in Reichweite, bereit, bei der nächsten Gelegenheit, darauf zu schauen oder eine Nachricht zu versenden. Das dies im Grunde beleidigend für das jeweilige Gegenüber ist, wir nicht mehr registrieren, weil es sich ja auch wechselseitig abspielt.
Wer möchte da noch ernsthaft behaupten, in diesem Rahmen könnten tiefgehende Gespräche geführt oder qualitative Ansichten ausgetauscht werden.
Wie Zombies gleich, sehe ich Menschen über die Straße laufen, beobachte Mütter, die genervt ihren Kinderwagen vor sich her schieben und dabei angestrengt auf ihr Smartphone starren.
Egal, ob ich in einem Wartezimmer beim Arzt sitze oder ob ich ein Café́ébesuche, ich sehe kaum noch in die Gesichter von Menschen sondern darf unterschiedliche Kommunikationsfabrikate bewundern. Dann denke ich mit ehrlicher Sehnsucht an andere Zeiten.
„Der Club der toten Dichter“
Heute Morgen wurde ich schon früh von einem Schwarm übermütiger Krähen geweckt, die kreischend ums Haus flogen.
So stand ich eher als gewohnt auf, machte mir meinen Tee und erlaubte mir die erste Zigarette.
Wie aus dem Nichts kam mir plötzlich die Erinnerung an diesen tief berührenden Film mit Robin Williams, der uns vor fast dreißig Jahren emotional schüttelte.
Hatte nicht genau dieser Film wunderbare Signale gesetzt?
Er wollte uns lehren, ein emotionales Miteinander im Individuellen zu suchen und gemeinsam eine neue Stärke zu finden.
Er hatte uns so deutlich gemacht, dass Lebensplanungen, wenn sie gegen eigene Intuitionen laufen, Menschen zerstören, sie bedrückt werden lassen und als „Zombies“ durch das Leben jagen.
Warum kamen mir an so einem Morgen wie heute, solche Gedanken?
Mir wurde klar, dieser Film hatte damals etwas aufgeweckt, was heute kaum noch zu finden ist. Er hatte uns daran erinnert wie es ist, gemeinsame Spaziergänge durchzuführen, im Einklang mit der Natur und unseren kleinen Wünschen, welche wir den anderen Teilnehmern ohne Scheu offenbaren konnten. Er hatte uns gezeigt, wie wir in der Gemeinschaft stark werden und freies Denken praktizieren können.
Heute leben wir nebeneinander her, wir treffen uns mit Menschen und unterhalten uns oberflächlich stundenlang mit ihnen. Ohne den Einzelnen zu kennen. Ohne zu wissen, was ihn bewegt. Wir haben es verloren zu hinterfragen, wer bist Du?
Wir sind nicht mehr bereit, hinter die Fassaden zu blicken, es ist uns zu anstrengend geworden, das Gegenüber kennen zu lernen. Warum auch, werden jetzt Viele fragen, was gehen mich Probleme von anderen an? Dabei ist es doch gerade entscheidend, von einem Menschen den Hintergrund zu erforschen, weshalb er bestimmte Ansichten hat, wodurch sein Verhalten geprägt ist, eventuell sogar, wo und wie seine Träume entstanden sind.
Nur dann ist doch das so berühmte „Einlassen“ erst möglich, wechselseitig die Sonne aber auch die Dunkelheit meines Gegenübers zu erkennen.
Um wieviel wertvoller werden Gespräche mit diesem Einlassen, sowohl in einer Runde als auch nur zu zweit.
Heute sind es doch genau diese Zwischentöne, welche uns so oft fehlen und die durch dieses Fehlen verhindern, einen Menschen wirklich zu begreifen.
Warum verzichten wir heute so schnell und fahrlässig genau darauf?
Sind es die Ängste, Nähe zu entwickeln oder sind es nur die eigenen Egoismen, welche uns für andere blockieren?
Ist es gerade deshalb so leicht geworden, unsere Gesellschaft zu manipulieren und sich spalten zu lassen, weil wir verlernt haben, ein Band des Miteinanders zu knüpfen?
Kommt es daher, dass wir das übergreifende Narrativ von Deutschland zerstört bekamen und die zweite Erzählung, unserer Kultur nämlich die Religion, selbst im Keller vergraben haben?
Ist es deshalb so einfach, in unsere Gesellschaft einzudringen und ihr von außen einen neuen Stempel aufzusetzen?
