pa­last), einer der schönsten Ba­rock­bau­ten in Por­to.

      Kathedrale: April-Juni und Okt. tägl. 9-12.30 und 14.30-19 Uhr, Nov.-März bis 18 Uhr, Juli-Sept. tägl. 9-19, So 9-12.30 und 14.30-19 Uhr. Ein­tritt frei.

      Kreuzgang: April-Juni und Okt. Mo-Sa 9-12.15 und 14.30-18.30 Uhr, Nov.-März nur bis 17.30 Uhr, Juli-Sept. 9-18.30 Uhr, am So nur nach­mittags. Eintritt 3 €, 20 % Rabatt mit Porto Card. Keine Besich­ti­gung während der täg­li­chen Messe von ca. 11 bis 12 Uhr!

      Bischofspalast: 9-13 und 14-18 Uhr, ge­schlos­sen So und Mi. Eintritt 5 €. Durch den Pa­last ist auch eine Führung möglich (engl./span., ca. 30 Min.). Besonders eindrucksvoll ist der ba­rocke Treppenaufgang.

Kathedrale und Bischofspalast erheben sich über die Altstadt

      Kathedrale und Bischofspalast erheben sich über die Altstadt

      Hinter dem Dom

       Rua de Dom Hugo

      Vom Vorplatz der Kathedrale geht es linker Hand zu ihrer Rückseite, wo nach Osten die Rua de Dom Hugo ab­zweigt. Diese Gasse ist nach Bischof Dom Hugo benannt, der erste Bauherr der Kathedrale, und führt im Bogen um die Sé do Porto herum. Gleich zu Be­ginn wurden in dem Eckhaus (Nr. 5) die wohl ältesten Gemäuer der Stadt frei­gelegt (Di-Fr 10-18 Uhr).

      Wenige Meter weiter ist in einem Herr­schafts­haus (Casa-Museu Guerra Jun­queiro) die Kollektion des Politikers und Poeten Abilio Manuel de Guerra Jun­queiro (1850-1923) unter­gebracht. Jun­queiro brachte es zu beacht­lichem Wohl­stand und sammelte mit Vorliebe Sil­bergeschirr und andere Woh­n­uten­si­lien. Eine Vorliebe hatte er für so­ge­nann­te „Contatore“ - mobile, aus­klapp­ba­re Bürosekretäre, mit denen die könig­lichen Steuereintreiber übers Land fuh­ren. Es handelte sich dabei um hoch­wertige Holzarbeiten mit vielen Schub­fächern und mindestens einem Ge­heimfach. Neben der Sammlung gibt es regelmäßig Sonderaus­stellungen, 2018 war Günther Grass das Thema.

      Nett ist das kleine Café im Innenhof.

      Di-So 10-17.30 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 2,20 € (Sa/So frei). Rua de Dom Hugo 32, Tel. 222-003689.

      Wahrheiten, nichts als Wahrheiten

      Bei der Capela das Verdades nehmen wir von der Rua de Dom Hugo links die Stu­fen hinunter zum Fluss. Zu dem Namen (Verdades - Wahr­heiten) kam es, weil sich auf dem Treppchen die Leute aus der Nachbar­schaft trafen und schwätz­ten, dabei wurden naturgemäß auch gerne auch Gerüchte verbreitet. Da passte es, dass man in der „Kapelle der Wahrheiten“ Abbitte dafür leisten konn­te ... Die Kapelle zeigt sich seit 2017 wieder in frischer barock-ma­nie­ris­tischer Pracht. Pilger, die den portu­gie­sischen Part des Jakobswegs absol­vie­ren, bekommen hier ihren Stem­pel­nach­weis (So/Mo geschlossen.).

      Rua de Dom Hugo.

      Für Turmbezwinger

      Direkt unterhalb der Kathedrale, mitten im Labyrinth der Altstadtgassen, wur­de diese Kirche von den Jesuiten im 16. Jh. erbaut. Den Spitznamen „Die Gril­len“ bekam das Gotteshaus, als nach der Vertreibung der Jesuiten unter Mi­nister Pombal Augustinermönche aus Lissabon in das angegliederte Klos­ter (Convento) einzogen - ihr Stamm­klos­ter in der Hauptstadt liegt an der Gril­lenstraße.

      Ursprünglich im Stil des spätbarocken Ma­nieris­mus erbaut, wurde der Kir­chen­raum neoklassizistisch moder­ni­siert. Der Hauptaltar zeigt Figuren des hl. Augustin, des hl. Ignatius, der hl. Mo­nica und des hl. Laurenz, dem Letz­te­ren ist die Kirche geweiht.

      Der Klosterbau, links an die Kirche an­ge­baut, zeigt eine Sam­mlung sakraler Kunst und Archäologie. Der geflieste Was­ser­graben am Eingang war eine Idee des Architekten, der in den 1950er-Jahren das Museum kon­zi­pier­te. Es sollte den Typus eines römischen Bür­gerhauses verkörpern und da durfte im Innenhof keine Wasserfläche feh­len. Ein Ausstellungsraum ist der Bild­hau­erin Irene Vilar (1930-2008) ge­wid­met und zeigt die zum Teil abstrakt mo­dernen Arbeiten der Künstlerin.

      Die Kirchtürme können erklommen wer­den. In den einen führt eine Zick-Zack-Treppe hinauf, in den anderen eine ebenso enge, spiral­förmige Kon­struk­tion nach unten.

      Tägl. 10-19 Uhr, So geschl. Largo do Colégio, Tel. 223-395020.

Vielfältige Stadtansichten

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