segne sie für ihr Vertrauen in die göttliche Gerechtigkeit, die am Ende immer siegt und Unrecht wiedergutmacht, auch das eines menschlichen Strafrechts mit seinen Unvollkommenheiten, offenem Missbrauch und Fehlurteilungen.
Ich segne sie für die Fähigkeit, trotz der Anspannungen im Gefängnis und – bei vielen von ihnen – ihrer verhungerten Sexualität in ihrem Körper Ruhe und Frieden zu finden.
Ich segne die Zehntausende, die vierundzwanzig Stunden am Tag in Einzelhaft verbringen, auf dass sie die inneren Ressourcen finden mögen, um trotz allem durchzuhalten.
Und schließlich segne ich die Häftlinge für ihre Fähigkeit, mit der völligen Integrität eins zu werden, die tief in ihrem Inneren schlummert und die noch nie mit Verbrechen, Angst, Hass, Finsternis oder Mangel in Berührung gekommen ist, und ihre Fähigkeit, die Flamme ihres wahren Wesens, das immer rein, großzügig, aufrichtig und frei geblieben ist, wieder zu entfachen.
Tag 45
Ein Segen für Gefängnisinsassen und ihre Wärter, Teil II
Dies ist die Fortsetzung des Segens Teil I für Gefangene.
Ich segne die Wärter für ihre Sehnsucht und Fähigkeit, Häftlinge wie ebenbürtige Menschen zu behandeln und durch den Stempel, der ihnen von Menschenhand aufgedrückt wurde, hindurchzusehen, um ihre Seele zu erkennen, die nach Bruderschaft oder Schwesternschaft strebt.
Ich segne sie für ihre Fähigkeit, großzügig statt boshaft zu sein und den Geist der Gesetze anzuwenden, der Frieden stiften kann, statt den der Gesetzestexte, der so oft Gutes im Keim erstickt.
Ich segne sie für die Fähigkeit, die schwere Aufgabe zu bewältigen, ihre Arbeit jeden Tag neu zu erfinden, statt in eine seelenabtötende Routine zu verfallen, die ihnen genauso wie den ihnen anvertrauten Häftlingen schadet.
Ich segne sie für die Fähigkeit, der häufig extremen Gewalt des Systems mit ruhiger, gewaltfreier Stärke zu begegnen.
Ich segne sie für ihr tiefes Mitgefühl für das Leiden der Insassen, damit sie nie der Überzeugung erliegen, es sei halt, wie es sei, und damit sie ihre schwierige Arbeit als einen echten Dienst an den Gefangenen ausführen.
Und schließlich segne ich die Bürger unserer Länder, damit sie verstehen, dass, solange auch nur ein einziger von ihnen hinter Gittern ist, auch ein Teil von ihnen dort lebt, und dass sie das Göttliche in sich selbst und die unsichtbare spirituelle Einheit, die alle Menschen miteinander verbindet, verleugnen, wenn sie Gefangene unter Bedingungen leben lassen, die die menschliche Würde mit Füßen treten.
Tag 46
Das Oberste an oberste Stelle stellen
Der Psychotherapeut und Philosoph Piero Ferrucci erzählt die unvergessliche Geschichte des Anhängers eines indischen Gurus, der seinen Lehrmeister aufsucht und bittet: »Meister, ich will unbedingt Erleuchtung. Wie schaffe ich das nur?«
Der Lehrmeister sagt seinem Schüler, er solle ihm folgen. Sie gehen hinunter an den Fluss. Dort fordert der Lehrmeister den Schüler auf, sich am Flussufer hinzuknien und den Kopf direkt über das Wasser zu halten. Dann drückt er den Kopf seines Schülers unter Wasser und hält ihn fest. Nach einem Augenblick schafft es der geschockte Schüler, sich aus dem festen Griff seines Lehrmeisters zu befreien. Wasser rinnt ihm aus Mund und Nase, während er seinen Lehrer fassungslos anstarrt. »Der Tag, an dem du Erleuchtung genauso verzweifelt willst, wie du gerade Atem holen wolltest, ist der Tag, an dem du sie finden wirst«, lautet die knappe Erklärung des Lehrmeisters.
Ich segne mich für mein Verlangen und meine Fähigkeit, Ordnung in mein Leben zu bringen, damit ich für das, was mir am wichtigsten ist, Raum schaffe.