Weil andere Völker, oft weltumspannend, ein Narrativ verbindet, welches sowohl Religion als auch Kultur heißt?
Können also unsere Werte nur deshalb untergraben werden, weil wir keine mehr leben wollen? Dann genau wäre es die Kapitulation gegenüber einer anderen Kraft, die gerade versucht, ihr Weltbild zu festigen und damit ihre Erzählungen zu unseren machen will.
Macht Euch einmal Gedanken.
Dabei bin ich umgehend bei einem Thema, welches mich die letzten Jahre so unendlich bedrückt. Mein Eindruck ist, wir zersplittern uns in Ansichten, Meinungen und auch Denkdiktaten. Richtig, jeder soll auch seine Ansichten ausbreiten, sie erklären und verteidigen dürfen.
Es ist ja das Wesentliche nicht nur von Demokratie sondern auch das ureigene Mittel der Kommunikation. Da fängt jedoch die Störung an. Wir kommunizieren nicht mehr miteinander sondern gegen den anderen. Zementierte Denkweise wird ohne Kritik übernommen, wird als Schutzschild voran getragen und lässt keinen Raum mehr für neue, hinterfragende Denkanstösse. Die Meinung anderer wird niedergebrüllt, verhöhnt und verlacht. Kaum noch die Prüfung eines Argumentes wird vorgenommen. Zurück bleiben Menschen, die sich dann frustriert einigeln, mit Abweisung reagieren und verstummen.
Was macht das mit unserer Gesellschaft? Es ist doch schon fatal genug, dass wir kaum noch allgemeine Kommunikation zulassen, weil wir uns mit genutzter Technik der Gemeinsamkeit entziehen. Wollen wir uns dann auch noch unser Zusammenleben damit zerstören, dass wir uns in ideologischen Blasen bewegen, die keinen Raum mehr lassen für andere Begründungen? Was hat es uns gebracht, dass wir Zugang zu allen möglichen Informationen haben, dass wir vordergründig doch so aufgeklärt sind und jeder glaubt, allen die Welt erklären zu können? Nichts, wenn wir damit nicht mehr in der Lage sind, uns weit zu öffnen, für Ansichten anderer.
„Tötet die Toleranz, es lebe die Meinungsdiktatur“, schallt es durch Deutschland!
Als 1972 die vorgezogene Bundestagswahl stattfand, zerfielen die intellektuelle und auch die breite Schicht der Bevölkerung in zwei unversöhnliche Lager. Nach der Wahlentscheidung für die SPD, wurde das Dogma praktiziert, über Politik und Religion wird nicht gesprochen.
Während sich die liberal-konservative Seite größten Teils daran hielt, entwickelte sich im großen linken Spektrum eine Art Untergrundbewegung der Ansichten. Stück für Stück wurden konservative Regelungen unterwandert und ausgehöhlt. Was als nötige Reform begann, entwickelte sich mehr und mehr zur Auflösung von Werten und Prinzipien.
Teils geduldig, teils auch ignorant, ließ man dies von Seiten der breiten Öffentlichkeit geschehen. Ganz allmählich entstand so ein ungeheurer Kessel gefüllt mit Unwillen und Unverständnis, der durch die ständige Unterdrückung, verursacht von linken Meinungspositionen kurz vor der Explosion stand.
Diese Explosion passierte 2015 zunächst mit Vulkan-ähnlichem Grollen und entlud sich dann vehement.
Durch das unverantwortliche Handeln der Regierenden über viele Jahre, das sich Wegducken vor unübersehbaren Problemen, löste eine Empörung in breiten Bereichen der Bevölkerung aus und wurde sofort eingekesselt von linken Standpunkten und Parolen.
Diese schon exzessiv betriebene und geduldete Unterdrückung von Meinung, sowohl durch Medien als auch vom gesamten linken politischen Spektrum, ließ die Kritiker dieser oft fatalen Entscheidungen der letzten Jahre zunächst im Regen stehen.
Aktuell haben wir das Resultat davon und es lässt befürchten, diese zwei, heute nicht mehr zu überbrückenden Meinungsmauern, werden krachend aufeinanderprallen.
Es geht schon lange nicht mehr um Konsens zu finden, es geht heute nur noch um den Willen, seine Ansichten auch mit Gewalt, durchsetzen zu wollen.
Die Chance auf einen Dialog wurde von linker Seite schon lange zu Grabe getragen und konservative Strömungen sind heute nicht mehr bereit, sich einfach unterdrücken zu lassen.
Noch