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Für Marianne
IMPRESSUM
ISBN 9783990401941
© 2013 by Molden Verlag
in der Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG Wien · Graz · Klagenfurt
Bücher aus der Verlagsgruppe Styria gibt es in jeder Buchhandlung und im Online-Shop
Lektorat: Rainer Lendl
Buchgestaltung: Bruno Wegscheider
Covermontage: Manfred Kostal/Pixelstorm, Wien unter Verwendung eines Photos von iStockphoto/wwing
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013
Alle Rechte vorbehalten
Inhalt
Obwohl diese Geschichte von tatsächlichen Ereignissen inspiriert wurde, ist sie ein reines Produkt der Phantasie.
Aber lässt sich das nicht über den größten Teil der Wirklichkeit sagen?
M.K.
Jeder Mensch ist ein Abgrund;
es schwindelt einem,
wenn man hinabsieht.
Georg Büchner „Woyzeck“
Nichts hält die Seele so gefangen,
wie die Aussicht auf den Tod.
Samuel Johnson
1
Ich hätte weiterschlafen sollen, mir die Decke über den Kopf ziehen und einfach weiterschlafen, nachdem mich mein Bruder kurz vor drei Uhr früh mit seinem Anruf geweckt hatte, um mir mitzuteilen, dass Tanja nach einem Selbstmordversuch in die Notfallambulanz gebracht worden sei, wo die Ärzte um ihr Leben kämpften.
Fast zwei Jahre lang hatte ich nichts mehr von Thomas und seiner Frau gehört, wenige Wochen nach ihrer Hochzeit hatten sie den Kontakt zu mir abgebrochen, wollten nichts mehr mit mir zu tun haben, obwohl wir in derselben Stadt lebten. Ich hatte ihre Entscheidung akzeptiert, mich aus ihrem Leben auszuschließen. Warum sollte ich mich also ausgerechnet jetzt dafür interessieren?
Keine Ahnung, was mich davon abhielt, Thomas zu erklären, er solle mich mit seinen Problemen gefälligst in Ruhe lassen und dass ich nicht einmal im Traum daran dächte, mitten in der Nacht zu ihm in die Unfallchirurgie zu kommen, sondern jetzt sofort wieder genau das machen würde, was jeder vernünftige Mensch um diese Zeit tut, nämlich schlafen.
Es wäre besser gewesen, wirklich besser für uns alle, wenn ich ihm gesagt hätte, dass er sich zum Teufel scheren solle und dass sie mir völlig egal seien, er und Tanja, und dass er mich nie wieder anrufen solle, nie wieder. Wenn ich das Gespräch wenigstens abgebrochen und wortlos aufgelegt hätte, auch das wäre besser gewesen. Ich weiß nicht, warum ich es nicht getan habe, ich weiß nur, dass meine Entscheidung falsch war.
Ich bin sicher, wenn ich mich anders entschieden hätte, gäbe es einen Toten weniger. Wenigstens ein Mensch wäre nicht Opfer des Irrsinns geworden, der mich mehr als mein halbes Leben lang begleitet hat. Ein Toter weniger. Einer, der verschont geblieben wäre. Gleichgültig, ob er es verdient hätte oder nicht.
Aber