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Praxis-Übung: Hören und verstehen
Setzt Euch Rücken an Rücken. Einer wählt aus einer Zeitschrift ein Bild aus, das der Partner nicht kennt, und beschreibt dieses Bild in 60 Sekunden. Der Partner hört nur zu und lässt während der Bildbeschreibung ein entsprechendes Bild in seinem Kopf entstehen. Nach Ablauf der Minute zeigt der Erzähler seinem Partner das beschriebene Bild. Der Zuhörer meldet zurück, inwieweit sein inneres Bild mit dem tatsächlichen übereinstimmt. Anschließend werden die Rollen mit einem neuen Bild getauscht.
Diese Übung veranschaulicht, dass das, was wir sagen und was wir hören, nicht immer hundertprozentig übereinstimmt. Bei einer sachlichen Bildbeschreibung gelingt die Verständigung vielleicht noch einigermaßen gut. Sehr viel schwieriger fällt sie dagegen aus, wenn es beispielsweise um die Kommunikation von negativen Gefühlen oder komplexen Problemen geht.
Verliebten fällt das Reden noch leicht
In der Anfangszeit der Beziehung erleben die meisten einen sehr wortreichen Austausch über Gott und die Welt. Sie haben sich unendlich viel zu erzählen und hören einander interessiert zu. An Themen mangelt es nicht. Mit der Zeit schleicht sich eine gewisse Sprachmüdigkeit ein. Die Bereitschaft, dem anderen mit voller Aufmerksamkeit zuzuhören, nimmt langsam ab. Mann und Frau haben einander nicht mehr ganz so viel zu sagen wie in der Verliebtheitsphase. Es kann passieren, dass die partnerschaftliche Kommunikation in destruktive Muster abgleitet. Gesprächskiller wie beispielsweise Kritik, Vorwürfe, Anklagen oder der Rückzug ins Schweigen würgen gute Gespräche regelrecht ab. Ihr müsst Euch nur lange genug missverstehen, damit der gemeinsame Austausch immer öfter verstummt. Jeder fühlt sich unverstanden.
Mangelhafte Kommunikation trocknet mit der Zeit auch die größte Liebe aus. Dabei sind es oft nicht die einzelnen Probleme in der Beziehung, mögen sie auch noch so schwer wiegen, die in die Gesprächskrise führen, sondern es ist die mangelhafte Bereitschaft, die Schwierigkeiten angemessen zu bereden. Klappt es nicht mehr, konstruktiv zu reden, werdet Ihr Euch entzweien. Nicht das, was Probleme macht, ist entscheidend, sondern die Art und Weise, wie miteinander darüber gesprochen wird. Wenn Ihr Euch am Ende eines intensiven Gespräches immer häufiger schlechter fühlt als zu Beginn, müssen alle Alarmglocken schrillen.
Allgemeine Erkenntnisse aus der Paarforschung
Das 5-zu-1-Prinzip:
Der amerikanische Paarforscher John Gottman fand heraus, dass Paare, die auf Dauer glücklich zusammenleben, fünfmal mehr positive Kommunikationsanteile gebrauchen als negative. Dieses magische Verhältnis (5 : 1) kennzeichnet die Kommunikation von stabilen Zweierbeziehungen. Die Partner schätzen einander wert, indem sie regelmäßig loben und Komplimente machen. Wenn sie miteinander reden, schauen sie sich dabei an. Sie pflegen einen sachlichen Gedankenaustausch, können aber auch über ihre Gefühle reden. Sie lächeln einander häufiger an und bemühen sich, aktiv zuzuhören. Wenn sie merken, dass ihr Gespräch zunehmend verletzende Züge annimmt, ziehen sie rechtzeitig die Notbremse: „Besser, wir hören jetzt auf, weiterzudiskutieren, sonst verletzen wir uns nur unnötig!“ Sie vertagen die Fortsetzung der Unterredung. Diese konstruktiven Kommunikationsstile sind fünfmal häufiger vertreten als destruktive Redeweisen. Aber es darf durchaus auch einmal unfair zugehen. Entscheidend ist, dass vergleichsweise selten Vorwürfe ausgesprochen oder verbale Machtkämpfe ausgefochten werden.
