Rollin Becker

Rollin Becker - Leben in Bewegung & Stille des Lebens


Скачать книгу

und zwar so lange wie bei einer Behandlung rheumatoider Arthritis – also sechs bis zwölf Monate. Man muss ihnen sagen „Sie werden sich einige Zeit noch nicht besser fühlen, und ich werde nicht versuchen, Ihnen zu beweisen, dass es aufwärts geht. Der Mechanismus muss uns beiden beweisen, dass Sie es Ihnen besser geht.“ Plötzlich, nach zwei bis drei Monaten, fühlt es sich nicht wie 20, sondern wie 25 Volt an. Wenn die Patienten das nächste Mal kommen, fällt es wieder auf 23 zurück und steigt dann auf 27. Später kommen sie, und das Ding ist dabei, sich aufzuladen. Und schließlich kommen sie eines Tages in die Praxis (die Korrekturen finden normalerweise zwischen den Behandlungen statt, nicht während der Patient auf der Behandlungsbank liegt), man legt seine Hand an den Mechanismus und er sagt: „110 Volt – wirf sie raus.“ Also tu ich das, und das ist das Ende des nervösen Zusammenbruchs.

      Ich hatte eine Patientin, bei der es genauso ablief, wie ich es euch beschreibe, nur dass sie zufällig gerade zur Behandlung in der Praxis war, als sie die letzte große Korrektur machte. Es war intensiv: Sie drohte, von der Behandlungsbank zu springen und mich zu prügeln, weil sie nicht mochte, was geschah. Was sie in diesem Moment der Veränderung spürte, war genau das Gleiche, was sie über eine Reihe von Jahren sechs oder sieben Mal gefühlt hatte – immer genau zu dem Zeitpunkt, bevor sie wieder ins Krankenhaus musste. Sie hätte diese Korrektur zwischen den Behandlungen machen können, aber so war es nicht. Zufälligerweise machte sie sie, als sie in der Praxis war, und so konnte ich es beobachten. Wichtig ist, dass wann immer so eine Korrektur stattfindet, man das nächste Mal, wenn der Patient in die Praxis kommt, weiß, dass es seinem Mechanismus gut geht. Dann sage ich: „Behandlung beendet.“ Diese Patientin also erlebte danach den Tod ihres Ehemannes und zwei oder drei andere Erfahrungen, die sonst zu einem Krankenhausaufenthalt geführt hätten, und war davon nicht über den normalen Umfang hinaus beeinträchtigt. Sie hatte ihre volle elektrische Ladung von 110 Volt aufrechterhalten und kam mit dem Leben zurecht.

      Wir wählen also einen physiologischen Ansatz bei einigen dieser Menschen, die wirklich einen physiologischen Nervenzusammenbruch haben. Es gibt irgendetwas, was diesen Zusammenbruch ausgelöst hat – keine Krankheit, ich weiß nicht was – etwas hat ihn ausgelöst, aber eine Wiederherstellung ist möglich.

      Wenn ihr einen Patienten mit vielen Problemen habt und er leidet bis zu einem gewissen Grad unter chronischen Einschränkungen, die Hilfe notwendig machen, bezieht alle im Patienten vorhandenen Faktoren mit ein. Auch wenn zu seiner schlimmen Anamnese eine Menge Unfälle oder viele Erkrankungen gehören, und mögen die auch in der frühen Kindheit geschehen ist: Nehmt all diese Faktoren in euren Tastsinn mit auf, so dass ihr beim Lesen dieser Gewebe innerhalb der Toleranzzone bleibt, die an diesem speziellen Tag für Diagnose und Behandlung zur Verfügung steht. Diese Probleme existieren schon seit Langem – es macht also keinen Sinn, heranzustürmen und eure wunderbaren Entdeckungen auf die Patienten zu projizieren und für sie noch mehr Probleme zu schaffen, als sie ohnehin schon haben. Bleibt innerhalb der Toleranzschwelle von kranken oder vielfach traumatisierten Menschen, wenn ihr euer Behandlungsprogramm startet, und lasst zu, dass sich die Dinge mit der Zeit entwickeln können. Das ist viel erfolgversprechender und macht wesentlich mehr Spaß.

      Rheumatoide Arthritis: Ich gehe davon aus, dass all meine Patienten mit rheumatoider Arthritis auch anderen Ärzte konsultieren. Mich suchen sie auf wegen der Dinge, die ich über die Wissenschaft des menschlichen Körpers weiß, und das bekommen sie von mir, so gut wie ich es vermag. Meine Patienten mit rheumatoider Arthritis behandle ich mit der CV4-Technik, Punkt. Techniken, bei denen man mit den einzelnen Gelenken arbeitet usw., verwende ich nicht. Für mich ist rheumatoide Arthritis eine Erkrankung des Bindegewebes, des Kollagens, vom Kopf oben bis zu den Fußsohlen. Überall gibt es eine Stase. Angenommen, ihr wollt eine Methode, mit der ihr das komplette Kollagen-System auf direkteste und schnellste Art und Weise beeinflussen und in ihm den Wunsch verankern könnt, alle seine Flüssigkeiten und Zellen auszutauschen, damit es so sein kann, wie es wirklich sein soll, und zwar von Kopf bis Fuß, auch in all den kranken Gelenken. Was für eine Art physiologischer Medizin würdet ihr dann anwenden? Eine CV4-Technik, Punkt.

