Wolfram Letzner

Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands


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Schlachtfeld kann mit Führern besichtigt werden. Weitere Informationen: www.roemerschlachtamharzhorn.de/besucher-information.html

      Literatur

      F. Haedecke, Roms vergessener Feldzug – Das Schlachtfeld am Harzhorn, in: A. Hesse (Hrsg.), Deutschlands Supergrabungen (2012) 76–83; M. Geschwinde – P. Lönne, Die Spur der Sandalennägel. Hintergründe zur Entdeckung eines römischen Schlachtfeldes. AiD 2009/2, 38–39; M. Geschwinde – H. Haßmann – P. Lönne – M. Meyer – G. Moosbauer, Roms vergessener Feldzug. Das neu entdeckte römische Schlachtfeld am Harzhorn in Niedersachsen, in: Varusschlacht im Osnabrücker Land GmbH – Museum und Park Kalkriese (Hrsg.), 2000 Jahre Varusschlacht II, Konflikt (2009) 228–232.

      Höhlen – geheimnisvolle Welten unter der Erde! Noch heute geht von diesen Räumen eine große Faszination aus. Dafür gibt es viele Gründe: Mancher Besucher erfreut sich einfach an den Naturwundern, die Höhlen bieten können, andere wiederum werden von ihrer Neugier angetrieben, in Bereiche vorzustoßen, die vielleicht noch nie ein Mensch betreten hat. Vor Tausenden von Jahren aber hatten Höhlen eine ganz andere Funktion. Sie boten als Wohnraum Schutz gegen menschliche oder tierische Feinde und schlechtes Wetter oder waren Kultorte und letztlich auch Begräbnisstätten.

      [17] Osterode – Die Lichtensteinhöhle

      Niedersachsen

      Die Höhle und ihre Überraschungen

      Als im Jahr 1972 eine Gruppe von Höhlenforschern am Nordwesthang des Lichtensteins unweit von Osterode auf der Suche nach einem mittelalterlichen Geheimgang eine Höhle entdeckte, konnten die Beteiligten noch nicht ahnen, welche sensationelle Entdeckung sie gemacht hatten. Statt des vermeintlichen Geheimgangs fand man eine natürliche Höhle, die letztendlich den Namen der über ihr gelegenen Burgruine Lichtenstein erhalten sollte. Das Ereignis, das die Höhle schließlich weltbekannt machen sollte, fiel in das Jahr 1980: In der inzwischen gut erforschten Höhle stießen die Höhlenforscher auf eine unpassierbare Engstelle. Neugierig, was da noch kommen könnte, erweiterten sie die Engstelle und erschlossen fünf neue Kammern.

      Völlig überraschend stieß man auf unzählige Knochenreste und zahlreiche Gegenstände, die natürlich die Archäologen auf den Plan riefen. Bei den nun folgenden Ausgrabungen zeigte sich, dass hier die Skelette von 40 Menschen – Männer, Frauen und Kinder – ruhten. Zwischen den menschlichen Überresten lagen Ringe, Armreifen, Gürtelhaken, Keramik und viele andere Dinge, die schnell eine Datierung der Fundstelle in die Zeit von ca. 1000–700 v. Chr. ermöglichten. Außerdem wiesen andere Funde, Knochen von Nutz- und Wildtieren, aber auch Feuerstellen auf rituelle Mahlzeiten hin. (Abb. 17)

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      Schnell spekulierte man darüber, warum die Toten hier bestattet worden waren. Diese Frage drängte sich umso mehr auf, weil in der „Urnenfelderkultur“, so nennt die Forschung eine bronzezeitliche Kultur, in dieser Zeit die Bestattungssitten von der Körperbestattung zur Totenverbrennung wechselten. Schnell verbreiteten sich Theorien, die von Massenmord über Menschenopfer bis hin zu Kannibalismus reichten. Diese Hypothesen konnten aber alle inzwischen ausgeräumt werden. Tatsache ist, dass die Lichtensteinhöhle als Grablege verstanden werden muss.

      War der Fund allein schon spektakulär, so sollten naturwissenschaftliche Untersuchungen noch ganz andere überraschende Ergebnisse liefern. Als man noch vermutete, es könnte sich hier um einen Opferkult handeln, interessierten sich ab 2002 die Anthropologen der Universität Göttingen für die Skelettreste. Aufgrund der Umgebungsbedingungen war das Knochenmaterial in einem so guten Zustand, dass DNA gewonnen und analysiert werden konnte. Schließlich war klar: Die in der Höhle Beigesetzten gehörten alle zu ein und derselben Großfamilie.

