in den Gästekammern des Palas schlafen. Ritter und Gefolge müssten bei den Knappen auf dem Dachboden und im Gesindehaus untergebracht werden. Vielleicht müsste auch jemand im Wirtshaus übernachten. Das Mahl würde nicht zu lange dauern, da die Jagd vor Sonnenaufgang eröffnet werden sollte. Nach der Jagd würden die Tiere ausgenommen, Felle gehäutet und das Fleisch, welches für abends bestimmt war, gerichtet werden. Die Reste sollten zu Schinken, Wurst und Pökelfleisch verarbeitet werden. Einen Teil durften die Grafen mitnehmen, aber der größte Teil blieb auf der Homburg. Abends würde ein Festmahl abgehalten werden, auf dem der „König der Jagd“ gefeiert werden würde. Sie hatten sogar ein paar Gaukler bestellt, die für ausreichend Unterhaltung sorgen sollten. Am darauf folgenden Tag würde die Gesellschaft wieder aufbrechen.
Kapitel 3
Nach dem Essen ging Walther, auf seinen Stock gestützt, mit Jakob hinaus. Sie begaben sich auf den Weg in Richtung Burgtor. Kurz nach dem Tor kreuzte Ritter Thomas ihren Weg. „Wo wollt ihr denn hin?“
Walther und Jakob sahen sich kurz an und Walther antwortete: „Wir wollen nur in Richtung Naunhof gehen, dort soll eine Kräuterfrau sein, die vielleicht ein paar Kräuter gegen die Schmerzen in meinem Bein hat.“
„Ach so, und ich dachte schon, ihr wolltet euch die Jagdroute ansehen, weil ihr euch irgendwelche Hoffnungen macht!“
Thomas ging grinsend von dannen und Walther und Jakob nahmen den Weg über den Bergrücken und bogen dann in Richtung Südosten zum Wald ab.
„Zum Glück hat sich Thomas abschütteln lassen.“
„Ja, da hatten wir wirklich Glück! Heute Morgen hat auch alles hervorragend geklappt. Simon ist ganz verrückt danach, mit dem Sauzahn ein Tier zu erledigen. Ich habe ihn gefragt, ob er mit mir heimlich vorgehen wolle, damit wir uns an einer günstigen Stelle im Wald verstecken können, von der aus er ganz nah an die Wildschweine herankäme. Er war Feuer und Flamme und hat mich kein einziges Mal mehr „Krüppel“ genannt.“
Sie gingen ein gutes Stück des Weges in den dichten Buchenwald hinein, bis sie zu einer Schneise kamen.
„Hier versammelt sich die Jagdgesellschaft. Zuerst werden die Schützen losgeschickt, damit sie Position beziehen können. Dann machen sich die Treiber und die Hundeführer mit den Hunden auf den Weg. Sie treiben das Wild aus dem Unterholz von den Hängen ins Tal und dieses flüchtet über seinen Fernwechsel bis zu dem Teich im Wald. Unterwegs warten die Schützen und versuchen so viele Tiere wie möglich zu erwischen, aber es werden immer noch einige Tiere unten am Teich ankommen.“
Nach einer kurzen Pause, weil Walther mit seinem Bein nicht so gut laufen konnte, brachen sie auf, den Berg hinunter in Richtung Tal. Ein paar Hasen schreckten auf und flohen hakenschlagend.
„Die Hasen brauchen bei der Jagd keine Angst zu haben. Die Herren zielen nur auf Wildschweine, Rehe, Hirsche und Auerhähne.“
Sie durchquerten das Tal und der Wald wurde lichter.
„Dort vorne links sind die Felsen, auf denen ich warten werde, und Ihr müsst dort im Unterholz vor dem Hang mit Simon ausharren.“
„Die Pferde müssen wir hinter diesem Berg verstecken. Das müsste hoffentlich weit genug sein, dass sie nicht durchgehen, wenn die Treiber mit den Hunden kommen.“
„Lasst uns zurückgehen, Herr, nicht, dass uns Thomas noch vermisst.“
„Ich werde zum Übungsplatz gehen und mich um Simon kümmern.“
Sie machten sich auf den Rückweg. Bergauf war für Walther eine große Qual, Jakob stützte ihn ab, so gut er konnte. Zum Glück konnte er bei der Jagd ein Pferd benutzen.
Am Übungsplatz waren die Ritter und Knappen fleißig damit beschäftigt, mit Pfeil und Armbrust zu üben. Thomas kam zu ihnen herüber.
