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Reinhold Ruthe
Hochsensibilität
und Depression
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86506-922-1
© 2016 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelfoto: fotolia ileana_bt
Satz: Brendow Web & Print, Moers
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016
Inhalt
Kapitel 1
Wie verstehen wir das Zusammenspiel von Hochsensitivität und Depression?
Kapitel 2
Was verstehen wir unter einer depressiven Gemütsverfassung?
Kapitel 3
Kapitel 4
Problematische seelsorgerliche Hilfen im Umgang mit Depressiven
Kapitel 5
Welche Veränderungsschritte können dem Depressiven helfen?
Kapitel 6
Wie begegnen wir dem hochsensitiven Depressiven in Beratung und Seelsorge?
Kapitel 7
Konkrete Hilfen im Seelsorgeprozess
Kapitel 8
Zwei Kurztests über Depressionen
Vorwort
Die seelische Niedergeschlagenheit, die Depression, ist weltweit sehr verbreitet. Wir sprechen in der Tat schon von einer „Volkskrankheit“. In einer Zeitschrift lese ich: „Allein in diesem Jahr werden weltweit 121 Millionen Menschen an Schwermut erkranken, davon mindestens fünf Millionen in Deutschland […] Jede Stunde bringt sich in Deutschland ein Mensch um – mindestens zehn weitere versuchen es. In vielen Fällen ist eine Depression der Auslöser. Quer über den Globus zerstört keine andere Krankheit mehr gesunde Lebensjahre als die Depression.“1
Rund 10 000 Menschen sterben jährlich in Deutschland durch eigene Hand. Es sterben – statistisch gesehen – mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Mord, Totschlag, Aids und illegale Drogen zusammen.
Die meisten Depressiven sind gleichzeitig hochsensitiv bzw. hochsensibel. Hochsensitivität und Depression müssen nicht gemeinsam auftreten. Hochsensitivität ist nicht unbedingt an Depression gebunden. Aber häufig treten sie gemeinsam auf, denn sie sind ein eingespieltes Paar. Das ist seit vielen Jahren meine Beobachtung.
Beide Einstellungsmuster ergänzen sich,
beide spielen perfekt zusammen,
beide belasten sich auch gegenseitig.
Darum ist es für Beratung, Therapie und Seelsorge wichtig, die Hintergründe, die Motive und Zusammenhänge zu erkennen, um schweren Belastungen und seelischer Niedergeschlagenheit vorzubeugen.
Hochsensibilität ist keine Persönlichkeitsstörung, sondern eine bestimmte Form der Wahrnehmung. Die Betroffenen sind mit einer besonderen Gabe gesegnet.
Sie sind
– ausgesprochen einfühlsam und feinfühlig, besitzen eine hohe Intuition, Kreativität und Empfindsamkeit,
– sie interessieren sich stark für spirituelle Fragen und haben eine tiefe Sehnsucht nach einer geistlichen Heimat,
– sie werden von allen Reizen schneller überflutet,
– sie erkennen durch ihre hochsensiblen Antennen schneller und tiefer Probleme der anderen,
– sie sind durch die überstarke Empfindlichkeit ihrer Sinne leicht überstimuliert, werden überwältigt von allem, was auf sie einströmt, sodass sie stärker unter Anspannung und innerer Nervosität leiden.
Sind Hochsensitive dann noch mit einer Anlage zur Depressivität belastet, ergibt sich häufig ein kritisches Zusammenspiel. Die traurigen, grüblerischen, sorgenvollen und niederdrückenden Gedankenspiele des Depressiven sind mit den überwachen Sinnen den Hochsensitiven verbunden. Der Tastsinn, das Gehör, der Geruch, das Sehen – alle Sinne reagieren auf alles, was von draußen und von innen kommt, wacher und empfindlicher.
Im Buch benutze ich vorwiegend den Begriff „hochsensitiv“ statt hochsensibel, weil er von der Wortbedeutung her stärker unsere fünf Sinne spiegelt, mit denen die Betroffenen empfindlicher, gereizter und verletzlicher reagieren.
Meine Beobachtung in jahrzehntelanger Therapie und Seelsorge ist, dass viele Burn-out-Gefährdete dann unter dieser Störung besonders leiden, wenn sie gleichzeitig Kennzeichen einer depressiven Stimmungslage in sich tragen, also „affektive Störungen“ widerspiegeln, wie Fachleute sie kennzeichnen, und gleichzeitig zu den Hochsensitiven gehören.
Zusammengefasst:
Menschen, die hochsensitiv sind und gleichzeitig mit depressiven Einstellungen leben, fühlen sich weniger wohl, empfinden weniger Freude und eine sinnvolle Daseinsgestaltung. Probleme, Sorgen, Ängste, Befürchtungen, Energielosigkeit und endlose Grübeleien belasten den Alltag.
Auch viele Patienten, die vom Arzt die Diagnose „Erschöpfungsdepression“ erhalten, sind nur dann schnell wieder auf den Beinen, wenn sie keine Hochsensitivität und depressive Störungen aufweisen.
Die Betroffenen, Hochsensitive und Depressive, Junge und Alte, Frauen und Männer, suchen Wege aus der Krise. Das Buch will klären:
Wie hängen die Probleme zusammen?
Was wird vererbt, was wird anerzogen?
Welche