Johannes Sachslehner

365 Schicksalstage


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bald auch einen heimtückischen Plan: Gordon lädt Feldmarschall Ilow, die Grafen Trčka und Kinsky sowie Rittmeister Niemann für den Abend des 25. Februar 1634 zu einem Fastnachtsschmaus zu sich auf der Burg ein. Nachdem sich die vier Männer an der reich gedeckten Tafel niedergelassen und ihre Waffen abgelegt haben, fällt man über sie her – die vier Männer haben keine Chance und werden ermordet.

       Der kranke Generalissimus ist seinen Mördern hilflos ausgeliefert: Hauptmann Deveroux führt den tödlichen Stoß. Gemälde von unbekanntem Künstler. Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

      Gordon, Butler und Leslie, noch im Blutrausch, beschließen, keine weitere Zeit zu verlieren und auch Wallenstein sofort zu töten. Walter Butler stellt ein Mordkommando aus sechs Dragonern zusammen; er selbst wird sie begleiten. Es ist zwischen 20 und 21 Uhr, als die sechs Dragoner, angeführt von Hauptmann Deveroux, in das Haus, in dem sich Wallenstein einquartiert hat, eindringen. Oberst Butler bleibt vor dem Gebäude und beobachtet das Fenster von Wallensteins Schlafzimmer. Brennende Kienspäne in den Händen, stürzen die Soldaten die Treppe hinauf in den ersten Stock, verletzen den Mundschenk des Herzogs, der sich ihnen entgegenstellt, am Arm, wenden sich zu den Gemächern Wallensteins und stoßen im Vorzimmer seinen Kammerherrn nieder, der verzweifelt versucht sie aufzuhalten.

      Die Tür zum Krankenzimmer ist verriegelt, für die Attentäter jedoch kein Hindernis. Die Männer brechen sie auf, drängen in den Raum, Deveroux brüllt den Herzog an: „Oh, Ihr verräterischer Schelm! Gott selbst kommt jetzo Rache nehmen ob Eurer gottlosen Pläne und Verrätereien. Von dieser Hand empfanget Euren Lohn und verdiente Strafe!“ Wallenstein, im leinenen Nachthemd, schafft es von seinem Bett noch zum Tisch in der Mitte des Zimmers, versucht um Gnade zu bitten, doch da stößt ihm Deveroux bereits die Hellebarde in die Brust, reißt die Waffe nach oben, zerfetzt Lunge und Hauptschlagader, nach wenigen Sekunden ist der Oberbefehlshaber der habsburgischen Armeen tot.

      Der Leichnam wird in einen roten Teppich gewickelt, dann schleift man ihn die Treppe hinunter, wirft ihn vor dem Haus auf einen Leiterwagen und bringt ihn zur Burg, wo er neben den anderen Ermordeten seinen Platz findet. Walter Butler schreibt selbst einen Brief an den Kaiser, befürchtet er doch, dass man in Wien seine „Verdienste“ nicht richtig einzuschätzen weiß. Doch Ferdinand, tief erleichtert über das Gelingen der „Exekution“, wird sich nicht lumpen lassen …

       Das Februarpatent

      Der junge Kaiser Franz Joseph ist kein Freund der Verfassung. So erklärt er im Ministerrat vom 29. Juni 1860, „keine Beschränkung der monarchischen Gewalt durch eine Verfassung zu gestatten und lieber allen Stürmen entgegentreten zu wollen“. Starke Worte, die jedoch rasch überholt sind. Die schwierige Lage der Monarchie nach der Katastrophe von Solferino (siehe 24. Juni) zwingt ihn zu einem Umdenken, der Weg zur konstitutionellen Monarchie zeichnet sich immer deutlicher ab.

       Eine neue Verfassung für den österreichischen Kaiserstaat: das Februarpatent (Titelseite).

      Am 20. Oktober 1860 erlässt er das „Oktoberdiplom“, das als „beständig unwiderrufliches Staatsgrundgesetz“ die Einheit des Reiches sichern soll und einen „Reichsrat“ vorsieht, der für die Staatsfinanzen, Zölle, Verkehr und Militärwesen zuständig sein soll; für Ungarn soll die alte ständische Verfassung aus der Zeit vor 1848 in Kraft treten, neue „Landesordnungen“ sollen für die anderen Königreiche und Provinzen gelten – ein Kompromiss, der schnell auf heftige Kritik stößt. Franz Joseph beauftragt daher den großdeutschen Liberalen Anton Ritter von Schmerling (1805 – 1893) mit der Ausarbeitung einer neuen „Verfassung“. Auch Schmerling hält am zentralistischen Grundgedanken fest, erstmals wird jedoch für den Reichsrat ein Zweikammernsystem festgeschrieben: Das „Herrenhaus“ besteht aus erblichen oder ernannten Mitgliedern, das „Abgeordnetenhaus“ wird dagegen durch die direkte Wahl der einzelnen Landtage bestellt, wobei das sogenannte „Kurienwahlrecht“ gilt: Großgrundbesitzer, Handels- und Gewerbekammern, Städte und Märkte sowie die Landgemeinden wählen jeweils ihre Vertrter; wahlberechtigt ist nur der direkt Steuer zahlende Bürger. Vorgesehen sind 343 Abgeordnete, davon allein 120 für die ungarischen Länder – sie sollen mit dem „engeren Reichsrat“ der österreichischen Reichshälfte über wichtige gemeinsame Interessen entscheiden.