Mögen meine Prioritäten so eindeutig sein, dass ich alles Unwichtige und sämtliche Aktivitäten und Kontakte, die nicht mit meinem Lebensziel übereinstimmen, aus meinem Leben streiche.
Möge meine Vision so klar und stark sein, dass sie allen Müll, alle halbherzigen Anstrengungen, alle unnötigen Tagträume, alle unklaren Gedanken und verwässerten Handlungen sofort wegwischt.
Möge meine Sorge um meine Mitmenschen und meine Liebe für das wahre Gute mein Ziel so fördern, dass es allen Gewittern und Stürmen trotzt, die es zu zerstören versuchen.
Und möge ich in der ruhigen Sicherheit ruhen, dass eine tiefe Aufrichtigkeit folgen wird, denn das Universum wird zweifellos dafür sorgen.
Tag 47
Ich segne meine Nahrung
Den meisten von uns ist nicht klar, dass das Essen auf unseren Tellern aus aller Welt kommt. Die meisten – wenn nicht sogar alle – westlichen Länder importieren ihre Lebensmittel aus weit über 100, oft über 150 anderen Ländern. Wenn Sie Ihre Mahlzeiten segnen, können Sie damit also die ganze Welt erreichen – von kolumbianischen Bananenpflückern über Schweizer Käsemacher bis hin zu indischen oder chinesischen Gewürzherstellern, nordafrikanischen Dattelanbauern und so weiter. Dieser Segen – beim Essen gedacht – ist für Anbauer, Lieferanten und alle anderen, die mit der Nahrungsproduktion zu tun haben. Er ist außerdem ein gutes Mittel, im Gleichgewicht zu bleiben, statt Ihre Gedanken wandern zu lassen, und sich klar zu werden, dass wir bei unseren einfachsten, alltäglichsten Handlungen mit der ganzen Welt verbunden sind. Dieser Segen gilt hier nur den Bananenlieferanten, und es macht mir Spaß, auch jedes andere Lebensmittel zu segnen. Machen Sie sich bewusst, dass dieser Segen nur ein paar der Tätigkeiten erwähnt, die die Banane auf Ihren Teller bringen!
Ich segne die Plantagenarbeiter in Kolumbien, die meine Bananen gepflückt haben und die häufig unterbezahlt werden, während sie bei Glühhitze viele Stunden auf dem Feld arbeiten.
Ich segne die Fahrer, die sie zum Hafen transportiert haben, die Hafenarbeiter, die sie aufgeladen haben, die bunte Crew der Matrosen aus vielen verschiedenen Ländern, die sie mit dem Schiff hergebracht haben, und deren Frauen, die zu Hause geblieben sind und sich um ihre Kinder gekümmert haben.
Ich segne die polnischen Werftarbeiter, die das Schiff gebaut haben, die deutschen Techniker, die das Navigationssystem des Schiffs entwickelt haben, und so viele andere, die an seinem Bau beteiligt waren.
Ich segne die Zollbeamten, die die Bananen überprüft haben, die Händler oder Supermärkte, die sie eingekauft haben, die Fahrer, die sie viele Stunden lang auf monotonen Autobahnen vom Ankunftshafen zu den Läden und Supermärkten im ganzen Land befördert haben.
Ich segne die Verkäufer und Kassiererinnen, die sie verkauft haben.
Und schließlich segne ich mich für meine andauernde Dankbarkeit für den grenzenlosen Überfluss an Gütern, die ständig auf mich herunterregnen.
Tag 48
Ein irischer Segen für traurige Zeiten
Möge Gottes Licht deinen Weg erhellen,
wenn er dunkel ist.
Mögest du immer, selbst in der Stunde der Trauer,
das leise Singen der Lärche hören.
Möge dein Herz in harten Zeiten nie versteinern.
Mögest du dich, wenn die Schatten fallen, immer daran erinnern,
dass du nicht alleine gehst.10
Tag 49
Ein Segen dem Dienen
Der berühmte indische Schriftsteller Rabindranath Tagore11, verfasste das folgende Gedicht, das unseren heutigen Segen inspiriert hat:
Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude,
ich erwachte und erkannte, das Leben bedeutet Dienen,
ich handelte und merkte, dass Dienen Freude ist.
Wir segnen uns für die Fähigkeit, starke Freude, tiefe Zufriedenheit und anhaltenden Frieden im selbstlosen Dienst an anderen zu empfinden. Wir segnen uns für unsere Fähigkeit,