Группа авторов

Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens


Скачать книгу

auch Wein angebaut worden sein könnte. Das Sorek-Tal passiert Timna, gleichfalls ein Zentrum des Weinanbaus. Der Name der philistäischen Hauptstadt Gat, etwas weiter südlich gelegen in der Schefela, lässt sich ebenfalls mit Weinanbau verbinden. Vermutlich wird man das gesamte Gebiet von Jerusalem bis etwa 20 km südlich von Hebron im Bergland sowie die Abhänge zur Schefela als Weinanbaugebiet bezeichnen können.

      Im Ostjordanland wurde v.a. nordöstlich des Toten Meers Wein angebaut. In diesem Gebiet liegt auch die Ortschaft Abel-Keramim. Von den Niederschlägen her eher ungünstig ist der Weinanbau im Bereich der Abhänge südlich des Wadi el-Hasa im Gebiet Edoms, wo die Ortschaft Masreka liegt.

      Was zeichnet die biblischen Weinanbaugebiete aus?

      Alle diese Weinanbaugebiete (mit Ausnahme des edomitischen Weinanbaus und demjenigen in den Bereichen unmittelbar westlich des Toten Meers) liegen in einer Region mit mehr als 400 mm durchschnittlichem Niederschlag (vgl. Abb. 1). Dies gilt auch für den moabitischen und ammonitischen Weinanbau, wo sogar 500 mm Niederschlag erreicht werden. Wo wesentlich weniger Niederschläge existieren, mussten die Weintrauben durch Aufstauen von Wasser in den Wintermonaten zusätzlich bewässert werden. Hier scheint man ökologische Nischen gesucht zu haben, um die Bevölkerung in Krisenzeiten ausreichend ernähren zu können und für die Bewohner gute Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen.

      Zudem ist typisch, dass es sich jeweils um ein hügeliges Gebiet, teilweise sogar um ein Gebiet mit stark abfallenden Abhängen handelt. Durch Terrassierungen, wie sie v.a. im 8. Jh. v. Chr. vorgenommen wurden, ließen sich die sonst landwirtschaftlich kaum nutzbaren Gebiete mit Weinanbau ideal bewirtschaften. Der Anbau im Bergland hatte auch große Vorteile für die Qualität des Weins. Die mittleren Temperaturen, wie es sie im Bergland im ansonsten recht heißen Palästina gibt, sorgten für mehr Aromen. Reben aus dem palästinischen Bergland boten somit ein ausgewogeneres Verhältnis von Zucker und Säure. In den heißeren Küstenregionen wären die Reben dagegen zu schnell gewachsen und hätten zu wenig Aroma entwickelt. Außerdem fördert eine frische Brise, wie sie eher im Bergland vorhanden ist, die Bestäubung der Blüten.

      Bemerkenswert sind auch die Böden, auf denen die Reben angebaut wurden. Die großen Weinanbaugebiete verfügen alle über Kalksteinböden, was für die Qualität des Weins durchaus förderlich ist. Die Terra Rossa-Böden über den Kalksteinfelsen boten auch eine ausreichende bis gute Qualität für den Weinanbau.

      Es gibt eine gewisse Kontinuität idealer Gebiete für Weinanbau von der Antike bis in die Gegenwart hinein – trotz aller religiösen, politischen und wirtschaftlichen Brüche, die die Ökonomie des Landes prägten und prägen. Die Nutzung von idealen Weinanbaugebieten bot in biblischer Zeit eine ökonomische Nische, mit der selbst in ansonsten schwierig zu nutzenden Gegenden Geld zu verdienen war. Gerade für das von den landwirtschaftlichen Gegebenheiten nicht gerade verwöhnte, sehr hügelige Bergland Judas war der Weinanbau mit den damit verbundenen Terrassen eine Möglichkeit, den Bevölkerungsanstieg um ein Mehrfaches der vorherigen Bevölkerungszahl im Umfeld der Jahre 733/​722 v. Chr. zu bewältigen. Arbeitskräfte für die Installation von Terrassen standen nun im Übermaß zur Verfügung, sodass man relativ einfach das Anbaugebiet erweitern konnte. Der Wein konnte überregional verkauft werden. Die so erwirtschafteten Erträge ermöglichten es, die hohe Bevölkerungszahl im Tausch gegen Wein mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Juda hatte in diesen Krisenjahren eine ökonomische Nische gefunden, um wirtschaftlich überleben zu können. Ein bereits vorher existierender Wirtschaftszweig wurde mithilfe der nun höheren Bevölkerungszahl ausgebaut und intensiviert. Der Handel musste für das etwas abseits der Handelsstraßen gelegene Juda nun auch weiterentwickelt werden. Dies war eine großartige wirtschaftspolitische Leistung, die v.a. dem König Hiskia am Ende des 8. Jhs. v. Chr. zu verdanken ist.

