Gunter Pirntke

Abenteuer Elbe


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Kaditz aus die Elbhänge am Wilden Mann und im Osten Trachenberges (Bereich Maxim-Gorki-Straße), was sich seither nicht nochmals wiederholt hat. Über den in Cotta einmündenden Tiefen Elbstolln, dessen Sohlenhöhe nach dem Elbhochwasser von 1784 projektiert worden war, drang das Elbwasser bis zum Oppelschacht im heutigen Freital vor.

      »Die hochaufrauschenden, trübgelben, mit Eisschollen gemischten Wogen leckten bis über den Schluß der Bögen hinauf und bildeten eine schwindelerregend rasch dahinziehende, weite und breite tosende Fläche.

      Die Brücke selbst war ganz öde und leer, aber am Ufer hüben und drüben stand, zumal auf der Brühlschen Terrasse, eine unzählbare neugierige Volksmenge. Verschwunden war das hohe Kreuz, das mir so oft bei Abendgängen über die Brücke seine Formen schön auf den geröteten Wolken hingezeichnet hatte; eine graue Wolkendecke wölbte sich über das ganze unheimliche Bild, und wie ich nun so allein von vielen tausend Blicken gefolgt über die Brücke fortschritt, glaubte ich oft ein eigenes Schüttern unter meinen Füßen zu fühlen.« schrieb Carl Gustav Carus.

      Das Hochwasser von 2002 übertraf im Elbegebiet teilweise die Ereignisse des Jahres 1954, dem stärksten Hochwasser des 20. Jahrhunderts, und kann daher als Jahrhundertereignis angesehen werden. In der bekannten Geschichte übertroffen wird es wohl nur von den Hochwässern 1342, 1501 und 1787 und dem Hochwasser in Mitteleuropa 2013.

      Vielerorts fielen Energie-, Wasser- und Wärmeversorgung aus. Die Überflutung von Bundes-, Land- und Kreisstraßen behinderten die Einsatzkräfte. Im Bereich der Flüsse Gottleuba und Seidewitz erreichte die Hochwasserflut in Pirna am 12. August um ca. 17 : 00 Uhr den Schwellenwert der Überschwemmung. Die Gottleuba und die Seidewitz traten nach deren Zusammenfluss in Pirna bis zu einer Höhe von 1,50 Meter über die Ufer.

      In Dresden wurden die Schäden nicht nur durch die erste Welle der Weißeritz vom 12./​13. August, sondern auch von der zweiten, höheren Welle der Elbe am 16./​17. August verursacht. Am 12. August 2002 wurde gegen 18.00 Uhr für Dresden Katastrophenalarm ausgelöst. In der Innenstadt wurden der Hauptbahnhof, die Semperoper, der Zwinger und der Landtag überflutet. Die Friedrichstadt wurde evakuiert.

      In den folgenden Tagen wurde die Katastrophenlage mit der Hochwasserwarnstufe IV mancherorts überschritten. Bebaute Gebiete waren teilweise ganz überflutet, der Einsatz von Wasser- und Dammwehr in größerem Umfang wurde erforderlich. Es kam auch zu Todesfällen. Erst am 13. August 2002 wurden die Dimensionen der Naturkatastrophe voll sichtbar. Weitere Orte wurden von den nachfolgenden Wassermassen eingeschlossen und waren von der Außenwelt abgeschnitten. In Krippen stieg das Wasser bis in das zweite Obergeschoss. Am Abend wurde der Straßenbahnbetrieb in Dresden komplett eingestellt.

      Am 15. August wurde Meißen von der ersten Hochwasserwelle erfasst, dabei wurde die dortige Porzellanmanufaktur teilweise zerstört. Zu diesem Zeitpunkt wurde Pirna bereits von der zweiten Welle erreicht. Nun mussten in der Sächsischen Schweiz ganze Ortschaften evakuiert werden. In Dresden werden die Stadtteile Laubegast, Kleinzschachwitz und Zschieren überschwemmt.

      Am 16. August wurde der Verkehr auf den Bahnstrecken Leipzig – Dresden eingestellt. Am Abend erreichte der Hochwasserscheitel Schöna an der Grenze zu Tschechien mit einem Höchststand von 12,04 Metern. Am 17. August 2002 erreichte der Pegel in Dresden morgens um 7 Uhr den Höchststand von 9,40 Metern. Bis auf die Autobahnbrücke der A4 waren an diesem Tag alle Dresdner Elbbrücken gesperrt. Im absoluten Vergleich der Durchflussmengen lag das Elbehochwasser 2002 an fünfter Stelle der registrierten Hochfluten in Sachsen. Es wird daher für derartige Fluten ein Wiederkehrintervall von 100 bis 200 Jahren angenommen. Am 26. August wurde der Katastrophenalarm für Dresden aufgehoben. Insgesamt kamen in Sachsen 21 Menschen durch das Hochwasser ums Leben. Doch es war nicht die letzte Katastrophe dieser Art.

      Der gesamte Frühling 2013 war in Zentraleuropa verregnet, und er hatte spät begonnen. Der Mai war gebietsweise der niederschlagreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen. Besonders vom Hochwasser betroffen war zunächst vor allem Westsachsen. Hier erreichten die Freiberger und Zwickauer Mulde, die Vereinigte Mulde, die Pleiße und die Weiße Elster die Warnstufe 4 (Hochwasserabwehr). Teile der Gemeinden Colditz, Döbeln, Grimma, Trebsen und Bennewitz sowie der Zwickauer Ortsteil Schlunzig wurden evakuiert. In Eilenburg wurde die Innenstadt evakuiert, etwa 7000 Menschen anderweitig untergebracht.

