Am nächsten Tag muss sie zunächst einmal zur Schule. Im Treppenhaus trifft sie wie gerufen auf Stine, der sie kurz erzählt was geschehen ist.
Ihre Freundin meint, dass Franz evtl. Angst bekommen haben könnte, dass jemand in den Garten kommt. Bestimmt würde es sich bald aufklären. Die Stunden des Unterrichts gleiten an ihr vorbei. Auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause kommt Lara an dem Betriebsgelände ihres Vaters vorbei. Sie sieht ihren Vater und hat keine Chance, nach ihrem Franzi zu suchen.
Beim Mittagessen erzählt ihr Vater, dass er es bedauern würde, dass Franz nicht mehr in seiner Firma arbeitet und es eigentlich schade ist, denn er hätte immer den Überblick gehabt.
Lara fällt es wie Schuppen von den Augen: »Ach, Franz arbeitet nicht mehr bei uns. Warum, was ist passiert?«
Herr Stockborn meint: »Soviel wie ich weiß, wollte er sich verändern, um beruflich weiterzukommen.«
Lara versucht, ihre Tränen zu unterdrücken, was ihr aber nicht gelingen will. Sie täuscht vor, sich verschluckt zu haben, steht auf und verlässt das Esszimmer. Heulend geht sie auf ihr Zimmer, wirft sich auf ihr Bett und schluchzt.
Dann klopft es an der Tür. Es ist ihre Mutter, die nach ihr sehen will. Erst jetzt vertraut sich Lara ihr an. Frau Stockborn versucht, ihre Tochter zu trösten und sagt, dass es noch viele Männer in ihrem Leben geben wird. Sie sei doch noch so jung. Das erste Verliebtsein ist immer stark und der Liebeskummer heftig. Sie hätte doch ihr Leben noch vor sich. Außerdem sei es besser, nicht gleich den Erstbesten zu nehmen. »Stell es dir so vor, meine Süße; wie willst denn wissen, welcher Pudding dir am besten schmeckt, wenn du nur einen probiert hast?«
Ein wirklicher Trost war es in diesem Moment auch nicht.
Am Abend geht Lara noch einmal hoffnungsvoll zu dem Haus, in dem sie sich mit ihrem Liebsten so hingebungsvoll geliebt hat, in der Hoffnung, Franz doch noch dort anzutreffen. Sie schaut durch das Fenster und sieht, dass das Zimmer leer ist.
Warum hat er sich nicht von ihr verabschiedet? Nicht einmal einen Abschiedsbrief hat Franz ihr hinterlassen. Nur eben diese Rose gestern Abend.
Weinend geht Lara noch lange ziellos durch die Gegend. Mit voller Wucht hat der erste Liebeskummer sie erwischt. Diese Rose der Liebe behütet Lara noch sehr lange wie ihren Augapfel.
Franz heuert bei einer Fernfahrer-Firma an. Eines Tages begegnete er einer Frau, die sich in ihn verliebt und schwanger wird. Aus Anstand heiratet er sie, aber in seinen Gedanken ist er oft bei Lara, die er in seinem Herzen fest verankert hat. Tief in seinem Innern meldet sich eine Stimme, die sagt: »Mein Larachen, die Liebe meines Lebens. Eines Tages hol’ ich sie mir …« So gehen die Monate dahin.
KLASSENFAHRT NACH ALTENAU
In der 7. Klasse ist wieder eine Klassenfahrt angesagt. Die Fahrt geht nach Altenau im Harz, nicht zu verwechseln mit Altona, einem Stadtteil von Hamburg, was sicherlich auch spannend geworden wäre. Eines der Mädels hat die Idee, dass sich alle die gleichen Kniestrümpfe kaufen sollten und diese während der Fahrt tragen. So wie sie es von Fußball-Mannschaften kannten, sollte es aussehen, aber niemand spielt Fußball. Der Vater einer Mitschülerin, der alleinerziehend ist und nur wenig Geld hat, weigert sich. Lara schlägt vor, einfach zwei Paar Kniestrümpfe von ihrer Mutter kaufen zu lassen, denn könnte sie Siglinde ein Paar abgeben. Frau Stockborn zeigt sich verständnisvoll und großzügig.
Dann kommt der Tag der Abreise. Alle Mädels erscheinen in dunkelblauen Kniestrümpfen mir roten Ringeln oben. Das sieht wirklich witzig aus und amüsiert die ganze Klasse!
Na denn, ab in den Harz.
Ganz schön hoch geht es hier bis zur Jugendherberge. Für »Flachlandtiroler« aus dem relativ flachen Norden der Republik ist es fast eine Herausforderung. Die Räume werden aufgeteilt, die Betten bezogen und sich flott gemacht für einen Gang in das Städtele.