      Überarbeitete Fassung eines Vortrages, gehalten 1976 im Rahmen eines Fortgeschrittenen-Kurses der Sutherland Cranial Teaching Foundation in Milwaukee, Wisconsin.

      CV4-TECHNIK (KOMPRESSION DES VIERTEN VENTRIKELS)

      Der Kontakt eurer Hände sollte an den lateralen Seiten des Supraokziputs sein, medial der Sutura occipitomastoidea. Dann wenden wir eine feinfühlige Kompression in diesen Bereichen an, um sanft die Flüssigkeit, das Gehirn, die reziproke Spannungsmembran, also alles im Bereich unterhalb des Tentorium cerebelli, zu komprimieren. Wir komprimieren leicht und verlangsamen die Motilität des Zentralen Nervensystems. Wir verlangsamen die Bewegung der reziproken Spannungsmembran, wir verlangsamen die Fluktuation des Liquor cerebrospinalis und wir verlangsamen die Mobilität des kranialen Gelenkmechanismus, bis die Tide des Liquor cerebrospinalis durch ihren Stillpunkt geht.

      Wenn man eine Behandlung vornimmt, darf man nicht über das Golfspiel nächste Woche nachdenken. Man muss sich konzentrieren und spüren, was innerhalb dieses Fluid Drive geschieht, wenn man damit arbeitet und ihn auf intelligente Weise nutzt. Er besitzt Intelligenz; fügt eure eigene dazu und bleibt während des gesamten Behandlungsprogramms dran – bleibt in Kontakt. Dies macht die Korrektur für den Patienten viel sicherer und verhindert Behandlungsreaktionen.

      Mit einer CV4-Technik als zusätzliche Behandlung kann man bei Patienten mit rheumatoider Arthritis wunderbare Resultate erzielen. Aber man muss dasitzen und eine CV4-Technik bei ihnen durchführen, und das kann eine Herausforderung sein. Fälle mit rheumatoider Arthritis sind vom Kopf bis zu den Fußsohlen krank. Jedes Bindegewebe in ihren Körpern sagt: „Ich bin voll von Melasse, die so zäh ist, wie im Januar; und wenn du denkst, dass ich mich für dich ändere, hast du Pech.“ Mischt euch bei Patienten mit rheumatoider Arthritis nicht in ihre Medikation ein. Ich gebe ihnen lediglich jede Woche eine CV4-Technik. Bei einem neuen Patienten mit rheumatoider Arthritis kann es lange dauern, wenn man an diesem Supraokziput sitzt, bis man die Tide des Liquor cerebrospinalis hinunter zu einem Stillpunkt bringt. In jedem Körpergewebe gibt es Ärger, in allen Faszien, in allen Lymphbahnen des Körpers. Ich mache also nicht nur eine CV4-Technik im Bereich des vierten Ventrikels, ich mache eine CV4-Technik, die das gesamte Muster des Liquor cerebrospinalis im ganzen Körper beeinflusst.

      In einem Fall musste ich 45 Minuten sitzen und warten, bis diese Flüssigkeit in einen Stillpunkt und durch ihn hindurch kam, bevor dieses Supraokziput heiß wurde. Als der Patient das nächste Mal wiederkam, dauerte es lediglich 40 Minuten, und das nächste Mal nur noch 30. Wir bewegten uns also in die richtige Richtung. In ungefähr sechs bis zwölf Monaten wird es die normalen sieben Minuten dauern, und der Patient wird lebendig sein. Er wird immer noch rheumatoide Arthritis haben – das ist nicht der Punkt. Aber er wird wieder lebendig sein.

      Betonen möchte ich hier, dass die CV4-Technik eine lebendige Behandlung ist. Man muss die Qualität der Flüssigkeit im Mechanismus lesen und die Qualität der Gewebe. Bei einer CV4-Technik geht es nicht einfach um eine Routine, bei der man seine Hände anlegt, etwas macht, und dann passiert’s. Ihr müsst wirklich die Qualität des gesamten Mechanismus lesen, wenn ihr eine CV4-Technik anwendet.

      Wie viel Druck ihr am Supraokziput ausübt, ist von Patient zu Patient und von Behandlung zu Behandlung unterschiedlich – manche sind zäher und manche sind sanfter. Ihr könnt Überreaktionen bekommen, wenn ihr eine CV4-Technik am Supraokziput macht, besonders wenn der Patient eine Dysfunktion im okzipitomastoidalen Bereich hat – egal ob diese Dysfunktion seit 25 Jahren oder 25 Minuten existiert. Diese Patienten haben auf der Seite der Dysfunktion bereits eine Kompression des Supraokziputs in Relation zum Os temporale – und jetzt komprimiert ihr es noch mehr. Dysfunktionen im okzipitomastoidalen Bereich sind berüchtigt dafür, Überreaktionen auszulösen. Man kann wirklich ein Problem bekommen, wenn man eine CV4-Technik im Bereich einer okzipitomastoidalen Dysfunktion macht und dabei von beiden Seiten des Supraokziputs aufs Geratewohl die gleiche Kraft