wesentlich zum enorm hohen Schmerzmittelkonsum bei. Welche Bedeutungen kann er haben? Er ist Symptom eines dickköpfigen Charakters, der mit dem Kopf durch die Wand will. Er ist der Ausdruck eines übertriebenen Ehrgeizes, dem irgendein Ziel zu Kopf gestiegen ist.“1
Therapeutische Seelsorge will die Ursache des Krankseins angehen. Das Kranksein beinhaltet
… ein verzerrtes Gottes- und Glaubensbild,
… Misstrauen Gott gegenüber,
… verzweifelte Verdammungsangst,
… eine tief sitzende Selbstwertstörung,
… eine ungeistliche Leistungsfrömmigkeit,
… einen Hang zur Verantwortungslosigkeit,
… die Angst, dem Leben nicht gewachsen zu sein,
… eine unverbindliche Lebenshaltung.
Haben wir den Mut, unsere Krankheiten zu hinterfragen? Oder dämpfen wir mit Schmerzmitteln und anderen Medikamenten die Symptome, die etwas zur Sprache bringen wollen, die etwas bedeuten? Noch einmal Jörg Müller: „Die eigentliche Wunde bleibt stets die gestörte oder fehlende Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfer. Sie ist die Ursache des privaten wie kollektiven Unheils in der Welt. Um diesen Zusammenhang deutlich zu machen, ist Jesus auf die Erde gekommen., Seid vollkommen wie euer Vater im Himmel!‘ (Matthäus 5, 48). Gemeint ist: Seid ungeteilt! Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen! Ihr könnt euch nicht mit faulen Kompromissen einen behaglichen Glaubensbungalow schaffen, frei von sozialer Verantwortung bei regelmäßigem Kirchgang. Wer Gott lieben will, zugleich aber dem Nachbarn dauernd eins auswischen möchte; wer eine kalkulierte Mittelmäßigkeit im Glauben lebt, erkrankt. Seine Krankheit ist lediglich spürbarer Ausdruck einer verborgenen defekten Gottesbeziehung.“2
Ist Krankheit ein Segen?
Der hebräische Ausdruck, der in unseren Bibelübersetzungen des Alten Testamentes mit „Krankheit“ wiedergegeben wird, umfasst ein breites Spektrum. Was wird hier alles mit Krankheit umschrieben?
Krankheit beinhaltet körperliche Schwäche.
Krankheit meint fehlende Lebenskraft.
Krankheit wird als Müdigkeit und Erschöpfung interpretiert.
Krankheit umfasst jedes körperliche und seelische Leiden.
Krankheit bedeutet auch Hoffnungslosigkeit und Resignation.
Krankheit schließt auch Kränkungen und seelische Verwundungen ein.
Die ganze Palette menschlicher Nöte, Schwächen und Leiden kommt hier zur Sprache. Müssen wir sie denn stumm erdulden?
Wenn wir der Botschaft des Neuen Testamentes folgen, gehören sowohl Krankenheilung als auch Verkündigung zum Kern des christlichen Auftrags. Nun halten nicht wenige den Gedanken, dass Krankheit Segen beinhalte, für einen zentralen biblischen Gesichtspunkt.
Das andere Extrem vertreten einige charismatische Gruppierungen, die glauben, Gott wolle jeden Menschen von Krankheiten heilen. Krankheit kann zum Segen werden. Das wissen viele erst im Nachhinein. Aber das ist nicht grundsätzlich so.
Der Theologieprofessor Adolf Köberle kommentiert: „Krankheit, die bei einem Menschen bleibt, muss nicht in jedem Fall Ausdruck von Kleinglauben und Unglauben sein. Es kann dahinter sehr wohl auch eine göttliche Bestimmung, eine göttliche Erziehungsmaßnahme, ja sogar eine göttliche Auszeichnung stehen. Dem natürlichen Empfinden des Menschen wird es immer schwer fallen, eine solche Würde zu bejahen und anzunehmen. Zweifellos aber gibt es Beispiele genug, wie gerade die Art und Weise, mit der das Kreuz und Leid getragen wurde, zu einem besonderen Segenszeugnis für die ganze Umgebung geworden ist.“3
Aber auch das andere gilt: Krankheit ist vom Bösen. Die Menschheit leidet bis heute an einer ursprünglichen sündhaften Situation, an der „Erbsünde“, wie die meisten Theologen formulieren, aus der sich niemand aus eigener Kraft befreien kann. Wir leben in einer gefallenen Welt, zu der Krankheiten, Altwerden und Tod gehören. Aus unserer Schuld Gott gegenüber sind Schwäche, Ohnmacht und Krankheit entstanden.
Jesus ist in die Welt gekommen,
… um uns zu retten,
… um uns zu befreien,
… um uns von den Auswirkungen der Sünde zu entbinden,
… um Krankheiten als Folge der Sünde zu heilen.
Jesus ist in die Welt gekommen, um sich der kranken Menschen anzunehmen. Er hat den Kampf mit den zerstörerischen Kräften aufgenommen. Er will den Mächten der Finsternis die Opfer entreißen. Die Evangelien berichten übereinstimmend, dass die Kraft zu befreien und zu heilen auf die Jünger und damit auf seine Nachfolger übertragen wurde: „Jesus rief die zwölf Jünger zusammen und gab ihnen Kraft und Vollmacht, alle bösen Geister auszutreiben und Krankheiten zu heilen. Er sandte sie aus mit dem Auftrag:, Verkündet, dass Gott jetzt seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden will, und heilt die Kranken‘“ (Lukas 9,1+2).
Haben wir diesen Auftrag vergessen?
Fehlt uns der Glaube, die Botschaft Jesu in die Tat umzusetzen?
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