paar Rinder, so zu dieser Jahreszeit daheim waren, schoben plärrend die breiten Kiefer, peitschten mit dem Schwanz die Bremsen ab und wetzten an der Kette. Die Säu hinter dem Verschlag grunzten in wahrem Höllspektakel zusammen. Und vom Heuboden schaute mit grünen Glaspupillen die Katz und achtete wohl der Schmerzen.
Oh, die Tiere sind nicht stumpf!
Ging Markus nur einen Schritt hintan, wie kläglich und bang glotzte das Kühel ihm nach. Fühlte sich in seiner Todesangst noch mehr verlassen. Der Bub ließ auch vorab niemand zuhelfen. Wie jedoch sein Kneten und Reiben nichts nutzte, rief er endlich das Viehmensch. Das räumte eben das fette Grünfutter aus den Trögen und murrte:
»So hat mich das Unglück auf keinem Platz nit verfolgt. Aber die Schuld därft man eher den Mannsleuten geben, was jedes Frühjahr so viel Dung verprassen, daß der Klee schon von der Wurzel aus fäulen und gären muß.«
»Es war gescheiter, wann die Scheckin das Maul offen hätt, statt deiner!« sagte Markus. Und den Knechten schaffte er, die Kuh zu halten, daß sie nicht mehr strampfen könne. Er selbst zwängte ihren Schädel zwischen die gespreizten Knie und packte die Hörner mit einem zähen Griff. So brachten ihr Lukas und Rögerl doch die Kiefer voneinander. Und Mutter Stralzin stopfte ein ergiebiges Quantum Rauchtabak und Kohlöl in den Schlund.
Sintemal sich aber der Zustand verschlechterte und das Tier selbst mit Gewalt nicht auf die Füße zu bringen war, schickte Frau Constantia zum Kurschmied; und Markus zählte indieweil schon die Rippen ab, die Stell suchend, wo nach seiner Ansicht mußte angestochen werden.
Plötzlich … stand eine im Tor, von niemand gerufen, von niemand gewünscht, die verschriene Mutter des Bäckenhansei. Gleich machte die Dirn ein heimliches Kreuz. Die Knechte drehten ihr den Buckel, und Matthäus, der bislang beim schwingenden Tor gelehnt und die Hände in den Hosensack gesteckt hatte, ermunterte sich aus seinem Schlafdusel und sagte grob:
»Brauchen dich nit! Kömmt eh der Zedler.«
Sie überhörte es. Schob sich ungebeten durch Herrenleut und Hausgesind und hielt der Kuh ein Salz für die Nase, das ähnlich wie Balsaminen roch. Und rücklings gehend, lockte sie das kranke Tier damit in den Hof. Alsdann gab sie das Wunderbröckel dem Markus und wispelte:
»Alleweil kreuzweis muaßt sie zarren. Und im Wegmittel laß sie schmecken und lecken beim Kern. Bald er gar ischt, schrumpft ihr das Wampel ein wie eine krowotische Leinwand.«
Und ehe ein Mensch danken konnte, sprach sie selber:
»Vergelt’s Gott! Und geseng’s Gott.«
Auf der Straße aber wandte sie sich noch einmal mißtrauisch zurück. Nahm hiebei wahr, daß Markus ernsthaft ihren Rat befolgte, während Matthäus groß und kommod am Stalltor lehnte und eins pfiff.
»Ja, ja, die Geschwistert«, sagte sie unheimlich lachend.
»Eins fallt auf die Ofenbank. Und das ander kriegt eine Himmelbettstatt völlig geschenkt … über Nacht wird’s zum Tauschen. Schmecks Kropfeter!«
Bei diesem Wort dachte Matthäus wie von ungefähr ans Tafelzimmer; an das Geheimnis mit der Rögerl und insbesonders an die lateinische Instruktion, welche er versprochen und nicht gehalten hatte.
Dies war eigentlich keine genügende Antwort auf mancherlei verzwickte Rätsel. Aber es war doch eine Antwort. Und da er weder zu Gründlichkeit noch Grübelei neigte, gab er sich damit zufrieden.
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