Hans-Jürgen Hennig

Zwei gegen Ragnarøk


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an die Decke.

      „Na, meine kleine Maus, was gibt’s denn, dass du so eilig angehüpft kommst?“

      Kibba kreischte erst vor Vergnügen, dann piepste sie: „Die Mutter sagt, dass du essen kommen sollst.“

      Steinar stelle seine Tochter wieder behutsam auf den Boden und sagte zu Falki: „Komm mit, du isst heute bei uns. Hast ja auch schwer geschuftet, da kannst schon war kräftiges vertragen. Junge, als ich so alt war, wie du und bei meinem Vater ständig am Blasebalg stehen musste, dachte ich immer, dass mir die Arme abfallen.“

      Da verzog sich Falkis Leidensmine zu einem schiefen Grinsen. „Steinar, genau so habe ich mich eben gefühlt. Ich glaube, ich kriege die Arme nachher nicht mehr hoch, uff.“

      „Komm“, sagte Steinar, „bist ein guter Junge und hast nicht ein einziges mal gemault. Ich weiß sehr gut, wie langweilig das Bedienen vom Blasebalg ist und ich hätte nicht gedacht, dass du so lange durchhältst. Nach dem Essen ist erst mal eine lange Pause und dann machen wir was anderes.“

      Steinar und Falki gingen in die Hütte, zu Birta und Kibba. Der Tisch war reich gedeckt, aber das war Falki schon klar; Steinar war ein riesiger, kräftiger Mann und Arnor, der so alt war wie Falki, konnte bestimmt auch so viel essen, wie sein Vater.

      Auf dem Tisch standen gebratener Fisch, gekochte Erbsen, Getreidebrei, Fladenbrot, für jeden ein gekochtes Ei und ein großer Krug mit Buttermilch.

      Falki lief beim Anblick des Essens das Wasser im Munde zusammen.

      „Falki, setz dich“, sagte Birta mit einem gütigen Lächeln. „Wo habt ihr denn Arnor gelassen? Das ist schon komisch, dass er zum Essen nicht da ist.“

      Steinar ließ sich krachend auf seinen Stuhl fallen und zuckte die Schultern. „Der wird schon noch kommen, wenn er den gebratenen Fisch riecht.“

      Falki ahnte, dass Arnors Fehlen hier beim Essen mit seiner kleinen Verstimmung zu tun haben könnte. Irgendwie fühlte er mit Arnor und wollte nicht ohne ihn essen. Falki stand auf und ging zur Tür. „Ich komme gleich wieder, muss nur noch rasch ein paar Blümchen gießen.“

      Draußen rannte er um das Haus herum und suchte nach Arnor, aber dort war er nicht. Falki zog einen größeren Kreis und da sah er Arnor, am Dorfbach sitzend, mit den Füßen im Wasser und den Kopf in die Arme gestützt.

      Falki näherte sich mit leisen Schritten und setzte sich neben seinen Freund. So wie Arnor da saß, war er doch noch verstimmt. Falki rückte ganz dich an ihn heran und stieß ihn sanft an. „Komm essen. Es gibt einen riesigen, leckeren Fisch und Erbsen. Sie warten alle auf dich, komm. Nimm das nicht so tragisch mit der Faulheit. Irgendwann bist du hier der Schmied von Björkendal und alle Leute werden dich achten.“

      Arnor schaute zu Falki auf und in seinem Gesicht erhellte sich langsam wieder.

      „Falki, du hast Recht und mein Magen schreit auch wirklich schon nach richtigem Essen.“

      Arnor stand auf und wollte Falki freundschaftlich auf die Schulter klopfen, aber das Klopfen war wohl etwas zu kräftig und Falki fiel kopfüber in den Bach.

      Prustend kroch Falki die Böschung hoch. „He, du Kraftprotz, ich wollte doch jetzt gar nicht baden. Hilf mir wenigstens wieder hoch“ – und er streckte seine Hand nach Arnor aus.

      Arnor griff hilfsbereit zu und grinste dabei unverschämt, aber er hatte nicht mit Falkis List gerechnet – platsch, lag er auch im Wasser und prustete.

      Nun grinste Falki. „Na jedenfalls kann keiner sagen, dass wir uns ungewaschen an den Tisch setzten.“

      Kurze Zeit später standen sie, in triefender Kleidung und lachenden Gesichtern, wieder in Steinars Hütte.

      „Wir haben uns nur etwas gewaschen, aber jetzt haben wir Hunger“, sagte Arnor und setzte sich in seiner klitschnassen Kleidung an den Tisch. Falki tat es ihm nach, weil er nun auch riesigen Hunger hatte und der große Kabeljau ihn magisch anzog.

