Heidemarie Pläschke

Eines Tages hol’ ich sie mir!


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in dieser Weise das Schwimmen lehrte. Irgendwie klappt es aber nicht mit der Abnahme der Schwimm-Prüfung, die nach den Sommerferien vorgelegt werden muss. Stine absolviert die Freischwimmer-Prüfung im Hallenbad in Lübeck, was allerdings ihren Schwimmlehrer etwas ärgert, war er es doch, der sich abgemüht hat, es ihr beizubringen.

      Später macht sie auch den Fahrtenschwimmer, was beinhaltet, dass sie sich 30 Minuten über Wasser halten kann und einen Sprung vom Drei-Meter-Turm schafft.

      Lara und Stine fahren manchmal auch gemeinsam zum Schwimmen nach Lübeck ins Hallenbad. Hinterher gönnen sich die Jugendlichen in der Bar des Schwimmbades einen Milch-Shake. Mann oh Mann, das war aber etwas und lässt die Mädels größer werden. Ja, auf diese Weise hat es sich mit den Fünfen in Musik und Sport erledigt.

      Nun ist da nur noch die Fünf in Englisch, wobei es keine Nachhilfestunden gibt. Also versucht Stine, selber Abhilfe zu schaffen, indem sie täglich lernt und übt. Obwohl ihre Mutter kein Englisch versteht, muss sie Stine abhören, wenn es los geht: Peter spills the milk … and so on … (Peter verschüttet die Milch usw.). Während Stines Eltern und Bruder im Wohnzimmer vor dem Fernseher sitzen, paukt Stine in der Küche Vokabeln und übt das Lesen. Ihre viele Mühe trägt Früchte. Stine bekommt das Versetzungszeugnis in die 6. Klasse mit einem gigantischen Notensprung in Englisch von Fünf auf Drei; auf Zwei war leider nicht zulässig. Ja, da steigen Stine die Tränen in die Augen; und die ganze Klasse freut sich mit ihr.

      Wenige Tage später folgt noch eine weitere Überraschung. Der Klassenlehrer sagt zu Stine, dass sie sich beim Rektor eine Zigarre abholen soll. Stine kann mit diesen Worten nichts anfangen. Sie eilt die Treppen nach unten ins Erdgeschoss und klopft an die Tür zum Rektor, der sie herein bittet. Dann dankt er Stine für ihr vorbildliches Verhalten (auch immer trotz Schnee zur Schule usw.) und ihre guten Leistungen, indem er ihr ein Buch überreicht mit dem Titel »Shakespeare und seine Zeit«. Darin befindet sich auch noch ein kleiner Zettel mit dieser Anmerkung. Stine, den Tränen nahe und platt, bedankt sich herzlich. Auch Lara hat Erfolg durch die Nachhilfestunden und wird versetzt. Beide Mädels verbringen nach wie vor viel Zeit miteinander. Aber nicht nur was Spaß macht, sondern es wird auch gemeinsam für bevorstehende Arbeiten gelernt. So spornen sie sich gegenseitig an.

      Im Sommer treffen sie sich oft am Freistrand, weil es dort keine Kurtaxe kostet und lieben es, sich von der Sonne bräunen zu lassen. Die Sportlehrerin hat es ihren sogar geraten, die Sonne an ihre Körper zu lassen, denn nur so könnte Vitamin D umgewandelt werden, was wichtig für die Knochen sei.

      Stine hat dabei auch die frühere Krankheit ihrer Mutter vor Augen, die Rachitis (Knochenweiche) als Kind hatte und dadurch krumme Beine bekommen. Natürlich wird am Strand reichlich Ausschau nach den Jungs gehalten und gelächelt was das Zeug hält. Beide Mädels haben schlanke Top-Figuren und lange dunkelblonde Haare. So liegen sie auf ihren Handtüchern, lassen ihre Rücken bräunen und beäugen vorbeigehende Sommerfrischler.

      Hin und wieder kommt es zu unverfänglichen Bekanntschaften und leichten Flirts:

       So liegen sie am Strand, lassen sich bräunen und flirten gelegentlich.

      Lara kocht leidenschaftlich gerne.

      Als eines Tages ihre Mutter länger abwesend ist, will sie mit Stine Champignons suchen und braten.

