Pierre Pradervand

Segne diesen Moment


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jeden in diesem Raum für das Gefühl des Einsseins mit dir und seiner göttlichen Identität.

      Ich segne die verloren wirkende Frau, die mir gegenüber sitzt, für ihre stille Freude und Zufriedenheit.

      Ich segne den freundlichen Kellner für seine Ruhe und gute Laune bei seiner Arbeit, die oft stressig ist und in der er nur selten eine kurze Pause machen kann.

      Ich segne die Frau mit der scheinbaren körperlichen Behinderung für ihre vollkommene Gesundheit, ihre Ganzheit und ihr tiefes Vertrauen, dass die göttliche Liebe für sie sorgt.

      Ich segne alle, die hereinkommen, auf dass sie die Berührung deiner Gnade in genau der Form spüren, die sie in diesem Moment brauchen.

      Und ich danke dir dafür, dass ich mich nicht von Werbeanzeigen und dem Großstadttreiben ablenken lasse, sondern in aller Ruhe alle zu allen Zeiten segnen kann.

      Tag 66

       John O’Donohue

      Heute borge ich erneut von dem irischen Dichter John O’Donohue einen Segen, den er für seine Mutter Josie geschrieben hat.17

      Möge der Ton an dem Tag, an dem die Last zu schwer für deine Schultern wird und du ins Stolpern gerätst, tanzen, um dich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Und möge ein Regenbogen aus Farben – Indigoblau, Rot, Grün und Himmelblau – dich auf einer Wiese des Verzückens erwachen lassen, wenn deine Augen hinter dem grauen Fenster erstarren und das Gespenst des Verlusts dich heimsucht.

      Möge ein Pfad aus gelbem Mondlicht auf dem Wasser erscheinen und dich sicher nach Hause bringen, wenn die Leinwand im Boot der Gedanken faserig wird und ein Flecken des Ozeans unter dir schwarz wird. Möge die Nahrung der Erde deine sein, möge die Klarheit des Lichts deine sein, möge der Schutz der Vorfahren deiner sein.

      Und möge ein langsamer Geist dich in diese Worte der Liebe hüllen, in einen unsichtbaren Mantel, der dein Leben schützt.

      Tag 67

       Ein Segen für Zeit

      In der Geschichte der Menschheit ließ sich keine Zivilisation so von Zeit versklaven wie unsere. Dies wurde mir in aller Härte klar, als eine gute Freundin ihre Tochter, eine Akademikerin, die für eine Umweltorganisation arbeitet, zitierte: »Mutter, ich habe nicht die Zeit zu leben.« Also wollen wir uns heute mit diesem Problem befassen.

      Ich segne meine Fähigkeit, mein Leben zu entschleunigen und anzufangen, wirklich zu leben. Ich segne mich für meine feste Absicht, die Zeit gut zu nutzen, statt mein Leben von der Uhrzeit regieren zu lassen. Ich segne mich für den Wunsch, ein klares Ziel im Leben zu verfolgen und daher eindeutige Prioritäten zu setzen – um zu vermeiden, meine Energie hier und da in sinnlosem Konsum und oberflächlichen Ablenkungen zu vergeuden.

      Ich segne mich für meine Fähigkeit, zu erkennen, dass jede Sekunde zahllose Möglichkeiten bietet, etwas Gutes damit anzufangen, wenn ich mein Leben genügend verlangsame, um mir ihrer bewusst zu werden.

      Und ich segne mich für meine Fähigkeit, zu erkennen, dass Zeit ein Geschenk ist, das die göttliche Liebe mir anvertraut hat, damit ich sie für mein inneres Wachstum, vertrauensvolle Beziehungen und alle Aufgaben, die das Universum mir anbietet, nutze.

      Tag 68

       Segen zur Heilung von häuslicher Gewalt

      Wissen Sie, wie groß das Ausmaß häuslicher Gewalt auf der ganzen Welt ist, darunter auch in Ländern wie Bolivien, wo in mehr als 70 Prozent der Haushalte die Frau brutalen »Strafen« ausgesetzt ist (manchmal mit Todesfolge) und die Gewalt an Kindern sogar noch größer ist? Statt eines Kriegsgebiets sollte ein Zuhause ein Ort der Ruhe und des Friedens sein. Ihre Hilfe wird auf diesem Gebiet – wie auf vielen anderen – also dringend gebraucht.

      Ich segne die Frauen, die der brutalen Gewalt ihrer Männer ausgesetzt sind, die tief in ihrem Inneren sich selbst so sehr verachten, dass sie ihren Selbsthass an ihren wehrlosen Partnerinnen auslassen. Ich segne sie für ihren Mut, sich den Stürmen zu stellen, und für ihre Inspiration, nach konstruktiven Lösungen zu suchen.

