Obwohl alle meine Interviewpartner einer Veröffentlichung zugestimmt haben – wofür ich mich nochmals ganz herzlich bedanken möchte - habe ich für dieses Buch ihre Namen verändert und ihre Wohnorte weggelassen. Nur die Namen der Frauen, die selbst Bücher über ihre Erfahrungen beim Abnehmen geschrieben haben und auch die Namen von Menschen, die im öffentlichen Leben standen oder stehen, habe ich belassen.
Was das Alter der Frauen anbelangt, so habe ich das Alter angegeben, das sie hatten, als ich mit ihnen das Interview führte. Was ihre Abnehmerfolge angeht, so habe ich niedergeschrieben, was die Frauen mir selbst gesagt haben. Ich habe das nicht hinterfragt und nicht überprüft, ich habe niemanden auf die Waage gestellt oder Zeugen befragt, ob die Angaben auf das Gramm genau stimmen. Ich habe auch niemals infrage gestellt, ob eine bestimmte Gewichtsabnahme in einer bestimmten Zeit medizinisch möglich sein kann. Denn ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der menschliche Körper keine genormte Maschine ist und es immer wieder Menschen gibt, die mehr oder weniger schnell abnehmen als andere - so wie es Menschen gibt, die mehr oder weniger schnell zunehmen.
Warum wird jemand überhaupt zu dick?
Besonders nach Schwangerschaften, bei Hormonbehandlungen und in Zeiten schwerer Krankheiten kann Menschen die Kontrolle ihres Gewichts entgleiten. Bei manchen tut auch die genetische Veranlagung ein Übriges. Mittlerweile gibt es auch Forschungen, die beweisen, dass Adeno-Viren Übergewicht auslösen können. So wurde ein Vertreter dieser Virengruppe (Ad-36) bei fettleibigen Kindern und Erwachsenen häufig nachgewiesen.
Die Beweise sind erdrückend: Im Tierversuch legten Hühner oder auch Mäuse nach einer Infektion mit dem Virus etwa 70 Prozent mehr Speck an. Auch Kinder, bei denen man eine Infektion mit dem Virus nachweisen konnte, waren viel dicker als Kinder, die nicht infiziert waren.
Es wäre nicht das erste Mal in der Medizingeschichte, dass eine Krankheit – in diesem Fall die Adipositas – durch eine Infektion erklärt werden könnte, die bislang einem unsteten Lebensstil oder der Psyche angelastet wurde. Man erinnere sich zum Beispiel an das Magengeschwür, das stets Cholerikern angedichtet wurde, von dem aber mittlerweile bekannt ist, dass ein Keim namens Helicobacter wesentlicher Mitverursacher ist.
Auch die Theorie vom guten und vom schlechten Futterverwerter gilt mittlerweile als belegt. Es besteht schon lange die Vermutung, dass manche Bakterien im Darm Ballaststoffe zersetzen können, die durch ihre Unverdaubarkeit eigentlich keinen Beitrag zur Energiezufuhr leisten. Doch diese Bakterienstämme können Ballaststoffe zu Fettsäuren abbauen, die dann resorbiert werden und so zusätzliche Kalorien bringen. Die Natur meinte es mit diesem Futterverwerter gut, denn aus wenig Nahrung möglichst viel Energie ziehen zu können, ist eine Grundvoraussetzung, um in Mangelzeiten zu überleben. In Zeiten des Überflusses begünstigt sie jedoch die Ansammlung der ungeliebten Fettpolster.
Wie Übergewicht überhaupt entsteht, darüber gibt es ständig andere Theorien. Und viele Theorien darüber, wie man dagegen angehen kann. Das bezeugen auch die vielen Diätratgeber auf dem Markt, die über die Jahre immer wieder andere Tipps gegeben haben: Mal waren die Kohlenhydrate schuld am Dicksein, mal die Fette, mal die Mischung. Vermutlich sind alle Theorien richtig, treffen aber einfach nicht auf jeden zu. Was für den einen stimmig ist, kann für den anderen bloßer Unsinn sein. Dennoch versuchen die meisten Ratgeber, alle über einen Kamm zu scheren. Dabei gibt es nichts Individuelleres als den eigenen Körper. Genauso individuell muss der Weg sein, um abzunehmen.
Gibt es eine Pille gegen Übergewicht?
Nach all meinen Erfahrungen muss ich diese Frage leider verneinen. Es gibt ja noch nicht einmal einen Königsweg, der für alle den gleichen Effekt hat. Selbst Sport schützt – leider – nicht vor Übergewicht. Wird nach dem Training hemmungslos drauflos gefuttert, schlägt die Schweinshaxe bei Läufern genauso an wie beim Couch-Potatoe. Selbst eine dauerhafte Umstellung der Ernährung garantiert uns keine Traumfigur.
Es muss bei allem Fortschritt doch irgendjemand geschafft haben, diätetische Sünden mittels einer kleinen, möglichst nebenwirkungsarmen Pille ungeschehen zu machen! Tatsächlich lässt der verzweifelte Griff nach pharmazeutischer Hilfe bei Übergewicht bei den Pharmafirmen die Kassen klingeln.
