Sabine Müller

Das Mal der Burgherrin


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      Das Mal der Burgherrin

      Sabine Müller, 1973 im saarländischen Homburg geboren, ist Apothekerin und Mutter zweier Kinder. „Das Mal der Burgherrin“, welches in ihrer Heimat spielt, ist ihr erster Roman.

      Sabine Müller

       DAS MAL DER BURGHERRIN

      Engelsdorfer Verlag

       Leipzig

       2013

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

      ISBN 9783954882588

       www.engelsdorfer-verlag.de

       Für Karla.

      Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titelseite

       Impressum

       Teil 1: Die Homburg 1295 – 1296

       Teil 2: Die Pilgerreise 1296

       Teil 3: Zurück 1296 –1297

       Teil 4: Kirkel 1297 – 1316

       Teil 5: Konrad 1317/1318

       Nachwort

       Personenverzeichnis

       Literatur

       Dank

       Die Homburg 1295 – 1296

      Kapitel 1

      Die Tür flog auf. Walther, ein kräftiger junger Mann mit braunen Haaren, humpelte hastig in seine Kammer und schlug die schwere Tür aus Eichenholz hinter sich zu. Er warf den neu geschnitzten Gehstock, den er zum Abstützen benötigte, in eine Ecke. Sein Gesicht war wutverzerrt. Wieso ließ er sich immer von dem jungen Simon reizen?

      Simon war sein vierzehnjähriger Vetter, den er, seit sein Bein besser geworden war, tagtäglich bei seinen Waffenübungen begleitete. Der Junge war groß und schlaksig und hatte dunkelblondes, krauses Haar. Das Training mit Armbrust, Langbogen, Lanze und Schwert hatte seinen Körper gestählt und die Sonne seine Haut gebräunt. In seiner kindlichen Arglosigkeit zog er Walther auf, und machte sich bisweilen über dessen Unbeholfenheit lustig. Walther war wegen seines verletzten Beines nicht so schnell wie Simon, ritt nicht so gut, konnte nicht kämpfen, nicht klettern und war zu langsam.

      Er fühlte sich völlig unnütz, seit er vor drei Monaten zu seinem Onkel auf die Homburg gebracht worden war. Walther ließ sich auf der Bank in der Fensternische nieder und starrte wütend hinaus. Die Ereignisse, die zu seiner misslichen Lage geführt hatten, gingen ihm durch den Kopf.

      Vor wenigen Monaten war alles anders. Sein Vater Dietrich, der Bruder des Grafen Philipp von Homburg, war Herr der Merburg, einer kleinen Burg auf dem Malafelsen im Homburger Wald, die früher die Straße nach Landstuhl bewacht hatte. Es war die Stammburg der Grafen von Homburg, doch nach der Errichtung der Burg auf dem Hohenberg hatte sie an Bedeutung verloren. Walther war vor ein paar Wochen zurück aus den Nordvogesen gekommen, wo er bei dem dortigen Grafen, der weitläufig mit ihnen verwandt war, das Ritterhandwerk erlernt hatte und vom Bischof zum Ritter geschlagen worden war. Sein Vater litt an einem Lungenleiden und er sollte schon bald dessen Stellung übernehmen und über die Ländereien der Merburg regieren. Diese waren zwar durch Erbteilungen mit dem Homburger Zweig der Familie nicht mehr so groß, hätten aber trotzdem ausgereicht, um ihm und seiner Sippe ein gutes Auskommen zu gewähren.

      Doch dann kam die Nacht des Feuers, die alles in seinem Leben veränderte.

      Walther lag in seinem Bett und träumte, es wäre ein glühend heißer Sommertag. Der Schweiß rann ihm vom Gesicht, bis er von dem beißenden Geruch des Feuers geweckt wurde, welches sich einen Weg durch die Holztür seiner Kammer suchte. Der einzige Ausweg, der ihm blieb, war das kleine Fenster. Er riss das Fell weg, welches die Kammer abgedunkelt hatte, zwängte sich durch die schmale Öffnung und kletterte auf das Fenstersims. Dort blickte er vorsichtig hinunter. Vor dem Wohnhaus war nur ein kleiner Absatz, bis es den steilen Felsen hinunter in den Burggraben ging.

      Er zögerte, doch er hatte keine andere Wahl. Er wagte den Sprung in die Tiefe, kam auf dem Absatz nicht zum Stehen und schlitterte ein Stück den Felsen hinunter, bis er sich festhalten konnte. Sein Bein schlug dabei böse auf den harten Felsen auf. Mühsam und unter größten Schmerzen zog er sich den Hang hinauf zu dem Absatz und schleppte sich über die Berme zur Brücke. Irgendwie musste er es geschafft haben, über diese zu gelangen, bis er wenige Meter nach dem Graben bewusstlos zusammenbrach. Die Hörigen der kleinen Siedlung in der Nähe der Burg brachten ihn mit einem Ochsenkarren zum Kloster Wörschweiler, wo er zwei Tage später erwachte.

      Sein Bein war gleich mehrfach gebrochen und schmerzte bei jeder Bewegung entsetzlich. Vom Infirmarius, dem Mönch, der für die Pflege der Kranken im Kloster zuständig war, erfuhr er, dass seine Eltern, die ein Stockwerk unter ihm geschlafen hatten, sowie sein kleiner Bruder Rainer und das gesamte Gesinde ums Leben gekommen waren.

      Ein alter Knecht war kurz nach Mitternacht im Stall bei brennender Kerze eingenickt und hatte nicht bemerkt, dass diese ins trockene Stroh gekippt war. In Kürze brannte der ganze Stall lichterloh. Das Feuer griff rasch auf das Wohnhaus und den achteckigen Bergfried der Burganlage über. Die Burg brannte bis auf die Grundmauern ab. Walthers Reitknecht Jakob, der die Nacht in der nahe gelegenen Siedlung in den Armen einer Magd verbracht hatte, war der Einzige, der mit ihm überlebte.

      Er blieb vier Wochen im Kloster, bis sein Bein es erlaubte, dass er zu seinem Onkel Philipp auf die Homburg gebracht werden konnte. Man hoffte, dass das Bein sich bald wieder erholen würde, doch sein Zustand besserte sich nicht. Das Bein würde für immer steif bleiben.

      Leise fluchte er bei dem Gedanken, dass er ewig ein Krüppel bleiben würde, vor sich hin. Graf Philipp hatte zu Walthers Leidwesen beschlossen, ihn ins Kloster Wörschweiler zu schicken, wo er dem Orden der Zisterzienser beitreten sollte. Die Mönche waren für ihre strenge Lebensweise bekannt. Walther liebte das raue Ritterleben, den Kampf, die rauschenden Feste und war auch den Frauen nicht abgeneigt. Ein Leben voller Gebete, Schreib-, Garten- und Handarbeiten im Schutze der Klostermauern konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, geschweige denn, nachts zum Gebet aufzustehen. Außerdem mochte er den dortigen Abt nicht, der nur darauf wartete, dass der Merburger Landbesitz ans Kloster fiele. Dafür hasste er seinen Onkel und dessen Frau Margareta, die diesen in seinen Bestrebungen bestärkte. Niemals würde er ins Kloster gehen! Wenn er doch nur an Simons Stelle wäre, der schon bald mit seiner Ritterlaufbahn beginnen würde und später als Graf von Homburg nicht nur über die Burg, sondern auch über den stolzen, sich im Aufschwung befindlichen Flecken am Fuße der Burg regieren würde. Da Philipp und Margareta