      Am 26. Februar 1861 wird die neue Verfassung publiziert; rasch zeigen sich ihre Schwächen: Die von Schmerling vernachlässigten Tschechen protestieren prompt gegen die vorgesehene Mandatsverteilung, verlassen den Reichsrat und bleiben ihm 17 Jahre lang fern. Aber auch die Ungarn, Kroaten und Italiener boykottieren den Reichsrat, der so ein „Rumpfparlament“ darstellt.

       Bauernaufstand in Niederösterreich

      Anno Domini 1597 entfällt in Niederösterreich der Fasching. Im Most- und Waldviertel haben sich die Bauern gegen die Grundherren erhoben; Landesherr Erzherzog Matthias verbietet daher alle „Lustbarkeiten“ und rüstet zum Kampf gegen seine widerspenstigen „Untertanen“, die es wagen, wegen drückender Abgaben zu den Waffen zu greifen. Er befiehlt die Rekrutierung eines Söldnerheers, das Kommando über die etwa 3.000 Mann starke Truppe überträgt er dem berüchtigten böhmischen Heerführer Wenzel Morakhsy, der mit dem Titel „Generalobrist der niederösterreichischen Stände“ ausgestattet wird und am 10. Februar 1597 – die Aufständischen, unter denen sich auch viele Handwerker befinden, haben zwei Tage zuvor unter ihrem „Oberhauptmann“ Hans Markgraber Ybbs an der Donau erobert und rücken gegen Melk vor – den Auftrag erhält, vom Sammelpunkt Leitzersdorf aus mit seiner Truppe in Richtung Krems zur „Strafexpedition“ gegen die aufsässigen Bauern aufzubrechen. Die Männer Morakhsys sind kampferprobte Landsknechte, eine „Elitetruppe“, gegen die zu bestehen den schlecht bewaffneten und unerfahrenen „Rebellen“ unmöglich ist. Die Anführer der „Bauernhaufen“ wissen, dass ihnen damit ein Kampf auf Leben und Tod droht, viele ihrer Gefolgsleute ziehen es daher vor, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, andere vertrauen den sehr geschickten Unterhändlern des Erzherzogs, die all jenen Straffreiheit zusichern, die die Waffen niederlegen und friedlich nach Hause zurückkehren würden.

      Nicht so die aufständischen Waldviertler, die von Andreas Schrembser, einem 75jährigen (!) Bauern aus Dobersberg, und einem Schmied namens Angerer geführt werden – man will, so der Plan, die Söldner in der Nähe von Langenlois zum Kampf stellen. Als man am 27. Februar erfährt, dass in Hadersdorf eine Abteilung Reiter Morakhsys eingetroffen ist, zögern sie daher nicht und greifen an: Es gelingt ihnen, die Söldner zu überraschen; 15 Soldaten werden getötet, die Bauern erbeuten 40 Pferde und zahlreiche Waffen. Der Jubel über den „Sieg“ währt jedoch nur kurz: Einige Reiter, die dem Überfall entkommen sind, benachrichtigen die Hauptabteilung von Morakhsys Kavallerie und diese nimmt nun blutige Rache für den Tod ihrer Kameraden: Die Bauern werden noch am selben Tag bei Straß im Straßertale gestellt und vernichtend geschlagen, etwa 200 Aufständische verlieren in dem Blutbad ihr Leben, die Überlebenden, unter ihnen auch Schrembser und Angerer, fliehen in die Weinberge; wer verdächtig ist, mit den „Rebellen“ zusammenzuarbeiten, wird kurzerhand am nächsten Baum gehängt oder man schneidet ihm Nase und Ohren ab; Straß und mehrere Dörfer werden von den Reitern Morakhsys niedergebrannt.

      Schrembser und Angerer versuchen zwar, den Kampf wieder aufzunehmen, und erlassen noch einmal ein „Aufgebot“, ein Vorstoß auf Krems scheitert jedoch, ebenso der Versuch Markgrabers, St. Pölten zu erobern. Der Aufstand bricht Anfang April 1597 zusammen. Wenzel Morakhsy und seine Henker ziehen in der Folge eine blutige Spur durch das Land.

       Der Horea-Aufstand

      Er heißt eigentlich Vasile Ursu Nicolae, die Menschen in den Tälern des westkarpatischen Apuseni-Gebirges