      Am Nachmittag des 3. Juni erreichten auch die Pegelstände der Elbe in Schöna und Riesa sowie die Große Röder in Großdittmannsdorf und die Lausitzer Neiße in Görlitz die Hochwasserwarnstufe 4. Entlang der Elbe wurden die Orte Königstein (Sächsische Schweiz), Schmilka und Postelwitz sowie Gohlis, ein Vorort von Dresden, evakuiert. Am 4. Juni entspannte sich die Hochwasserlage in Westsachsen langsam, die Pegel an Weißer Elster und den beiden Mulden sanken deutlich. Nur an den Pegelmessstellen um Leipzig an Parthe, Weißer Elster und der Vereinigten Mulde wurde weiterhin Hochwasserwarnstufe 4 ausgerufen. Dagegen stieg der Elbpegel weiter an und überstieg in Schöna am 4. Juni um 12 Uhr die Neun-Meter-Marke. In Torgau wurde am 5. Juni die Hochwasserwarnstufe 4 ausgerufen und am 7. Juni die Neun-Meter-Marke überschritten. In Dresden stand die Elbe über acht Meter hoch, hier waren viele elbnahe Stadtteile wie Pillnitz, Laubegast und Gohlis von Überschwemmungen betroffen. Die Städte Königstein und Pirna sowie Teile von Radebeul und die Altstadt von Meißen wurden überflutet.

      Am 5. Juni mussten in Nordsachsen wegen eines überlaufenden Sees mehrere Dörfer zwangsevakuiert werden. In Dresden musste eine Sporthalle geflutet werden, um ein Aufschwemmen von unten zu verhindern. Nach dem Überlaufen eines Dammes wurden im Ortsteil Gohlis zudem knapp 600 Menschen in Sicherheit gebracht.

      Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mussten am 6. Juni über 11.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden, als am Pegel Schöna an der Grenze zur Tschechischen Republik die Marke von zehn Metern überschritten wurde. In den Morgenstunden wurde zudem auf der Bahnstrecke Děčín – Dresden-Neustadt zwischen Dolní Žleb und Heidenau der Schienenpersonennahverkehr eingestellt. Im Hafen Děčín lösten sich mehrere Gastanks und Verladecontainer, die zum Teil auch unter der Wasseroberfläche elbabwärts trieben. Am Mittag des 6. Juni wurde in Dresden der Scheitelwert der Elbe mit 8,76 m erreicht, anschließend blieb der Pegel noch tagelang auf hohem Niveau.

      Sie hier geschilderten tragischen Naturereignisse gehören also auch zu unserer Elbe.

      Die Elbquelle befindet sich im Norden Tschechiens an der Grenze zu Polen, am Hauptkamm des Riesengebirges. Sie liegt nordwestlich von Špindlerův Mlýn (Spindlermühle) zwischen den Bergen Kotel (Kesselkoppe), Szrenica (Reifträger) und Vysoké Kolo (Hohes Rad) in einer Höhe von 1386 m über dem Meer.. Das Wasser wird aus einer Vielzahl kleiner Quellbäche auf der Hochfläche oberhalb der Labská Bouda (Elbfallbaude) symbolisch in einem mit Steinen gefassten Wasserloch gesammelt.

      Etwa ein Kilometer von der Quelle stürzt der junge Fluss als Elbfall 40 m tief in den felsigen Talschluss der Labská jáma. Das Labský důl genannte, von eiszeitlichen Gletschern geformte Tal zieht sich von dort etwa 4,5 km nach Südosten. Die Täler der Elbe und der von Osten entgegenfließenden Bílé Labe (wörtlich Weiße Elbe) teilen den Hauptkamm des Gebirges vom südlichen und niedrigeren Böhmischen Kamm. In beide münden die sagenreichen Sedmidolí. Der Böhmische Kamm wird von der Elbe genauso wie weitere, niedrigere Kämme in südlicher Richtung durchbrochen. Dabei werden auf kurzer Strecke starke Höhenunterschiede überwunden.

      Nun beschreibt der Verlauf einen langen Bogen, anfangs in Richtung Westen, später in Richtung Nordwesten durch das Böhmische Becken. Die Elbe durchbricht zwischen Litoměřice und Dresden geologisch und geomorphologisch unterschiedliche Mittelgebirgsbereiche. Bei der Porta Bohemica erreicht die Elbe das Böhmische Mittelgebirge, das sie auf den folgenden 50 Kilometern in einem tief ausgekerbten und zum Teil felsigen Tal durchfließt und in einen westlichen sowie östlichen Teil trennt. Dabei erreicht das Elbebett bei Malé Žernoseky das Grundgebirge mit Gneisen, Phylliten, Glimmerschiefer und Amphibolitgesteinen des Böhmischen Massivs. Zwischen der Porta Bohemica und Děčín stoßen auf die Elbe nur wenige größere Wasserläufe aus Quertälern, wovon der Polzen den bedeutendsten Zufluss bildet. Sein Tal markiert zugleich einen Abschnitt des wichtigsten tektonischen Lineaments im Böhmischen Mittelgebirge.

      Nahezu übergangslos setzt sich diese Tallandschaft im Elbsandsteingebirge als klassischer Cañon