Er kann in Krankheiten fliehen, in körperliche und seelische Zusammenbrüche, die er unbewusst herbeigeführt hat.
Hinweis 8:
Der Christ kann (Kasten 8) seinen Lebensstil unter die Lupe nehmen, um vor Gott seine irrigen Ziele und sündhaften Fehlverhaltensmuster kennen zu lernen.
„Durchforsche mich, Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine Wünsche und Gedanken! Und wenn ich in Gefahr bin, mich von dir zu entfernen, dann bring mich zurück auf den Weg zu dir“. Diese Psalmworte (139, 23.24) sind ein hilfreicher Anstoß, eine gründliche Selbsterforschung zu betreiben, die ungeistliche Motive und eine falsche Gesinnung offenbaren.
Oft ist ein Seelsorger notwendig, der die blinden Flecken des Betroffenen erkennt, den fehlerhaften Lebensstil des Ratsuchenden deutet und eine Gesinnungsänderung in die Wege leiten kann.
Ständig erliegen wir der Gefahr, dass wir uns selbst belügen und unsere störenden Symptome bagatellisieren oder verdrängen. Ein therapeutischer Berater kann dies aufdecken. Die Gesinnungsänderung ist ein Geschenk des Heiligen Geistes – wenn wir sie ernsthaft wollen.
„Lasst euch vielmehr im Innern von Gott umwandeln. Lasst euch eine neue Gesinnung schenken, dann könnt ihr erkennen, was Gott von euch will. Ihr wisst dann, was gut und böse ist und was Gott gefällt“ (Römer 12, 2).
II. Seele meint den ganzen Menschen
Leib und Seele sind nur verschiedene Aspekte des einen Menschen. Es gibt kein Lebendigsein ohne den Leib. Man kann nicht den Leib von der Ganzheit des Menschen trennen, um die „reinen Teile“, also Geist und Seele, zurückzubehalten.
Mensch sein heißt Leib sein,
Mensch sein heißt Seele sein,
Mensch sein heißt Geist sein.
In der Schöpfungsgeschichte heißt es unmissverständlich: „Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele“ (1. Mose 2,7). Was heißt das?
Der lebendige Odem wurde dem Menschen nicht in einen bestimmten Körperteil eingehaucht.
Die Seele sitzt nicht in einem unerklärlichen Teil unserer Persönlichkeit.
Der Mensch ist die lebendige Seele, und zwar vom Scheitel bis zur Sohle.
Nicht umsonst spricht das Alte Testament von Seelen, wenn sie Menschen meint. Die alte Luther-Übersetzung formuliert: „Und Gott sprach, das ist ein Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen uns und allen lebendigen Seelen …“ (1. Mose 9,12).
Dieser ganzheitliche Begriff hat sich bis in unsere Zeit hinein erhalten. Wir sagen: Der Ort hat 300 Seelen. Selbstverständlich ist hier nicht von körperlosen Wesen die Rede, sondern von Menschen aus Fleisch und Blut.
Die Bibel kennt keinen Dualismus von Leib und Seele. Beides gehört zusammen, denn körperliche Krankheiten werden hier stets auch als Störungen der Seele verstanden als Folge der Heillosigkeit unserer Welt.
Der Begriff „Seele“ (hebräisch = nefesch, griechisch = psyche) bezieht sich in der Bibel stets auf den ganzen Menschen, in allen Aspekten seines Lebens.
„Denn wer sein Leben (psyche) retten will, wird es verlieren …“ (Matthäus 16, 25).
Die Seele in Sprichwörtern
Der Mensch wird in seinem Seele-Sein von unterschiedlichen Gefühlen bewegt. Er wird
von Verzweiflung gequält,
von Trauer niedergedrückt,
von Hass überwältigt,
von Ehrgeiz heimgesucht,
von Freude übermannt und
von Wut und Zorn angestachelt.
Im Denken, Fühlen und Handeln reagiert der Mensch in und mit allen Gliedern. Das Seelenleben spielt in unserer Umgangssprache eine große Rolle. Seelisches wird in Sprichwörtern und Alltagsformulierungen gekennzeichnet.
Viele Redensarten bringen unser Seele-Sein zur Sprache:
„Er hat seine Seele ausgehaucht.“
„Nun hat die liebe Seele ihre Ruhe.“
„Er hat seine Seele dem Teufel verschrieben.“
„Zwei Menschen sind ein Herz und eine Seele.“
„Das ist eine Seele von Mensch.“
„Er hat mir das auf die Seele gebunden.“
„Er hat eine durstige Seele.“
„Das ist ein seelenloser Mensch.“
„Alkohol ist ein gefährlicher Seelentröster.“
„Der Ort hat 300 Seelen.“
„Lobe den Herrn, meine Seele!“
Seelisch krank?
Es ist heutzutage üblich, von seelisch bedingten Störungen und Krankheiten zu sprechen.
Wir hören:
„Das ist typisch seelisch!“
„Ganz eindeutig psychisch.“
„Der Mann/die Frau ist seelisch krank.“
Wenn wir nach biblischem Maßstab den Menschen jedoch ganzheitlich sehen, sind solche Bezeichnungen irreführend. In Wirklichkeit ist es nicht möglich, zwischen seelischen und körperlichen, zwischen psychischen und somatischen Symptomen eine klare Trennungslinie zu ziehen. Schlichte Beispiele machen das deutlich.
Wenn Sie Angst haben – und Angst ist in erster Linie ein so genanntes „psychisches Symptom“ –, dann reagiert der gesamte Organismus. Frederic Vester beschreibt in einem seiner Bücher, welche Reaktionen Angst hervorruft:
„Eine Assistentin hatte sich für ein Experiment zur Verfügung gestellt. Sie wusste nicht, was ihr, blühte‘. Das Studio war verdunkelt und sie wurde in einen typischen Angstzustand versetzt. Die körperliche Folge der Reaktion wurde gemessen. Sie war an ein EKG angeschlossen, der Blutdruck wurde kontrolliert und der Effekt der Nebennieren auf Herz und Kreislauf auf einem Schreiber registriert. Die Fettwerte des Blutes in der Angstreaktion wurden mit Kontroll-Blutproben verglichen. An einem Stahldraht befestigt, ließ man von der Decke im zunächst verdunkelten Raum eine lebende Riesenkrabbe von den Karibischen Inseln herunter. Ein aufgeblendeter Scheinwerfer machte das Tier sichtbar. Die Assistentin schrie wie am Spieß. Sie hatte so ein Tier noch nie in ihrem Leben gesehen. Auf dem Messstreifen wurde der Schock der Frau markiert. Die Gehirnwellen änderten sich schlagartig. Der Herzschlag hatte sich nach dem Schock radikal verändert. Der Puls war beschleunigt. Der Blutdruck war in kurzer Zeit von 120 zu 60 auf 180 zu 100 angestiegen. Die Adrenalinausschüttung durch die Nebennieren, die ebenfalls durch die Schockreaktion in Gang gesetzt wurde, bewirkte den Anstieg des Fettsäuregehaltes um 24 Prozent. Der Hautwiderstand war abgesunken und eine erhebliche Schweißabsonderung hatte durch die Angstzustände stattgefunden. Deutlich wird: Jede seelische Reaktion wie Angst, Wut und Depression äußert sich über den Körper.“1
Ein zweites eindrucksvolles Beispiel, das Erwartungsängste spiegelt, las ich bei Elisabeth Lukas, einer Schülerin von Viktor E. Frankl:
„Im großen Stil wurden derartige gefährliche Erwartungsphänomene unter anderem von dem israelischen Arzt Paul Schuger