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Armageddon, die Suche nach Eden
Band 9
Odyssee
© 2013 Begedia Verlag
© 2013 Ben B. Black
ISBN: 978-3-95777-021-9 (epub)
Idee und Exposé: D. J. Franzen
Umschlagbild: Lothar Bauer
Layout und Satz: Begedia Verlag
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Die Situation in der Zentrale der »Suite 12/26« verschlechtert sich immer mehr. Die Moral der letzten Pilger ist am Boden, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich nicht mehr der Untoten unter dem Kommando von Professor van Hellsmann erwehren können.
Sandra fasst schließlich einen waghalsigen Entschluss, um die Situation zugunsten der Pilger zu ändern, doch der Preis, den die Pilger letztendlich für ihre Sicherheit zu zahlen haben, ist hoch. Sie müssen den Schutz und die Sicherheit des Bunkers verlassen, wenn sie überleben wollen. Und so müssen sie ihre Reise durch das Land der Toten auf der Suche nach Eden erneut aufnehmen. Es ist der Beginn einer ...
... Odyssee
Kapitel I
Strukturen
In ihrer Nähe bewegte sich etwas. Unwillkürlich wandte sie den Kopf in die Richtung, aus der die kaum wahrnehmbaren Geräusche kamen. In der Dunkelheit konnte sie nichts erkennen, aber eine Art sechster Sinn sagte ihr, dass das Geräusch wichtig für sie war.
Sie machte einen unbeholfenen Schritt nach vorne. Wo befand sie sich hier überhaupt?
Das leise Schaben und Rascheln setzte aus, und sie blieb stehen. Wie war sie hierher gekommen?
Etwas Kleines, Schnelles bewegte sich auf dem Boden, direkt auf sie zu. Wie lange hatte sie hier reglos gestanden?
Das Geräusch trippelnder Füßchen auf nacktem Beton erreichte sie, blieb direkt vor ihr stehen. Etwas Spitzes bohrte sich in ihren nackten Fuß, zerrte daran und riss schließlich ein winziges Stück Fleisch heraus.
Sollte das nicht eigentlich wehtun?
Dann wusste sie, was sie zu tun hatte. Flink bückte sie sich nach der Ratte, die sich eben einen zweiten Happen genehmigen wollte, schnappte das Tier und biss ihm im nächsten Moment den Kopf ab.
Warmes Rotes! Wie sie das genoss!
Gierig stopfte sie sich den Rest des Tieres in den Rachen, kaute, mampfte und schluckte die warmen, blutigen Brocken. Dabei nahm sie zufrieden zur Kenntnis, dass sie sich langsam wieder wacher und kräftiger fühlte.
Tabea.
Ja, das war einst ihr Name gewesen. Sie versuchte ihn auszusprechen, aber es kam nur ein Schmatzen und Krächzen aus ihrem Mund.
Egal. Der Name war nicht wichtig, sondern nur, dass sie lebte – und dass sie mehr von dem Warmen Roten bekam!
Erfreut stellte sie fest, dass ihr das Gehen leichter fiel als noch vor der kleinen Zwischenmahlzeit. Würde sie noch mehr an Kraft, Schnelligkeit und Geschick gewinnen, wenn sie mehr Warmes Rotes bekäme? Ja, so würde es sein. Sie wusste zwar nicht, woher sie diese Sicherheit nahm, aber es gab für sie keinen Zweifel daran.
Mit einem klatschenden Geräusch stieß sie gegen etwas Hartes. Wand, zuckte ein Wort durch ihren Geist, gefolgt von Zimmer.
Sie blieb stehen, lauschte in die Dunkelheit. Dann formte sich ein weiterer Gedanke in ihr: Tür
Ja, das war es! Sie musste die Tür finden, durch die man dieses Zimmer-Ding verlassen konnte. Wenn es hier kein Warmes Rotes mehr gab, dann vielleicht auf der anderen Seite des Tür-Dings.
Ein schleifendes Geräusch verursachend tastete sie sich an der Wand entlang. Dann wieder das Klatschen, und sie musste stehenbleiben, weil es nicht mehr weiterging.
Zimmerecke.
Kurz lauschte sie dem Sinn des Wortes nach, dann wandte sie sich nach rechts und tastete sich weiter an der Wand entlang.
