zu einer tatsächlichen Heilung gelangen.
Männlicher Geist und weibliche Seele?
Wenn man an diesem Punkt der Nachforschungen über das Wesen der Seele angekommen ist, stößt man auf ein entscheidendes Konzept auf dem Weg zum Seelenverständnis: Die Unterscheidung zwischen der eher weiblichen Natur des Seelischen und der eher männlichen Natur des Geistigen. Anhand einer Vielzahl von Beispielen aus der Geschichte, über die verschiedenen Kulturen und Religionen hinweg, lässt sich dieses Phänomen verfolgen: Von der bildhaften Darstellung der Psyche als Frauengestalt in der griechischen Mythologie und der vom römischen Gelehrten Augustinus getroffenen Unterscheidung zwischen dem Geist- und Vernunftprinzip Animus und der an die Körperlichkeit gebundenen Seele Anima bis zum chinesischen Yin (weiblich-seelisch) -Yang (männlich-geistig) -Prinzip reicht das Spektrum. Dabei taucht immer wieder die Vorstellung von einer weiblich-empfangenden Seele und einem männlich-erzeugenden Geist auf. Auch in der sehr plakativen Darstellung der Befruchtung der beseelten ‚Mutter Erde‘ durch die ‚gottväterlichen‘ geistigen Energien - in der Bibel beispielsweise mit dem Bild der vom Heiligen Geist befruchteten, ansonsten jungfräulichen Maria beschrieben - kann man diese Zuordnung erkennen.
Die Verwendung der Begriffe männlich und weiblich ist hierbei weniger auf das physische Geschlecht als vielmehr auf die damit verbundenen Qualitäten und Eigenschaften bezogen. Schließlich schlummert in jedem menschlichen Lebewesen - unabhängig von der eigenen geschlechtsspezifischen Ausstattung - die Fähigkeit zur Vielseitigkeit. Jeder Mensch verfügt über weibliche und männliche Anteile, wenn auch in verschiedener Dosierung. Im Hineinversetzen in das Gegenüber - auch und gerade wenn es dem anderen Geschlecht zugehörig ist - liegt nach meiner Auffassung einer der Schlüssel für die eigene seelische und spirituelle Entwicklung. Jedem Menschen wurde die Fähigkeit zur Empathie, das heißt des verstehenden Ein- und Mitfühlens, mitgegeben. Damit besteht zumindest die Möglichkeit, die Welt auch aus einer scheinbar gegensätzlichen Perspektive wahrnehmen zu können. Dies mag in manchen Einzelfällen und im Angesicht der Realität des zwischenmenschlichen Zusammenlebens nicht immer und so klar erkennbar sein, was jedoch nichts am Konzept selbst ändert.
Das Ziel ist es dabei nicht, einen künstlichen Graben zu ziehen zwischen zwei sich scheinbar gegenüberliegenden Prinzipien, sondern eine Verbindung zwischen diesen beiden Polen herzustellen. Gemäß dem schönen Sinnspruch: „Es ist eine der schönsten Künste, Brücken zu bauen, damit die Menschen trockenen Fußes zueinander finden.“ ist es unsere Aufgabe, die nötigen Schritte zu unternehmen, um in uns selbst zwischen der befruchtenden Funktion des Geistes und der empfangenden Funktion der Seele eine Brücke zu bauen. Wir selbst sind es schließlich, die zwischen unseren geistigen, seelischen und körperlichen Bedürfnissen entlang unseres Lebensflusses hin- und herschwanken. Oft genug holen wir uns dabei nicht nur nasse Füße, sondern verlieren manches Mal den Boden unter denselbigen. Daher sind diese Brücken sowohl zwischen unseren weiblichen und männlichen, seelischen und geistigen, empfangenden und abgebenden Anteilen von so großer Wichtigkeit. Wenn uns dies nämlich innerhalb unseres eigenen Kosmos gelingt, haben wir gute Chancen, auch in zwischenmenschlicher und spiritueller Hinsicht in die Nähe und die Verbindung mit anderen kosmischen Energien zu gelangen.
Dieses Prinzip der scheinbaren Gegensätzlichkeit zwischen dem ewig Männlichen und dem ewig Weiblichen hat also eine wesentliche Bedeutung für ein vertieftes Seelenverständnis und wird daher im Mittelpunkt des folgenden Kapitels stehen.
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