Altenau liegt mitten im Oberharz. Richtung Westen ist Clausthal-Zellerfeld nach etwa 10 Kilometer zu erreichen. Im Norden liegt in ca. 15 Kilometer Entfernung Goslar. Wer nach Südwesten fährt, erreicht nach ca. 25 Kilometer Osterode am Harz. Nur 12 Kilometer ist der Gipfel des Brockens in Richtung Osten entfernt, den man von vielen Stellen Altenaus aus sehen kann. Durch Altenau fließt die Oker. Sie, weitere Bäche im Stadtgebiet und die stark bewaldete Umgebung geben Altenau »Das gewisse Etwas« mit zahlreichen Tälern und Hügelkuppen.
Auch, wenn der Brocken zum Greifen nach scheint, ist es in den Sechziger Jahren noch nicht möglich, ihn von Altenau aus zu besteigen, denn er liegt im Ost-Harz in der damaligen DDR.
Auf dem Weg ins Tal, kommen sie an einem Holzschnitzer vorbei und betreten voller Neugier Laden und Werkstatt. Sie bewundern wunderschöne Holzschnitzarbeiten. Es gab kleine Altäre, Krippenfiguren und Holzlaternen in allen Größen. Auch Stine kommt aus dem Staunen nicht heraus und will sich doch wenigstens ein ganz kleines Schnitzwerk leisten als Erinnerung.
Da das Budget des Taschengeldes stark begrenzt ist, entschließt sie sich für einen Brieföffner, der ja auch noch nützlich ist. Stolz schaut sie zu sie wie dieser in eine kleine hübsche Papiertüte wandert und ihr übergeben wird, um sich ab dann in ihrem Besitz zu befinden.
An vielen Ecken im Ort gibt es Läden mit Schnitzereien und mit Gewürzen, was gerade die Mädels immer wieder in Erstaunen versetzt. Altenau wird sogar mit, »da, wo der Pfeffer wächst«, näher beschrieben. Auch andere Gewürze finden in dieser Gegend offenbar die erforderlichen Voraussetzungen für Wachsen und Gedeihen. Ja, dieser Bergort zeigt in jeder Beziehung einen starken Kontrast zu Travemünde an der Ostsee.
Da der Brocken noch unerreichbar ist, wird am nächsten Tag eine Wanderung zur »Wolfswarte« unternommen. Von hier aus kann bei schönem Wetter der Brocken im Ostharz gesehen werden. Die Schüler lauschen auf der im Westen liegenden Wolfswarte gespannt den Ausführungen ihres Lehrers.
Auf dem Rückweg laben sie sich an einer Quelle mit kristallklarem Wasser. Was für eine wunderbare Erfrischung.
Am anderen Tag geht es nach Bad Harzburg. Mit der Seilbahn fahren sie auf den Wurmberg, der höchsten Erhebung im West-Harz und Niedersachsens. Eujeujeu, ist das ein sagenhaftes Gefühl, in dieser kleinen Gondel in der Luft zu hängen.
Dann geht es weiter zur Iberger Tropfsteinhöhle:
Diese Höhle nahe Osterode war vor fast 3000 Jahren das Grab eines Familienclans. In Teilen wurde sie originalgetreu rekonstruiert und schwebt nun – begehbar – unter der Museumsdecke. In der Ausstellung werden das Leben und Sterben des bronzezeitlichen Familienclans und sogar dessen heute lebende Nachfahren vorgestellt – und damit nicht nur der älteste, sondern auch der bislang längste genetisch belegbare Stammbaum der Menschheitsgeschichte.
Im »Museum im Berg«, einem neu in den Fels gesprengten, 160 Meter langen Hohlraum, werden die Erdgeschichte, die Geologie und Mineralogie des Ibergs auf sinnliche Weise vermittelt. Vor 385 Millionen Jahren war er ein Korallenriff in der Südsee. Erst die Kontinentalbewegungen brachten ihn auf die Nordhalbkugel der Erde. Hier schließt sich die viele Millionen Jahre alte Iberger Tropfsteinhöhle an – faszinierendes Erdinneres und vielbesuchte Schauhöhle seit 1874.
Seilbahn von Bad Harzburg
Ihre seltene Entstehungsgeschichte und die Verknüpfung mit dem Bergbau machen sie europaweit einzigartig. In einer Höhlenführung wird den Schülern die geheimnisvolle Unterwelt nahe gebracht. So können sich die Kinder auch im Reich des Zwergenkönigs Hübich erleben. Im »Backofen« des Zwergenkönigs ist sogar noch ein versteinertes Brötchen zu sehen. Die Stalaktiten, von der Decke wachsende Tropfsteine, und Stalagmiten, vom Boden wachsende Tropfsteine, bilden in einigen Fällen sogar Säulen bzw. Stalagnaten. Bis dahin noch nicht gekannte und faszinierende Horizonte öffneten sich ihnen. Die Iburger Tropfsteinhöhle ist im Verhältnis zu anderen auf der Welt, z. B. Postojna-Grotte in Slowenien, relativ klein.
In der Jugendherberge werden am Abend verschiedene Spiele gespielt. Dieses ist besonders