      Ich segne sie für ihr Selbstbild, damit sie der Versuchung, ihre Selbstachtung zu verlieren oder zum Opfer zu werden, widerstehen.

      Ich segne ihre gewalttätigen Partner, damit sie die tiefe Unzufriedenheit, den Selbsthass und den Mangel an Mitgefühl heilen mögen, denn diese Gefühle können sie nur in eine Sackgasse und in einen Teufelskreis von noch mehr Gewalt führen.

      Ich segne die Nachbarn, die sich dieser Situation bewusst sind, für ihre aufrichtige Besorgnis und Weisheit bei der Suche nach Hilfe und möglichen Lösungen, und ich segne die sozialen Dienste und die Polizei für die Einfühlsamkeit und Weisheit ihrer Eingriffe.

      Und vor allem segne ich beide Partner für ihre Erkenntnis der unglaublichen göttlichen Schönheit und Vollkommenheit, die in ihren Seelen verborgen ist und die es ihnen ermöglichen wird, dieselbe Ganzheit in ihrem Partner, ihren Kindern und ihrer Umwelt zu sehen.

      Tag 69

       Gregg Braden: Über das Segnen

      Heute wollen wir uns mit Hilfe eines Interviews mit Gregg Braden Gedanken über diese ganz einfache Methode des Segnens machen.

      Wenn wir die Erfahrung, von einem Menschen oder einem Ereignis verletzt worden zu sein, annehmen können, so sagen die Ahnen, sollten wir diese Erfahrung segnen. Es klingt komisch: das, was einen verletzt, soll man segnen? Aber dann geschieht Folgendes: Wenn wir anfangen, die Dinge zu segnen, die uns Schmerz zufügen, ist der Segen einfach nur ein Bekenntnis.

      Ein Beispiel: »Ich segne den Menschen, der mich gerade angelogen hat.« – »Ich segne denjenigen, der mein Vertrauen missbraucht hat.« Und das wiederholt man immer wieder. Und man spricht es laut aus. Was dann passiert, ist, dass diese Worte die physikalische Energie aus dem Herzen in den Körper strömen lassen. Schon bald wärmt sich der Körper auf und Tränen steigen einem in die Augen. Und dann sagt man: »Ich segne diesen Menschen; ich segne diesen Menschen.« Mehr brauchen wir nicht zu tun, denn für den kurzen Augenblick, in dem sich die Spannung entlädt, können wir den Schmerz durch etwas anderes ersetzen.

      Statt die Erfahrungen also zu beurteilen, wenn wir sie machen, können wir jede Erfahrung als einen Segen ansehen. Und wenn wir feststellen, dass wir uns tatsächlich verletzt fühlen, sagen wir: »Ja, ich bin verletzt.« Die Verletzung also erstens anerkennen. Zweitens: Was will mir diese Verletzung sagen? Welche Stimme höre ich? Was sagt sie mir über mein Leben? Und die Verletzung, die uns Informationen über uns selbst gibt, segnen.18

      Tag 70

       Ein Segen für Obdachlose

      Heute öffnen wir unser Herz für die Obdachlosen. Während ich diesen Segen hier in Genf, wo ich lebe, schreibe, erleben wir eine Kältewelle. Die Temperaturen sind weit unter null. In ein paar Stunden treffe ich mich mit einem früheren Strafgefangenen, der vor Kurzem aus dem Gefängnis entlassen wurde und weder eine Familie noch ein Zuhause, weder einen Job noch Freunde hat. Dieser tolle junge Mann hat ein unglaublich schweres Leben – und es gibt Millionen auf der Welt, denen es genauso geht. Manche von ihnen leben wahrscheinlich nicht weit von Ihnen entfernt.

      Aus der Tiefe meines Herzens segne ich die Obdachlosen auf der Welt, in meinem Land und meiner Nachbarschaft.

      Mögen sie feststellen, dass Dein Überfluss jedem einzigen deiner Kinder immer zur Verfügung steht.

      Mögen sie eine warme Ruhestätte finden, auf die sie ihren erschöpften Körper betten können.

      Mögen sie eine Arbeit finden, die es ihnen ermöglicht, ihre Menschenwürde wiederherzustellen.

      Mögen sie die menschlichen Kontakte finden, die sie aus ihrer oft verzweifelten Einsamkeit herausholen.

      Mögen sie trotz der Riesenprobleme, die sich täglich vor ihnen auftun, ein starkes Selbstwertgefühl bewahren und herausfinden, dass ihr wahres Zuhause in der allgegenwärtigen göttlichen Liebe