      Die Untersuchung hat gezeigt, wo Wein während des 1. Jts. v. Chr. in der südlichen Levante angebaut wurde. Deutlich erkennbar sind Produktionsschwerpunkte, die wiederum einen innerpalästinischen Handel nach sich ziehen. Derartige wirtschaftliche Schwerpunkte einzelner Regionen besser zu erfassen, wird eine wichtige Aufgabe der zukünftigen Forschung sein. So lassen sich die wirtschaftsgeschichtlichen Zusammenhänge und die Überlebensstrategien der Menschen in der Antike besser verstehen.

      Literatur

      O. Borowski, Agriculture in Iron Age Israel, Winona Lake 1987.

      G. Dalman, Brot, Öl und Wein, Gütersloh 1935 (= Arbeit und Sitte in Palästina IV; Schriften des Deutschen Palästina-Instituts 7).

      M. Dayagi-Mendels, Drink and Be Merry, Jerusalem 1999.

      M. Dubach, Trunkenheit im Alten Testament. Begrifflichkeit – Zeugnisse – Wertung, Stuttgart 2009 (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 184).

      R. Frankel, Wine and Oil Production in Antiquity in Israel and Other Mediterranean Countries, Sheffield 1999.

      C. E. Walsh, The Fruit of the Vine: Viticulture in Ancient Israel, Winona Lake 2000 (= Harvard Semitic Studies 60).

      V. Zapletal, Der Wein in der Bibel. Kulturgeschichtliche und exegetische Studie, Freiburg 1920 (= Biblische Studien 20/​1).

      W. Zwickel, Wein und Bibel, in: H. König / ​H. Decker (Hrsg.), Kulturgut Rebe und Wein, Heidelberg/​Berlin 2013, S. 47–60.

      Römischer Weinbau an Mosel und Rhein

       Karl-Josef Gilles

      Bis vor wenigen Jahren zählte die Frage nach den Anfängen des Weinbaus an Mosel und Rhein zu den umstrittensten Problemen der archäologischen Forschung. Obwohl verschiedene antike Schriftsteller wie Ausonius (310 – 393/​4 n. Chr.) oder Venantius Fortunatus (um 540 – 610/​20 n. Chr.) schon für die Zeit des späten 4. bzw. 6. Jhs. n. Chr. von umfangreichen Rebflächen im Moseltal berichten, konnte dafür bis vor wenigen Jahren kein überzeugender archäologischer Nachweis erbracht werden. Daher wurden immer wieder andere Zeugnisse, insbesondere Steindenkmäler, als Belege für einen intensiven römerzeitlichen Weinbau an der Mosel angeführt. Hierzu gehören etwa das Neumagener Weinschiff (Abb. 1) oder das erst 1976 in einer römischen Villa bei Kinheim (Kreis Bernkastel-Wittlich) entdeckte Hochrelief des gallo-römischen Sucellus (Abb. 2), der im Gegensatz zu dem in der regionalen Weinliteratur als Weingott verherrlichten Bacchus als Schutzgott der Moselwinzer und Küfer angesehen werden darf. Jenes bemerkenswerte Hochrelief ist die erste bekannte Darstellung des Schlegelgottes mit einer Traube, die zugleich Rückschlüsse auf den Inhalt der hinter der Gottheit gestapelten Fässer zulässt. Erst danach gelang es, die ersten römischen Kelterhäuser nachzuweisen. Seit 1977 sind an der Mosel zwölf solcher Anlagen aus der Zeit des 3. bis 5. Jhs. n. Chr. und eine weitere Kelter 1981 im Rheintal unweit des Bad Dürkheimer Stadtteils Ungstein untersucht worden. Hierbei handelt es sich um folgende Ortschaften (mit dem Jahr ihrer Auffindung, zur Lage der Kelterhäuser s. Abb. 3): Maring-Noviand (1977), Piesport (1985/​86), Brauneberg, westliches und östliches Kelterhaus (1990/​91), Lösnich (1973/​1990), Piesport-Müstert (1992), Erden, westliches Kelterhaus (1992/​93), Graach (1995), Erden, östliches Kelterhaus (1998), Wolf (2000), Zeltingen-Rachtig (2003) und Lieser (2005).

      Abb. 1: Das Neumagener Weinschiff war ursprünglich Teil einer Grabmalbekrönung aus der Zeit um 220 n. Chr.

      Abb.