      Birta wollte wohl etwas wegen der nassen Kleidung sagen, aber Steinar winkte ab und grinste verständnisvoll.

      Als sich alle satt und zufrieden zurück lehnten, stellte Birta noch eine Schüssel mit gekochten Äpfeln auf den Tisch.

      Kibba, die bisher geschwiegen hatte, wohl weil die nassen Jungen ihren Kopf zu sehr beanspruchten, wurde jetzt munter. „Hmmm, Mama, kann ich einen ganz großen Löffel haben?“

      Falki konnte es sich nicht verkneifen: „Da merkt man, dass du Arnors Schwester bist, hihi, aber ich mag die gekochten Äpfel auch gerne. Ich will auch einen großen Löffel.“

      Birta schob die große Schüssel in die Tischmitte und legte mit der Bemerkung, „hier habt ihr noch zwei große Löffel“, zwei Suppenkellen auf den Tisch.

      Steinar schaute erst etwas komisch drein, dann lachte er lauthals los, sein dröhnendes Lachen, dass der ganze Tisch wackelte.

      „So lass ich mir das gefallen. Keiner soll sagen, dass er an unserem Tisch hungrig aufstehen muss. Und noch etwas: Jetzt lasst mich alle mal für eine kurze Weile in Ruhe. Mein Körper braucht Ruhe.“

      Nachdem Steinar das gesagt hatte, stand er auf und plumpste auch schon auf sein Lager.

      Birta lächelte und machte eine Handbewegung, dass die Jungen verschwinden sollten.

      Draußen sagte Falki zu Arnor: „Komm, wir setzen uns wieder an den Bach, mir ist auch nach Ruhe. Ich spüre meine Arme kaum noch.“

      „Ich weiß“, sagte Arnor, „ich stehe ja auch oft genug am Blasebalg. Es ist ja nicht so, dass ich immer nur herumsitze und vor mich hin mampfe.“

      Nach einer kleinen Weile fügte er noch hinzu: „Aber die Blasebalge geben Dampf in den Armen, wirst’ schon noch merken“ – und dabei zeigte er stolz sie Muskeln an seinen Oberarmen.

      Als sie am Bachufer saßen, hatte Arnor plötzlich noch zwei Äpfel in der Hand und hielt sie Falki hin.

      Falki dachte noch: „Die sind aber schrumpelig“, da fiel er auch schon ins Gras und schlief ein.

      Etwas zwickte in Falkis Lippe und er öffnete die Augen. Auf seiner Brust saß ein schwarzes Ungeheuer und zwickte schon wieder in seine Lippe, aber da war noch was. Zwischen seinen Lippen steckte ein Stück Trockenfisch.

      Falki spuckte und richtete sich auf.

      Verwirrt schaute er in die Runde und Skyggi flatterte empört um seinen Kopf.

      „Du schläfst ja wie ein Toter und merkst nicht mal, wenn Skyggi dich füttern möchte, oder küsst“, schimpfte Hilda entrüstet.

      „Irgendwie hatte ich mir Küsse anders vorgestellt. Ich glaube auch nicht, dass man dazu Trockenfisch im Mund haben muss, „empörte sich Falki.

      Da lachte Hilda, die hinter Falki saß. „Irgendwie musste ich Skyggi ja dazu bringen, ein Küsschen zu geben. Er hat wirklich gut gelernt und es schnell begriffen. Wenn ich jetzt sage gib Küsschen, dann macht er das auch.“

      Falki ließ sich wieder nach hinten fallen und machte: „Pffft, und ich habe gelernt, einen Blasebalg zu bedienen.“

      „Warum seid ihr beiden denn so nass, habt ihr beim arbeiten so doll geschwitzt?“

      „Ha, das merkst du jetzt erst. Aber das ist nur so, weil wir uns vor dem Essen hier im Bach die Hände gewaschen haben“, antwortete Falki.

      Hilda machte ein grüblerisches Gesicht und Arnor lachte laut los, weil dieser Witz nun noch einmal funktioniert hatte.

      Falki stand auf und bewegte seine Arme hin und her, hoch und runter. „Ich glaube, den Blasebalg kann ich heute nicht mehr bedienen. Arnor, jetzt musst du das machen, sonst falle ich um.“

      Arnor nickte nur und meinte: „Komm, wir kriegen das schon hin. Vater wartet bestimmt schon auf uns.“

      Hilda setzte sich Skyggi auf die Schulter und lächelte die beide Jungs mitleidig an. „Na dann macht’s mal gut, ihr kaputten