Harry Kämmerer
DUNKLE SEITE
Mangfall
ermittelt
DER DRITTE FALL
Volk Verlag München
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Druck: Kösel, Krugzell
Alle Rechte, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks
sowie der photomechanischen Wiedergabe, vorbehalten.
ISBN 978-3-86222-296-4 (ePUB)
ISBN 978-3-86222-297-1 (Mobi)
für euch
Das Personal
Andrea Mangfall ist Oberkommissarin bei der Münchner Mordkommission. Andrea ist Anfang 30. Sie hat nach kurzem, verwirrtem Studium zur Polizei gewechselt und spielt sporadisch noch Bass in der Band ihres Bruders. Im ersten Band Filmriss, in dem Andrea insgesamt vier Mordfälle aufzuklären hatte, konnte sie ihre unkonventionellen Ermittlermethoden bereits unter Beweis stellen. Allerdings auch, dass Berufliches und Privates bei ihr häufig durcheinandergeraten. Das gilt ebenfalls für Band II (Absturz), in dem sie es unter anderem mit einem U-Bahn-Attentäter zu tun hatte, der Menschen scheinbar wahllos vor einfahrende Züge stürzte.
Paul Mangfall ist Mitte 20, mittelloser Musiker und wohnt seit dem Scheitern seiner letzten Beziehung bei seiner Schwester Andrea im Westend. „Nur vorrübergehend“ – seit fast einem Jahr. Paul sieht gut aus und weiß das auch. Seine aktuelle Liebe, die reizende Französin Madelaine, ist allerdings überstürzt nach Frankreich zurückgekehrt, nachdem sie Pauls öligen Musikmanager Chris in einer Auseinandersetzung kankenhausreif geprügelt hat. Pauls große Liebe ist weg. Gut, dass Andrea ein Auge auf Paul hat, denn er zieht Unheil an wie „Scheiße die Fliegen“ (Zitat Andrea).
Josef Hirmer, Kriminalrat, ist Mitte 40 und Andreas Chef. Entspannter Typ, klassischer Beamter. Trotz beruflicher Coolness sorgen Andreas Alleingänge bei ihm immer wieder für Schweißausbrüche.
Karl Meier, Hauptkommissar, Mitte 30, ist ein ziemlicher Macho und gelegentlich unangenehm klugscheißerisch. Manchmal könnte Andrea ihn zum Mond schießen.
Christine Pulver, Hauptkommissarin, ist Ende 30 und stichelt aktuell nicht mehr gegen ihren Ex (Josef Hirmer), sondern hält aktiv die Augen nach anderen Männern offen. Ihre Hoffnung auf Liebesglück ist nach zahlreichen Enttäuschungen in den Kontakthöfen des Internets eher gering.
Harry Kramer, Oberkommissar, ist das „Schmuddelkind“ der Abteilung. Anfang 30, immer ein wenig ungepflegt. Lieblingskleidungsstück: ein alter Bundeswehrparka mit großem Peace-Aufnäher. Harry ist eine Seele von Mensch. Liebäugelt stark mit linksalternativen Positionen und mag Kakteen. Selbige bevölkern flächendeckend die Fensterbretter des gemeinsamen Großraumbüros. Was Karl nicht so super findet.
Dr. Tom Lechner ist Abteilungsleiter der Kriminaltechnischen Untersuchung und dem Morddezernat zugeordnet. Tom ist schwer verliebt in Andrea, die ihn allerdings am langen Arm verhungern lässt. Aber Tom ist geduldig. Momentan liegt er im Krankenhaus nach seinem „Unfall“ in der U-Bahn und hat viel Zeit zum Nachdenken.
Dr. Aschenbrenner („Asche“) ist der gut geölte Dezernatsleiter, der seine Leute stets zu Spitzenleistungen antreibt. Sein Job ist es, den Laden nach außen und oben zu vertreten. Das harmoniert nicht immer mit dem Ermittlungseifer von Josefs Team und Andreas Sonderwegen.
