du Sch…«, entfuhr es Tom. »Wenn wir das Ritual nicht richtig hinkriegen, wird Wombie vor unseren Augen … vergammeln?« Unwillkürlich schaute er zu dem Zombie hinüber, aber der wirkte so unbeteiligt wie immer. War Wombie wirklich alles egal, oder glaubte er nur unerschütterlich daran, dass alles gut werden würde? Dieser Gedanke beruhigte Tom ein wenig. Er atmete durch und wandte sich dann wieder an Welf. »Okay, was brauchen wir denn für das Ritual? Ich hoffe, wir finden das alles in unserem Haushalt.«
Welf warf Tom einen seltsam undurchdringlichen Blick zu. Dann las er vor: »1. Das Ritualmesser von Papa Joe, Voodoo-Priester. 2. Der Opferring der Kaili. 3. Ein Kessel, der für die Zubereitung magischer Essenzen der Stufe 5 verwendet wurde.«
Tom stöhnte. »Ritualmesser? Opferring? Magischer Kessel? Ich glaube, das finden wir nicht im Küchenschrank.«
»Nein, aber das Messer finden wir schon mal in Essen«, antwortete Welf, und Tom sah ihn erstaunt an. Der Werwolf hielt Tom das Notizbuch unter die Nase und deutete auf einen Absatz unterhalb der Liste. »Vlarad hat auch recherchiert, wo der Kram zu finden ist. Wir müssen nur hin und die Dinger herholen. Das Messer liegt in einem kleinen Museum in Essen, der Ring ist Teil einer privaten Sammlung, und einen geeigneten Kessel finden wir bei Zoracz.«
»Bei Zoracz?«, wiederholte Tom. »Ausgerechnet bei dem? Echt jetzt?«
Mimi sah ihn fragend an. »Aber das ist doch super! Zoracz steht mit seinem Spiegelkabinett auch auf diesem Rummelplatz. Wir müssen also nur hin und …«
»… ihn fragen, ob er uns vielleicht seinen magischen Kessel ausleiht? Suuuper Idee!« Tom lachte trocken auf. »Der Heini hat mehrfach versucht, mir die Geisterbahn abzuluchsen, er hat Dämonen mit blutigen Schwertern auf uns gehetzt und ist auch ansonsten offensichtlich nicht ganz bubu in der Birne! Und zu dem spaziere ich jetzt einfach mal rüber und sag: ›Hallo Zoracz, alte Wuppe, uns ist gerade die Milch ausgegangen, hast du vielleicht welche im Haus und, ach Gottchen, jetzt hab ich gar nix zum Reinkippen dabei. Ach, na schau doch mal, schütt’s doch einfach in den magischen Kessel der Stufe 5, der da drüben auf deiner Anrichte rumsteht, wir bringen ihn dann auch ganz bestimmt ganz schnell wieder zurück, sobald wir damit etwas völlig Unverdächtiges angestellt haben, was dir sicherlich am Allerwertesten vorbeigeht, nicht wahr? Na dann ist ja alles gut und bis später‹.«
Mimi lachte. »Ich wär auf jeden Fall gern dabei, wenn du das versuchst.«
»Ich nicht«, murrte Tom. »Aber gut, dann lasst uns mal überlegen, wie wir an die Dinge rankommen. Womit fangen wir an?«
»Vielleicht mit dem Einfachsten?«, schlug Mimi vor.
»Okay, es ist mit Sicherheit simpler, in ein Museum einzubrechen, als Zoracz davon zu überzeugen, mir den Kessel auszuleihen.«
Kapitel 5: Ein beleidigter Geist
Zu Toms verhaltener Freude war der Nachmittag auf dem Rummelplatz tatsächlich recht erfolgreich verlaufen. Die Untoten in der Geisterbahn hatten ihren Job perfekt gemacht, die Geisterbahn selbst hatte bis auf einen Wechsel der Hauptsicherung gut durchgehalten, und der Hamster-Vlarad im Rattenkostüm hatte für ein paar ohrenbetäubende Quietscher gesorgt.
Von Montag bis Donnerstag war der Rummelplatz nur bis halb sieben geöffnet, und das passte Tom ganz gut in den Kram, denn schließlich hatten sie ja noch einiges vor. So saß er nun in seinem Zirkuswagen und stapelte die Münzen in Zehner- und Fünfergruppen, um sie danach einfacher zusammenzählen zu können.
Um sieben Uhr hatte er mit seinen untoten Freunden ein weiteres Meeting anberaumt, um einen Plan zu schmieden, wie sie an den Ritualdolch kommen würden.