      Lara sagt zu Stine: »Auf dem Grünstreifen an der Bundesstraße wachsen Champignons. Ich weiß genau, dass diese echt sind und wie daraus eine leckere Mahlzeit zubereitet wird.«

      Gut, gesagt, getan. Reichlich dieser weißen Knollen werden in einen Korb gesammelt. Zuhause angekommen, stellt Lara die große Pfanne auf den Herd, gibt reichlich Butter hinein und dann die abgespülten geschnittenen Pilze. Diese zunächst einmal riesige Menge verringert sich während des Bratens heftig. Stine schaut etwas beängstigt, dass womöglich doch nicht alle Pilze zum Verzehr geeignet sein könnten. Deswegen sucht Lara sicherheitshalber die Telefonnummer des Rettungswagens raus und opfert sich, zuerst davon zu essen. Sollte es ihr nicht gut gehen, dann könnte Stine gleich Hilfe rufen. Da Lara die Pilze offensichtlich unbeschadet übersteht, kostet nun auch Stine mit bangem Gefühl in der Magengegend.

      Zum Glück geht alles gut; doch richtig genießen konnte nur Lara diese Köstlichkeit.

      Noch in der 5. Klasse steht eine Klassenfahrt auf dem Lehrplan. Es geht für fünf Tage nach Plön an den schönen Plöner See, der zur 5-Seen-Platte in der Holsteinischen Schweiz gehört. Die Jugendherberge liegt direkt am See, was wirklich traumhaft ist. Jeden Tag wird gewandert; und Stine läuft sich schnell die ersten Blasen. Es gibt aber keine Gnade, Pflaster drauf, und weiter geht es am folgenden Tag. Schön ist es, an den Seen entlangzugehen und die vielen Segel- und Ausflugsboote zu bestaunen. Besonders genießen alle Schüler die 12 Kilometer lange »5-Seen-Fahrt« mit der weißen Flotte durch die schöne Holsteinische Schweiz über Dieksee, Langensee, Behlersee, Höftsee und Edebergsee. Diese Minikreuzfahrt führt entlang an stillen Buchten, Landzungen, Brutstätten für Seevögel und herrlichen Buchenwäldern.

      Während der Fahrt können sich auch die vielen Blasen ein wenig erholen.

      Ach, gibt es da viel zu sehen, sogar kleinere Inseln, wo nur Vögel und Enten wohnen. Einfach herrlich, auf dem Wasser zu sein und von einem See in den anderen zu gleiten. Mit ihren Augen möglichst viel zu erfassen, nimmt die Schüler gefangen.

      Auf dem Weg nach Bosau entdecken sie diesen Turm, den Stine für einen Leuchtturm hält und fotografiert:

       Uralter »Leuchtturm« auf dem Wege nach Bosau

      Abends werden die Schuhe geputzt unten am See; zumindest die Mädchen halten es so. Die männlichen Mitschüler staunen und meinen, dass sie keine Schuhe zu putzen hätten, weil gar kein Putzzeug im Gepäck sei. Na, da sind die Mädels aber schnell dabei und helfen gerne aus. Einige Jungens putzen dann wirklich auch ihre Schuhe und andere suchen schnell das Weite. Dabei geht es lustig zu. Es werden Späße gemacht und gelacht. Natürlich wird sich gegenseitig fotografiert, was lustig ist.

      Nach dem Abendessen in der Jugendherberge werden Spiele gespielt, Karten gekloppt, gequasselt und Pläne für den nächsten Tag gemacht.

      Die acht Mädels teilen sich ein Zimmer mit vier Etagenbetten. Zum Glück darf Stine unten schlafen.

      Die zehn Jungens haben zwei Zimmer. Lange werden Witze erzählt und Reime gemacht bis endlich Ruhe einkehrt … das dauert. Ärger gibt es aber keinen.

      Eines Morgens meint Stine, ihre langen Haare mit hundert Bürstenstrichen kopfüber bürsten zu müssen, wie sie es einmal gelesen hatte. Kopfüber lässt sie die ganze Pracht ihrer langen Haare ins Treppenhaus fallen.

      Darüber wundert sich ein Klassenkamerad und fragt: »Was machst du da?«

      »Ich spiele Rapunzel«, entgegnet Stine.

      Sie erntet nur Kopfschütteln.

      Dann bürstet sie, was das Zeug hält, weiter und zählt bis 100 Bürstenstriche voll sind.

      Oh, jetzt aber dalli, dalli, neue Pflaster auf die aufgestochenen Blasen und runter, denn eine weitere Wanderung nach Malente steht auf dem Plan, aber erst noch zum Plöner Schloss.

      Ja, zu sehen gibt es auf so einer Klassenfahrt recht viel. Für den Klassenverband und das Sozialverhalten sind diese gemeinsamen Tage mit Sicherheit auch sehr nützlich. Schließlich werden ja alle 18 Schüler, ja, das war noch eine Traum-Klassengröße, möglichst bis zum Ende der 10. Klasse bei einander bleiben.

      Mit wehen Füssen, bester Laune und viel Erinnerungen im Gepäck geht es nach fünf Tagen wieder zurück nach Travemünde. Schnell holt der Schulalltag die Schüler wieder ein und verlangt nach Leistung.