seiner Zeit in Australien, und sein Sohn gewann zehn Tage nach dem Epsom Derby auch den Großen Preis von Paris. Spearmint zeugte mit der St. Simon-Stute Concertina Plucky Liege (1912), die den Champion-Beschäler Bois Roussel (1935; Vatout) fohlte, als auch die sehr guten Teddy-Söhne Sir Galahad III (1920) und Bull Dog (1927), die zu führenden Deckhengsten in den USA aufstiegen.
In Deutschland brachte es die Vater-Sohn-Derbysieger-Linie sogar bis auf sechs Generationen, die ihr Deutsches Derby wie folgt gewannen: Landgraf siegte 1917, Ferro 1926; Athanasius 1934, Ticino 1942, Neckar 1951 und Zank 1964. Landgraf zeugte außerdem noch den 1922er-Derbysieger Hausfreund; Ticino neben Neckar auch die Triumphatoren Niederländer und Orsini, die das „Blaue Band“ 1950 und 1957 gewannen. Orsini seinerseits wurde Vater der Hamburger Derby-Sieger Ilix, Elviro und Don Giovanni, die 1966, 1968 und 1969 nicht zu schlagen waren, während Niederländer, in die damalige DDR verkauft, mit Sasso (1964), dem Schimmel Baba (1965) und Samariter (1968) drei Söhne zeugte, die in Hoppegartens Derby zu Ehren kamen. Alle drei gehörten dem Gestüt Boxberg, wurden von Willie Frommann trainiert und, außer Sasso (Rudie Lehmann), von dem später verunglückten Klaus Otto geritten. Auch Neckar kam neben Zank zu zwei weiteren Derby-Siegern: Der 1960 nach Brasilien verkaufte Ravensberger Wilderer gewann 1958 zu Hamburg, und Neckars Tochter Ondra, aus der Angeber-Stute Organza, ließ sich 1961 zu Hoppegarten unter Egon Czaplewski in Görlsdorfer Farben für Trainer Ewald Schneck das „Blaue Band“ nicht streitig machen.
Ende 1884 löste Lord Falmouth Zucht und Rennstall auf. Das auf „klassische Zucht“ ausgerichtete Unternehmen hatte nach 1881 auch keine großen Sieger mehr, und ähnlich erging es auch Lord Astor in England und William Woodward in den USA, die ebenfalls nach dieser Methode züchteten. Beobachter jener Zeit sprachen jedoch auch davon, dass Fred Archer sich auf Falmouth Galliard im Derby 1883 wohl von Highland Chief schlagen ließ, weil sein Bruder Charles, der diesen trainierte, angeblich eine sehr hohe Wette landen wollte. Gegen die Regeln ging das Wetten nicht, denn damals durften Reiter und Trainer noch auf „ihre“ Pferde wetten, doch „das gute Ding“ wurde im letzten Moment noch von dem von John Porter zu Kingsclere vorbereitete Hermit-Sohn St. Blaise mit einem Hals abgefangen. Und diese „Untreue“ soll den Lord zusätzlich bestärkt haben, sein angedachtes Vorhaben 1884 auch umzusetzen. August Belmont I importierte den Sieger in die USA, wo er 1890 die Hengstelite anführte. Ein Jahr später, nach Belmonts Tod, wechselte St. Blaise für 100.000 Dollar nach Tennesee in die Fairway Farm, wo er wenig erfolgreich war. August Belmont II kaufte ihn 1902 für sein Nursery Stud zurück. Dort kam er bei einem Stallbrand im Oktober 1909 ums Leben.
Der ungeschlagene St. Simon (Foto: Courtesy of Keeneland Library)
Ein bis zwei Pferde hatte Lord Fallmouth nach der Auflösung seines Bestandes aber immer noch bei Methew Dawson im Training, der seine Pferde seit 1868 betreut hatte. Zwei Jahre später übergab auch Dawsen den Stall an seinen Neffen George Dawson, der für den Duke of Portland ebenfalls sehr erfolgreich war und 1888 und 1889 an Ayrshire (Hampton) und Donovan (Galopin) die Epsom-Derbysieger sattelte. Ehe Methew Dawson 1897 starb, trainierte er in der Nähe von Newmarket auch noch einige Pferde für Lord Rosebery, darunter der Hampton-Sohn Ladas (2000 Guineas und Epsom-Derby 1894) und Sir Visto (Barcaldine), der ein Jahr später der Held zu Epsom war. Als Ladas triumphierte war der Lord auch noch als „British Prime Minister“ in Amt und Würden.
DUKE OF PORTLAND
Der 1857 als William Cavendish-Bentinck geborene Züchter und spätere 6. Duke of Portland hatte von der Vollblutzucht kaum Ahnung, doch später gute Berater und auch das notwendige Quentchen Glück. „Die Pferde“ waren aber auch nie weit weg gewesen, denn sein Großonkel, der Vater von Lord George Bentinck, der der Nachfolger von Sir Charles Bunbury als der einflußreichste „Rennmann“ jener Zeit war, war der Besitzer von Tiresias, der als Soothsayer-Sohn das Derby 1819 gewann. Gegen den spät angreifenden Sultan (Selim), dessen Reiter nicht überliefert wurde, reichte es am Ende noch zu einem Kopfsieg, doch musste der starke Endkampfreiter W. Clift alles Können in die Waagschale werfen. Im Gestüt war der unterlegene Sultan, 4 x 4 auf Herod, Eclipse und Highflyer ingezogen, Sieger in 14 Rennen, sehr erfolgreich, während sein Bezwinger, dessen Vater nach Rußland exportiert, in der Zucht brauchbar war. Sultan führte von 1832 bis 1837 die Hengstliste an, und von seinen fünf Siegern, die sich in den 2000 Guineas durchsetzten, gewann der in sechs Rennen ungeschlagene Bay Middleton 1836 auch das Derby für den Earl of Jersey. Und Sultan Sohn Glencoe wurde Vater der großen Zuchtstute Pocahontas. Später wurde sultan auch in Amerika noch erfolgreich.