Was bisher geschah
Andrea hat in der ersten Folge Filmriss vier Mordfälle mustergültig aufgeklärt, und das obwohl ihr die Eskapaden ihres Bruders immer wieder einen Strich durch die Rechnung machten. Im zweiten Band Absturz hatte sie es mit einem U-Bahn-Attentäter zu tun und einem komplexen Fall mit Anknüpfungspunkten in ihrer eigenen Vergangenheit: Auf der Burg der Adelsfamilie ihres Ex-Freundes kam es zu einem Todesfall, bei dem sich schnell zeigte, dass der Hausherr nicht einfach so die Stufen des großen Treppenhauses im Burgturm hinuntergestürzt war. Und dann gab es da noch den hinterhältige U-Bahnschubser, dem Andreas Freund Tom zum Opfer fiel.
Band III beginnt mit den letzten Seiten von Band II, mit einem mysteriösen Autounfall mit Fahrerflucht. Das Opfer des tödlichen Unfalls ist kein anderer als der gesuchte U-Bahn-Attentäter. Und der „Unfall“ geschieht ausgerechnet vor dem Haus seines ersten Opfers …
Whoa, Black Betty (bam-ba-lam)
Whoa, Black Betty (bam-ba-lam)
She really gets me high (bam-ba-lam)
You know that’s no lie (bam-ba-lam)
She’s so rock steady (bam-ba-lam)
She’s always ready (bam-ba-lam)
Whoa, Black Betty (bam-ba-lam)
Whoa, Black Betty (bam-ba-lam)
(TRAD./LEAD BELLY )
Nummer 4
Josef reibt sich die müden Augen.
Er steht auf einem abgesperrten Parkplatz vor einem Hochhaus in der Quiddestraße in Neuperlach, einer Betonsiedlung im Osten Münchens. Die oberen Stockwerke der Hochhäuser stecken noch im Nebel, das verfilzte Gras der Grünflächen ist braun-schwarz gescheckt von feuchtem Laub. Die Waschbetoncontainer für die Mülltonnen glänzen nass. Vor den Hauseingängen rostige Fahrradgerippe in gefährlicher Schräglage. ‚Ja, ein Hort der Lebensfreude‘, denkt Josef. ‚Vielleicht sieht das bei Sonnenschein einen Hauch fröhlicher aus? Oder sieht man dann erst die Details, die Nebel und Morgengrauen jetzt noch gnädig kaschieren?‘ Josef kennt die Straße, den Ort. In der Hausnummer 4 hat das erste Opfer des U-Bahnschubsers gewohnt. Und hier liegt er nun selbst – der U-Bahn-Attentäter. Waren er und sein erstes Opfer Nachbarn?
Der Leichnam ist mit einem Sichtschutzzelt abgeschirmt. KTU und Rechtsmedizin sind bei der Arbeit. An vielen Fenstern der umliegenden Hochhäuser Schaulustige. Josef sieht dem Toten noch einmal ins Gesicht. Kein Zweifel – der Mann von ihrem Fahndungsfoto. Der Tom vor die U-Bahn gestoßen hat. Jetzt kommen die Kollegen an: Christine, Harry, Karl.
„Ist Andrea mit dir gefahren?“, fragt Harry.
„Ich hab versucht, sie anzurufen“, sagt Josef. „Wahrscheinlich meldet sie sich gleich. Sie ist gestern früher nach Hause. Hat sich nicht so gut gefühlt.“ Er deutet auf den Toten. „Und, was meint ihr?“
„Unfall mit Fahrerflucht?“, schlägt Karl vor.
Josef schüttelt den Kopf. „Offenbar ist das Auto mit Vollgas die Rampe vom Parkdeck runtergerauscht, trotz Bodenschwelle. Den Typen hat jemand mit voller Absicht umgefahren.“
„Papiere?“, fragt Christine.
Josef greift in die Jackentaschen des Toten. Keine Papiere, keine Geldbörse, nur ein Schlüsselbund. Und ein Autoschlüssel. Der ist alt, keiner von denen, die man nur drücken muss und schon blinkt einen der eigene Wagen an.
„Vermutlich wohnt er in einem der Häuser“, murmelt Josef. „Also, vielleicht hat er da gewohnt.“ Missmutig lässt er seinen Blick durch die Wohnanlage streifen. „Sind ja nur sechs große Wohnblöcke, jeder mit mindestens 15 Stockwerken.“
Josef nimmt das Fahndungsbild und geht zu der Menschentraube vor