Bärbel Drexel beispielsweise, Dirndl-Trägerin beim Münchener Einkaufssender HSE Home Shopping Europe, hat uns 2003 sogenannte Low Carb-Presslinge angeboten, die sie angeblich „nur für uns“ aus ihrem Urlaub mitgebracht hatte. „Wenn Sie die nehmen, dann können Sie bis zu 2.000 Kohlenhydratkalorien essen, ohne dass sie anschlagen“, erklärte Drexler vollmundig und ohne über das Wortungetüm „Kohlenhydratkalorien“ zu stolpern. „…Also, wenn Sie mal was vorhaben, eingeladen sind, zu einer Hochzeit oder so, da ist das ideal!“ Doch wenn es das Zaubermittel schlechthin gewesen wäre, auf das wir alle gewartet haben, warum hat sie es nicht selbst genommen? Sie ist schließlich auch nicht gerade zierlich.
Vermutlich handelt es sich hierbei um ein Faserstoff-Produkt, das Kohlenhydrate im Darm bindet. Meist führe das zu fürchterlichen Blähungen, so Dr. Harry König, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilkunde in Karlsruhe. „Im schlimmsten Fall kommt es sogar zu einer Unterzuckerung!“
Als ähnlich unangenehm hat sich auch das verschreibungspflichtige Medikament Xenical erwiesen. Es wurde 1998 auf dem europäischen Markt zugelassen und soll dafür sorgen, dass das Fett unserer Schweinshaxe gar nicht erst verstoffwechselt wird. Tatsächlich hemmt der in Xenical enthaltene Wirkstoff Orlistat das im Darm vorkommende fettspaltende Enzym Lipase. So kann nur noch etwa 60% des aufgenommenen Fettes vom Körper verwertet werden. Die Folge: fettige und flüssige Stühle, Blähungen und andere Magen-Darm-Beschwerden. Lohn der Mühe: Amerikanischen Studien zufolge soll Xenical in Verbindung mit einer fettarmen (!) Diät und Bewegung tatsächlich zu einer Gewichtsabnahme führen. Doch wird die Diät gelockert, ist auch das mit Xenical verlorene Gewicht schnell wieder drauf. Und auch hier warnt der Fachmann: „Fettlösliche Vitamine, wie beispielsweise das Vitamin E, bleiben bei Xenical auf der Strecke“, so Dr. Harry König.
Die preiswerte Alternative gibt’s rezeptfrei in der Apotheke und heißt Formoline L 112. Der Inhalt: Chitosan. Was Ernährungsmediziner und Ernährungswissenschaftler lange vermuteten, hat eine wissenschaftliche Studie bewiesen: Der angebliche „Fettmagnet“ Chitosan macht nur den Geldbeutel schlanker. „Die aus Krabbenschalen gewonnene Substanz bewirkt keinen klinisch signifikanten Gewichtsverlust im Vergleich zu einem Placebopräparat“, so der Artikel im International Journal of Obesity 2004.
Zu dem gleichen Ergebnis kamen auch die Autoren eines Übersichtsartikels zur Bewertung verschiedener Schlankheitsmittel in der anerkannten Fachzeitschrift „Ernährung & Medizin“. „Den chitosanhaltigen Medizinprodukten fehlt ein wissenschaftlich fundierter Leistungsnachweis, so dass deren Rechtmäßigkeit in Frage gestellt werden muss“, so Mitautor Professor Dr. N. Andreas von der Universität Hannover.
Eine weitere Pille auf dem Schlankheitsmarkt heißt Reductil und greift als Appetitzügler in den Stoffwechsel unseres Gehirns ein. Wir fühlen uns satt, kämpfen aber mit teils heftigen Nebenwirkungen. „Die Patienten klagen über Verstopfung, Übelkeit, Mundtrockenheit und Schlaflosigkeit, ihnen ist schwindlig, sie haben Schweißausbrüche, einen erhöhten Blutdruck und einen schnellen Puls“, beschreibt Dr. Harry König das Martyrium der Abnehmwilligen.
Die Zauberpille ganz ohne Nebenwirkungen könnte aus einer ganz anderen Richtung kommen. Dr. Jürgen Reimann, Sachverständiger für Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmittel und Fachapotheker für Arzneimittelinformation und pharmazeutische Analytik in München verweist auf das große Geheimnis des Ex-Brustschwimm-Weltmeisters Mark Warnecke: „Er hat mit Hilfe von Aminosäuren innerhalb kürzester Zeit 18 Kilogramm abgenommen, gleichzeitig Muskulatur zugelegt und seine Leistung hat nicht darunter gelitten.“
Aminosäuren stehen in vielen Bereichen der Gesunderhaltung hoch im Kurs. „Sie können eine ganzheitliche Adipositastherapie mit reichlich Bewegung wirksam unterstützen“, kommentiert Professor Dr. Jürgen Spona, Aminosäurenexperte aus Wien und wissenschaftlicher Beirat der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik. Dabei fördern sie zum einen die