Verändert sich das Verhältnis von positiver zu negativer Kommunikation auf 3 : 3, steigt die Trennungswahrscheinlichkeit deutlich an. Die Partner reden zwar noch miteinander, aber es fällt ihnen zunehmend schwerer, Konflikte offen auszutragen und versöhnlich zu lösen. Lob und Komplimente werden seltener. Kritische Bemerkungen und Anklagen werden umso häufiger vorgebracht. Wenn sich das Verhältnis der Kommunikationsstile von 3 : 3 weiter auf 1 : 5 verschlechtert, sind die Partner kaum mehr in der Lage, unbefangen, freundlich und sachlich zu reden. Sie geraten andauernd verbal aneinander. Die Gespräche eskalieren sehr schnell. Jeder fühlt sich andauernd unverstanden. Negative Gedanken und Gefühle machen sich breit und bestimmen die partnerschaftliche Atmosphäre. Geht es mit der Kommunikation bergab, rutscht die gesamte Beziehung in eine tiefe Krise.
Jedes Paar kann einer Krise vorbeugen, indem es daran arbeitet, positive und aufbauende Kommunikationsstile zu praktizieren. Grundlage dazu sind die nachfolgenden Sprecher- und Zuhörerregeln.
Sprecher- und Zuhörertraining
Acht simple, aber sehr effektive Regeln schaffen die Voraussetzung für eine gute Gesprächskultur. Während der eine spricht, übt sich der andere im aktiven Zuhören. Für Dich als Sprecher kommt es darauf an, dass Du Vorwürfe und Anklagen vermeidest. Dabei helfen Dir sogenannte Ich-Botschaften.
Die vier Sprecher-Regeln
1. Sprich über dich!
Formuliere Deine Botschaft in Ich-Form, d. h., berichte Deine Sichtweisen, Deine Gedanken und auch davon, was Dir Probleme bereitet. Wenn Du beispielsweise sagst: „Du bist total egoistisch und denkst immer nur an Dich!“ startest Du einen verbalen Angriff. Dein Partner wird kaum gelassen darauf antworten, sondern sich kritisiert fühlen und entsprechend negativ reagieren.
Überlege zuerst, welches Problem Du für Dich selbst siehst. Was geht Dir durch den Kopf? Welche Gefühle nimmst Du bei Dir selbst wahr? Womit kommst Du nicht so gut klar im Verhalten des Partners?
Versuche, Dein Erleben in einer Ich-Botschaft auszudrücken. Die könnte lauten: „Mir ist in letzter Zeit klar geworden, dass ich meine Wünsche und Bedürfnisse oft zurückgestellt habe. Ich möchte künftig mehr mit Dir zusammen entscheiden. Ich wünsche mir, dass Du meine Anliegen stärker berücksichtigst.“ Auf diese Weise beziehst Du einen Standpunkt und wünschst Dir eine Verhaltensänderung, ohne deinem Gegenüber eine „Breitseite“ zu verpassen.
2. Sprich ein konkretes Thema an!
Je genauer ein Gesprächsthema eingegrenzt wird, umso effektiver die Kommunikation. Dabei fällt es gar nicht so leicht, bei einem Thema zu bleiben. Die Versuchung ist groß, im Laufe einer Unterhaltung von „Hölzchen auf Stöckchen“ zu kommen. Du kannst zum Beispiel mit einer konkreten Frage Deine Sichtweise eröffnen: „Ich habe darüber nachgedacht, wie wir das verlängerte Wochenende im nächsten Monat nutzen können. Ich würde gerne mit Dir zusammen eine Radtour planen. Wir sind schon länger nicht mehr gemeinsam Rad gefahren. Ich dachte da an eine schöne Strecke den Rhein entlang. Wie denkst Du darüber?“
Bitte vermeide Verallgemeinerungen wie „immer“ oder „nie“. Besonders wenn es um konflikthafte Themen geht, führen Pauschalisierungen nicht wirklich weiter. Die Aussage „Wir unternehmen nie etwas gemeinsam“ klingt anklagend. Sie entspricht auch nicht der Wahrheit, denn natürlich gab es gemeinsame Aktivitäten, auch wenn sie in letzter Zeit zu kurz gekommen sind.
3. Sprich im Hier und Jetzt!
Gerade dann, wenn es um strittige Themen oder verletzte Gefühle geht, kann das Gespräch schnell ausfransen, indem Verletzungen aus der Vergangenheit hervorgeholt werden. Was Dein Partner vor fünf Monaten oder sechs Jahren verbockt hat, mag vielleicht stimmen, aber es hilft momentan im Austausch über ein konkretes Thema nicht weiter. Bleibe bei dem, was im Moment für Dich aktuell ist, und verzichte darauf, alte Kamellen hervorzukramen. Ein Thema könnt ihr noch ganz gut im Gespräch bewältigen. Noch zusätzlich zurückliegende Themen anzusprechen wird Euch überfordern. Besser ist es, ein altes Thema zu einem anderen Zeitpunkt gesondert anzugehen.
4. Sprich offen!
Es fällt nicht immer leicht, offen und ehrlich über