Schon tummelten sich erfreulich viele Münztürmchen vor Tom, und er nickte zufrieden. So konnte es gerne weitergehen. Allerdings war er, ehrlich gesagt, schon etwas enttäuscht, dass diese Lena von heute Vormittag nicht noch mal zurückgekommen war. Seltsamerweise hatte Tom irgendwie damit gerechnet, auch wenn er nicht genau wusste, warum eigentlich. Vielleicht war sie heute auch noch zu sehr damit beschäftigt, ihren Freund Luca zu pflegen. Dieser Luca, der laut ihr selbst gar nicht ihr Freund war, sondern nur, na ja, ein Freund eben.
Hm. War es das, was Tom so sicher gemacht hatte, dass er sie wiedersehen würde? Warum sonst war es Lena denn wichtig gewesen, ihm zu erklären, dass sie und Luca kein Paar wären? Oder wollte sie einfach generell nicht, dass irgendwer dachte, sie wäre mit so einem Unsympathen zusammen? Also, da gefiel ihm die erste Variante doch deutlich besser.
Tom grinste ein klein wenig in sich hinein, doch dann verdrängte er die Gedanken an das Mädchen und versuchte, sich wieder auf das Stapeln der Münzen zu konzentr…
»Hallo.«
»AAHHH!« Tom erschrak so fürchterlich, dass er beide Beine hochriss und die Knie von unten krachend gegen den kleinen Küchentisch schmetterte. Münzen flogen kreuz und quer durch den Zirkuswagen, verschwanden zwischen Holzdielen, unter dem Bett und hinter der Küchenzeile.
»Mimi!«, rief Tom und fasste sich an die vor Schreck schweißkalte Stirn. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht einfach so neben mir erscheinen sollst!«
»Tom!«, rief Mimi und ahmte seinen Tonfall dabei ziemlich gut nach. »Wie oft müssen wir dir noch sagen, dass du deine telepathische Verbindung mit uns lösen sollst!«
Es dauerte einen Moment, bis Tom verstand, warum sie das gesagt hatte, aber dann fiel ein weiterer Groschen, und zwar in seinem Hirn. Die anderen hatten alles mitgehört, was er in den letzten Stunden gedacht hatte. ARGH!
»Nicht alles«, antwortete ihm da Mimi, und sie klang irgendwie komisch. »Manche von uns haben dann doch anderes zu tun, als dir bei deinem Liebeskummer zuzuhören.«
»W… was, wieso?«, stammelte Tom. Er bemerkte, dass Mimi sauer auf ihn war, konnte aber nicht sagen, warum. Es fühlte sich an, als stünde Wombie mit beiden Beinen auf der Leitung, die Toms Hirn mit Strom versorgte.
Wenigstens hatte er sich so weit im Griff, dass er endlich die telepathische Verbindung in seinem Kopf kappte, damit die anderen nicht weiterhin alles mithörten, was er dachte.
»Gratulation«, sagte Mimi trocken. »Endlich. Ich konnt’s echt nicht mehr hören, das Gesäusel.«
Tom wollte sich gerade bücken, um die Münzen vom Boden aufzuheben, aber nun richtete er sich wieder auf und starrte Mimi an. »Gesäusel? Was meinst du denn damit?«
Statt einer direkten Antwort verwandelte sich das Gespenstermädchen in eine grünlich schimmernde Geistererscheinung von Lena, warf dann theatralisch beide Hände in die Luft und jammerte: »Oh, dieser wunderbare, superknuddeli-wuddelig süße Junge von der Geisterbahn! Werde ich ihn jemals wiedersehen? Buhuuu, buhuuu!«
Augenblicklich fühlte es sich für Tom an, als habe Wombie die Füße von dem Schlauch genommen, und es rumste förmlich, als sein Hirn den ersten Gang einlegte. Mimi hatte Toms Gedanken über Lena mitgehört und war nun … eifersüchtig?
»Aber Mimi!«, beeilte er sich zu sagen. »Ich kenn die doch gar nicht! Ich war doch nur …«
»… enttäuscht, dass sie nicht sofort zu dir zurückgerannt ist, ganz genau!«, unterbrach ihn Mimi hitzig. »Ich meine, du kannst ja rummachen, mit wem du willst, geht mich ja nix an. Pff.«
»Rummachen!?« Tom stand auf und sah Mimi entrüstet an. »Also wirklich, was soll das denn jetzt? Wie kommst du denn auf so was? Und überhaupt, du hättest ja auch weghören können.«
Mimi lachte trocken auf. »Ha, ja genau. Bei der Lautstärke, mit der du deine Liebesschwüre durch den Äther pustest, hätte ich von Vlarad einen Geisterbann der Stufe 13 gebraucht, und trotzdem hätte ich dich noch flüstern gehört.«
»Liebesschwüre?« Tom war fassungslos. »Also, das