Und Lord Bentinck zog und besaß als Earl of Chesterfield die 1837 geborene, in 12 Rennen ungeschlagene Priam-Tochter Crucifix, die bei der großartigen Meld (1952; Alycidon), Siegerin der 1000 Guineas, Oaks, Coronation Stakes und des St. Ledger, als 12. Mutter im Pedigree zu finden ist. Crucifix gewann selbst die 2000 Guineas, Oaks und das St. Ledger, obwohl ihre Gestalt eher sehr negativ beschrieben wird. Sie soll gewaltige Schnelligkeit besessen haben und fohlte den Derby- und St. Legersieger von 1848, den Touchstone-Sohn Surplice. Diesen hatte sein Züchter, der so gern ein Derby gewinnen wollte, jedoch verkauft, als er 1846 entschied, sich ganz auf die Politik zu konzentrieren. Während des damaligen Goodwood-Meetings wurde das Geschäft besiegelt, und die gesamten „Rennsport-Interessen“ des Lords wechselten für 100.000 Pfund an Mr. Mostyn (später Lord Mostyn). Aber auch dieser verkaufte den „ganz und gar unattraktiven Surplice“ weiter, sodass am Derbytag Lord Clifden der lachende Dritte war. Im Gestüt war dieser Derbysieger jedoch kein Erfolg.
Im Gegensatz zu jenem stand dem 6. Duke of Portland im Juli 1883 das Glück jedoch zur Seite, als der Bestand des verstorbenen Prinzen Batthyany in Newmarket versteigert wurde. Das angedachte Pferd, für das der damals noch junge Mann 4.500 Guineas ausgeben wollte, war außer Reichweite, denn es kostete 500 Guineas mehr. Doch danach kam ein Zweijähriger, auf den ihn Trainer Mathew Dawson bereits aufmerksam gemacht hatte. Dieser Galopin-Sohn hieß St. Simon und wurde ihm für 1.600 Guineas zugeschlagen. Dass der Hengst, damals „fett wie ein Bulle“ und, hinsichtlich seines „schwachen“ Pedigrees, viel zu teuer gewesen sein soll, wurde unterschiedlich interpretiert. Glaubhaft könnte jedoch sein, dass der aus dem Stall von John Dawson, Mathews Bruder, kommende Zweijährige keine Bieter finden sollte, weil sein Trainer das Können des Pferdes längst erkannt hatte und selbst eifrig bot. Diese Vermutung verstärkte sich, als kurz später der von Lord Portland äußerst respektierte Trainer Robert Pack für St. Simon 2.000 Guineas bot. Spätestens dann war dem Lord jedoch klar, dass die Neuerwerbung zu Mathew Dawson ins Training geht und künftig von Fred Archer geritten wird. Klassische Nennungen besaß der Hengst, außer in den 2000 Guineas, nicht, und diese eine war durch den Tod des vorherigen Besitzers auch noch hinfällig. Der Rest der Story ist bekannt: St. Simon blieb in zehn Rennen ungeschlagen, gewann sie alle mit großer Leichtigkeit – darunter den Ascot Gold Cup überlegen mit 20 Längen – obwohl er sehr guten Gegner bis zu 20 Kilo vorgeben musste.
Dieser Hengst, ein Produkt von rund 16 Generationen Vollblutzucht und ein Nachfahre des großen Eclipse, war gewissermaßen dessen Weiterentwicklung und Feinschliff, und seine Zuchterfolge krönten seine Rennbahnsiege. Nachdem er 1886 ins Gestüt gegangen war, stand er neunmal an der Spitze der Beschäler (siebenmal davon in Folge); bei den Mutterstuten führte er sechsmal die Liste ihrer Väter an; er zeugte zehn Sieger, die zusammen 17 klassische Rennen gewannen, und seinen 423 lebenden Fohlen standen später 571 gewonnene Rennen gegenüber. Amerikas großen Bold Ruler (Nasrullah), der ab 1963 acht Beschäler-Championate gewann und auch beim jüngsten Jahrgang fünfmal dominierte, wurde nur durch einen klassischen Sieger, den großartigen Fuchs und Triple Crown Winner Secretariat vertreten, der diesen Dreier 1973 feierte und bewies, dass sein Vater besonders gut mit Princequillos Töchtern funktionierte.
St. Simon und Ormonde galten im 19. Jahrhundert als die besten Pferde Englands, und beide waren größer (Widerrist) als lang. In der Zucht mit St. Simon ist anzunehmen, dass er viele gute Stuten deckte, denn damals galt, dass die besten Rennhengste auch die besten Rennstuten erhielten. Aber er war auch mit Stuten sehr erfolgreich, die auf der Rennbahn wenig gezeigt hatten. So fohlte die Toxophilite Tochter Quiver (1872) nach ihm nicht nur die Oaks und St. Ledger-Siegerin Memoir (1887) – obwohl