      Bald nach dieser Erkenntnis, im Jahr 2007, führte man bei Bewohnern der Region ebenfalls DNA-Tests durch. Überraschend zeigte sich, dass einige der heute hier lebenden Menschen Nachkommen jener Menschen aus der Höhle waren und so auf einen Stammbaum mit mehr als 120 Generationen zurückblicken können.

      HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle

      Das HöhlenErlebnisZentrum vereinigt zwei Museen. Dabei handelt es sich um das „Museum am Berg“, das den Funden aus der Lichtensteinhöhle gewidmet ist, während sich das „Museum im Berg“ der Geologie der Region widmet.

      Museum am Berg

      Weil die Originalhöhle „Lichtenstein“ selbstverständlich nicht be-sichtigt werden kann, hat man hier ein Museum geschaffen, das unter Nutzung der verschiedensten Medien die Kultur der Bronzezeit anschaulich darstellt.

      Im Zentrum des Museums ist aber die Kopie der Lichtensteinhöhle in Originalgröße zu sehen. Dabei mag sich mancher Besucher die Frage stellen, wie die dort Bestatteten wohl ausgesehen haben mögen. Diese Frage wird eindrucksvoll beantwortet, wenn man vor unter Verwendung moderner Methoden rekonstruierten Köpfen einer kleinen Familie, bestehend aus den Eltern und einer Tochter, steht. Durch diesen Anblick wird man zu der Erkenntnis kommen, dass diese Menschen uns trotz einer zeitlichen Distanz von rund 3000 Jahren sehr nahe stehen.

      Literatur

      St. Flindt, Die Menschen aus der Lichtensteinhöhle: Größter DNA-Pool der Bronzezeit (2010); J. Udolph, Lichtensteinhöhle, Siedlungskontinuität und das Zeugnis der Familien-, Orts- und Gewässernamen, in: S. Brather (Hrsg.), Historia archaeologica. Festschrift für Heiko Steuer zum 70. Geburtstag (2009) 85-105; R. Lange, Der Nachfahre – Ein Leben im Schatten des Lichtensteins (2008).

      An der Tropfsteinhöhle 1, D-37539 Bad Grund, www.hoehlen-erlebnis-zentrum.de

      Eindrucksvoll liegt inmitten einer idyllischen Heidelandschaft das größte Hügelgräberfeld Nordeuropas, in dem sich noch heute ein Hügel an den nächsten reiht. Stellt man sich aber die Landschaft vor rund 2500 Jahren vor, so muss diese Begräbnisstätte noch eindrucksvoller gewesen sein, denn so manches Grab ist im Laufe der Zeit verschwunden.

      [18] Pestrup – nichts als Gräber

      Niedersachsen

      Etwa 3 km südöstlich von Wildeshausen liegt ein riesiges Gräberfeld in der Heide, das 1992 zum Grabungsschutzgebiet erklärt wurde. Auf 39 ha finden sich 531 Hügelgräber, von denen ein Teil in den Jahren 1958/59 untersucht wurde. Es ist davon auszugehen, dass die Nekropole am Ende ihrer Belegungszeit sogar etwa 1000 Grabhügel aufwies. (Abb. 18) Dieser Schwund lässt sich sicher auf Raubgrabungen zurückführen, die wohl im 19. Jh. massiv zunahmen. Daneben gab es in diesem Jahrhundert aber auch die ersten systematischen Grabungen. Der Oberkammerherr Friedrich von Alten (1822–1894), dem wir den Hinweis auf die Raubgrabungen verdanken, führte hier in den Jahren 1876, 1880 und 1882 verschiedene Ausgrabungen durch. Unter den Gräbern, deren Normalgröße zwischen 8 und 13 m liegt, gibt es einige, die durch ihre Größe auffallen und daher unter der Bezeichnung „Königsgräber“ geführt werden. An ihrer Basis haben diese Hügelgräber einen Durchmesser von rund 30 m und waren mindestens 1 m hoch.

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      Das Gräberfeld ist in vielerlei Hinsicht von Interesse, weil man hier