„Na, habt ihr eure Kräuter bekommen?“
„Leider nicht. Wir haben die Kräuterfrau nicht mehr angetroffen.“
Simon rief von Weitem: „Wo hast du nur gesteckt, hast wohl einen Mittagsschlaf gehalten? Komm und üb dich mit Pfeil und Bogen, damit du bei der Jagd auch einen Treffer landest! Jakob kann auch probieren!“
Walther und Jakob traten zu Simon und nahmen sich Pfeil und Armbrust. Knechte nahmen nicht an der Jagd teil, mussten sich aber trotzdem von Zeit zu Zeit an den Waffen üben, damit sie bei einem Angriff auch mithelfen konnten die Burg zu verteidigen.
Walther ließ Jakob den Vortritt. Dieser nahm die Armbrust und legte einen Pfeil ein. Er spannte die Sehne und zielte auf die Zielscheibe. Der Pfeil surrte los und traf genau ins Schwarze. Jakob war ein sehr guter Schütze. Die anderen sahen ihn bewundernd an.
„Das war großartig! Schade, dass du morgen bei der Jagd nicht schießen darfst! Du hättest gute Chancen, so manch einen Edelmann auszustechen.“
Als Nächster schoss Walther. Sein Pfeil verfehlte die Mitte um einige Fingerbreit.
„Du solltest lieber deinen Reitknecht schießen lassen“, erklang Simon. Jetzt bezog dieser Stellung und schoss in Richtung Ziel. Sein Pfeil verfehlte die Mitte um Daumenbreite.
„Das war zwar noch nicht perfekt, aber immerhin besser als bei Walther!“, lobte ein Ritter. Auch die anderen Ritter und Knappen schossen nun reih um, bis sich Philipp ihnen näherte.
„Na, lasst ihr euren Grafen auch mal für die Jagd üben, damit er nicht als Schlechtester abschneidet?“
Die Ritter ließen dem Grafen den Vortritt und sahen gespannt zu, wie dieser die Armbrust nahm und mit dem Pfeil die Sehne spannte. Er kniff die Augen zusammen, zielte und traf ebenfalls genau ins Schwarze.
„Da, seht her, hat das heute schon jemand von euch geschafft?“
„Ja, Walthers Knecht Jakob!“, antwortete Simon.
„Was, ein einfacher Knecht? Das müsst ihr mir erst einmal beweisen!“
Die Knappen schoben Jakob nach vorne und reichten ihm Pfeil und Armbrust. Dieser verzog leicht das Gesicht. Er setzte den Bogen an, zielte zuerst in die Mitte und zog dann die Armbrust unmerklich etwas zur Seite. Der Pfeil landete am äußeren Rand der Zielscheibe.
„Das dachte ich mir doch gleich, dass das ein Knecht nicht kann! Das war wohl ein Zufallstreffer gewesen!“
Jakob senkte die Armbrust und reichte sie einem Ritter. Er zog sich zurück. Walther schaute ihm nach. Philipp befahl den Knappen, die Waffen wieder in die Waffenkammer zu tragen und die Übungen somit zu beenden. Die Pagen, welche zugesehen hatten, sollten zur Küche gehen, um beim Auftragen des Abendmahls zu helfen.
Doch auf einmal erklang eine leise Musik und Geklapper, welches immer lauter wurde. Schnell eilten die Jungen und Männer dem Lärm entgegen.
Ein Page rief laut: “Die Gaukler kommen! Die Gaukler!“
Tatsächlich zog eine Gruppe von Gauklern den Weg hinauf. Die Musikanten und Sänger gingen zu Fuß und spielten Flöte und Laute und einer trommelte. Auf dem kleinen Wagen saßen ein paar Frauen, die in bunte, hübsche Gewänder gehüllt waren. Das klapprige Pferd wurde von einem großen, kräftigen Mann geführt, der nur ein Feuerschlucker sein konnte. Hinter dem Wagen trotteten ein paar Kinder, Ziegen und ein Hund.
Die Pagen und Burgkinder bildeten ein Spalier und der bunte Zug bewegte sich Richtung Burgtor, wo er zum Stehen kam.
„Wo ist der Herr dieser Burg?“, fragte der Feuerschlucker, welcher der Anführer zu sein schien.
Philipp trat hervor. „Seid gegrüßt, wir haben euch eigentlich erst morgen erwartet!“
„Wir sind einen Tag früher aufgebrochen, weil es sehr kalt zu werden schien. Wir hoffen, dass ihr uns schon heute Quartier gewähren könnt, werter Graf.“
Der Feuerschlucker senkte unterwürfig den Kopf.
„Ihr könnt eure Zelte hier