Schließlich änderte das schleifende Geräusch seinen Klang. Sie hielt inne und tastete den Bereich vor sich ab. Ihre Hände patschten gegen den Widerstand in ihrer Reichweite, berührten schließlich eine Art Haken und drückten ihn nach unten.
Das Tür-Ding ging auf. Helligkeit schlug ihr entgegen.
Sie machte zwei Schritte, dann stand sie in dem, was ihrem Geist ein Gang entlockte.
Wieder hörte sie ein Geräusch. Es kam von links, unterschied sich aber von dem des kleinen Warmen Roten von eben. Sie drehte sich in die entsprechende Richtung.
Dort stand etwas, das sie nicht einordnen konnte. Irgendetwas stimmte damit nicht. Ja, natürlich! Das Etwas dort bewegte sich, aber es handelte sich trotzdem nicht um ein Warmes Rotes. Aber was war es dann?
Beinahe übergangslos und mit atemberaubender Geschwindigkeit kam das Etwas auf sie zu. Sie fühlte sich gepackt, dann wurde ihr der Kopf mit einem hässlichen Knacken so weit auf die Seite gedreht, dass sie die Kontrolle über ihren Körper verlor.
Mit einer merkwürdigen Distanz zum Geschehen wurde Tabea klar, dass sie soeben selbst zu einer Zwischenmahlzeit geworden war.
***
»Verdammt, Steins!« Sandra funkelte den Totlebenden wütend an. »Worauf warten Sie noch? Sie sollen mich endlich losmachen, habe ich gesagt!«
»Und dann wollen Sie was genau machen, Frau Sandra?« Der Doktor legte den Kopf schief und sah die junge Frau an, als sei sie ein interessantes Studienobjekt.
»Wenn Sie mich noch lange warten lassen, beiße ich Ihnen den Kopf ab, sobald ich frei bin! Das werde ich machen!«
Steins blickte Martin an. »Was meinst du? Sollen wir es wagen?«
»Ich fasse es nicht!«, schrie Sandra. »Musst du erst deinen Caesar um Erlaubnis fragen? Denjenigen, dem wir einen Teil der ganzen Scheiße hier zu verdanken haben? Mach! Mich! Los! Und vor allem hör mit diesem dämlichen ›Frau Sandra‹ auf!«
Martin atmete tief ein und aus, dann wandte er sich direkt an Sandra: »Ich kann ja verstehen, dass du sauer bist, aber ...«
»... es war der einzige Weg!«, fuhr ihm Sandra ins Wort. »Blah, blah, blah! Vielleicht hast du – habt ihr alle – ja recht damit, aber gefallen muss es mir trotzdem nicht, oder?«
»Natürlich nicht, Fr..., äh, Sandra.« Steins schüttelte den Kopf. »Trotzdem machen wir uns Sorgen.«
»Um mein Wohlbefinden etwa?« Sandra lachte auf. »Wenn ich es richtig verstanden habe, bin ich jetzt so etwas Ähnliches wie unsterblich, sofern mein Gehirn nicht irreparabel beschädigt wird. Was mich direkt zu der Frage bringt, wie man ein Gehirn überhaupt reparieren kann.«
»Nun, es gab schon früher Forschungen in dieser Richtung«, begann Steins.
»Klappe, Doc! Ich will davon nichts hören, verstanden? Mir reicht für den Moment das Forschungsergebnis, zu dem ich geworden bin.«
»Aber Sandra ...«, setze Martin lahm an.
»Und du hältst auch die Klappe, o mein Caesar! Als Jörg noch die Führung innehatte, lief der Laden einigermaßen rund, aber dir hat es ja nicht genügt, einen Kopf platzen zu lassen, nein, es musste gleich ein ganzer Mann sein!«
»Was hätte ich denn tun sollen? Er ist mit einem Messer auf mich losgegangen und wollte mich abstechen. Der Typ war total durchgeknallt. Hätte ich mir von ihm die Kehle durchschneiden lassen sollen?«
»Ein interessanter Gedanke.« Sandra grinste böse. »In dem Fall würdest du nämlich vielleicht hier auf dieser dämlichen Liege hocken und darum betteln müssen, dass man dich endlich losmacht!«
Martin schluckte und wurde blass. »Ist das dein Ernst?«, flüsterte er. »Hasst du mich